Ex-Pumas-Kapitän Pablo Matera zu Anti-Diskriminierungs-Kurs verdonnert
Geschrieben von TotalRugby Team
Dienstag, 29. Dezember 2020
Darf nach einem Anti-Diskriminierungs-Kurs wieder als Pumas-Kapitän spielen: Pablo Matera.
Der Weg für Argentinien-Kapitän Pablo Matera, sowie für die drei weiteren in den Rassismus-Skandal verwickelten Pumas-Spieler zurück in den Nationalkader, ist nunmehr frei. Das Trio, deren zum Teil fast zehn Jahre alten Tweets einen riesigen Skandal ausgelöst hatten (TR berichtete), wurde zu einem Anti-Diskriminerungskurs verdonnert. Nach einer „erfolgreichen Absolvierung“ dieses Trainings, steht einer Rückkehr nichts mehr im Wege. Matera könnte Argentinien wieder als Kapitän aufs Feld führen.
Kapitän Matera, Santiago Socino und Guido Petti waren für das letzte Spiel der Pumas Anfang des Monats gegen Australien suspendiert worden, nachdem schockierende Tweets wie „Heute ist ein großartiger Tag um ein paar Schwarze zu überfahren“ an die Öffentlichkeit geraten waren. Eine Disziplinarkommission hatte seitdem die sieben bis zehn Jahre alten Tweets, die Matera im Alter von 18 bis 20 Jahren gepostet hatte, sowie den gesamten Vorgang fast einen Monat lang unter die Lupe genommen. Der vom argentinischen Verband veröffentlichte Bericht konkludiert nun, dass der „entstandene Schaden wiedergutgemacht werden muss“.
Matera und die beiden anderen in den Skandal verwickelten Spieler, Juan Pablo Socino und Guido Petti, müssen nun einen Anti-Diskriminierungskurs absolvieren. Dieser wird drei Mal zwei Stunden lang unter anderem Vorurteile gegenüber gesellschaftlichen Randgruppen behandeln. Das Pumas-Trio muss im Anschluss ein Video aufnehmen, dass zu Anti-Diskriminerungs-Schulungen von Nachwuchsspielern eingesetzt werden kann und dazu werden die drei angehalten, sich für weitere wohltätige Zwecke zu engagieren.
Sofern Materas Anstrengungen zur Wiedergutmachung vom Verband UAR im Nachhinein als zufriedenstellend betrachtet werden, wird er wieder als Kapitän eingesetzt. Angesichts seiner Leistungen vor dem Twitter-Skandal vor allem beim historischen Sieg über die All Blacks (TR berichtete) dürfte davon auszugehen sein, dass dem Verband alles daran liegen wird, Matera Läuterung zu attestieren. Gleiches dürfte für Petti und Socino gelten, deren Tweets zum Teil krass antisemitische Thesen, verpackt als Humor, enthielten.
Im November führte Matera los Pumas zum Triumph gegen die All Blacks, 2021 dürfte er wieder als Kapitän auflaufen
Der Skandal hatte auch deswegen dermaßen große Schockwellen ausgelöst, da die Rugby-Community in Argentinien als privilegiert gilt. Ein Großteil der Spieler stammt aus wohlhabendem Haus und genoss eine Privatschulausbildung. Materas abfällige Äußerungen gegenüber Hausmädchen indigener Abstammung, die den Hass ihnen gegenüber verdient hätten, da sie ihre Arbeit schlecht verrichteten, verstärkte dieses Bild vom reichen arroganten Rugger nur noch mehr.
Und das in einer erneuten schweren Wirtschaftskrise, die das Land bereits vor der Pandemie heimgesucht hat. In Argentinien sind soziale Ungleichheiten besonders stark ausgeprägt. Im Pandemie-Jahr 2020 leben mittlerweile über 40 % der Bevölkerung Unterhalb der Armutsgrenze. Diese beträgt laut Definition der argentinischen Regierung 2,61€ pro Tag. Jeder fünfte lebt gar von weniger als 2 US-Dollar, also 1,63 € pro Tag. Besonders Indigene, also von den Ureinwohnern Südamerikas abstammende Teile der Bevölkerung, sind besonders häufig von Armut betroffen.
Für Argentiniens Rugby-Verband ist das Image des Sports natürlich auch ein Problem, da weiten Teilen der unteren Einkommensschichten Rugby fremd bleibt. Damit fallen diese sowohl als potenzielle Spieler, als auch als Kunden weg. Ob der öffentliche Gang nach Canossa des Skandal-Trios daran was ändern wird, bleibt fraglich. Immerhin hat Argentiniens Verband UAR nicht versucht, den Skandal unter den Teppich zu kehren.