Start in den Europacup: Exeter will Europas Krone verteidigen
Geschrieben von TotalRugby Team
Freitag, 11. Dezember 2020
Der Europacup startet in die neue Saison - wer beerbt die Exeter Chiefs, die im Oktober erstmals Europas Rugby-Krone holten? Foto (c) EPCR
Vor knapp zwei Monaten holte sich der englische Meister Exeter Chiefs erstmals in seiner Geschichte den Champions Cup. Nun macht sich das Team aus Englands Südwesten auf, Europas Krone zu verteidigen. Pandemiebedingt ist dieses Jahr vieles anders: Durch den verspäteten Start ist die Gruppenphase wird diese in einem neuen verkürzten Format abgehalten. Fans in Deutschland können die Spiele legal verfolgen, müssen dafür aber zahlen.
Das Format
Da die Vorsaison erst im Oktober beendet werden konnte, wenn normalerweise schon der Start in die neue Spielzeit erfolgt wäre, musste das Format des diesjährigen Champions Cups verkürzt werden. Die Gruppenphase wird im Dezember und Januar ausgespielt, danach geht es bereits in die K.O.-Phase. Statt fünf Vierer-Gruppen gibt es dieses Mal nur zwei Zwölfer-Gruppen, jedoch spielt nicht wie üblich jeder gegen jeden.
Stattdessen sind die Teams in vier Kategorien nach ihrer Leistungsstärke eingeteilt, so dass die Top-Mannschaften in der Gruppenphase noch nicht aufeinandertreffen. Die besten beiden aus einer der drei Ligen Top 14, Premiership und Pro 14 spielen jeweils gegen zwei Teams der schlechtesten Gruppe aus den anderen Ligen. Die Teams der mittleren Leistungsstärke spielen jeweils gegeneinander und am Ende kommen nur die besten vier Teams der beiden Gruppen ins Viertelfinale des Champions Cups, das dieses Mal mit Hin- und Rückspiel ausgetragen wird.
Die beiden Champions-Cup-Gruppen, sortiert nach vier Leistungsgruppen (Tiers)
Durch dieses Format trifft ein Team nur auf zwei Gegner aus der Zwölfer-Gruppe, spielt jedoch Heim und Auswärts. Die besten Teams der drei Ligen gehen zumindest auf dem Papier mit einem großen Vorteil in den Wettbewerb. Jedoch wurde zur Bestimmung der Leistungsstärke eines Teams der Stand beim Liga-Abbruch im März herangezogen, da die Top 14 nicht zu Ende gespielt wurde, im Gegensatz zur Premiership und Pro 14.
So ist Frankreichs Rekordmeister Stade Toulousain als damaliger Siebter der Top 14 mit all seinen Stars in der schlechtesten Leistungsgruppe und trifft so auf das topgesetzte Team Ulster aus Belfast. Die Franzosen dürften am heutigen Abend als klarer Favorit gelten, trotz der Setzliste, in der sie als Mannschaft der schlechtesten Gruppe geführt werden. Noch vor drei Monaten hatten sie Ulster im Viertelfinale mit 36-8 vom Platz gefegt.
Die Favoriten
Mit den Londoner Saracens fehlt einer der ganz großen Anwärter auf den Titel. Der Sieger der Jahre 2016, 2017 und 2019 wurde bekanntermaßen wegen Finanzdopings in England mit dem Zwangsabstieg bestraft und darf so auch nicht im Champions Cup antreten. Stars wie Billy Vunipola, Maro Itoje und Owen Farrell werden also nur zusehen, während die Konkurrenz um Europas Rugby-Krone antritt.
Saracens Dauer-Rivale Leinster war letztes Jahr gegen die Londoner im Viertelfinale rausgeflogen und dürfte dieses Jahr auf seinen fünften Titel in diesem Wettbewerb aus seien. Johnny Sexton und Co. bekommt es auf dem Weg ins Viertelfinale mit den zuletzt schwächelnden Engländern aus Northampton und Montpellier zu tun, aktuell nur Elfter in der Top 14.
Der Titel-Triuph der Exeter Chiefs im Finale im Oktober
Auch Stade Toulousain hat es auf den fünften Stern auf dem Trikot abgesehen - Frankreichs beste Vereinsmannschaft steht aktuell ebenfalls bei vier Europapokal-Siegen und dürfte sich dann mit Fug und Recht beste Mannschaft Europas nennen. Neben den Ulster-Men aus Nordirland müssen darüber hinaus auch Siege gegen Titelverteidiger Exeter her.
Die Chiefs haben einen perfekten Start in die Premiership hingelegt, drei Spiele und drei Bonuspunktsiege. Ihr brutal effektives Rugby und ihr mittlerweile mit vielen Stars bestückter Kader dürfte ihnen erneut eine gute Titelchance geben. Die Bristol Bears und Wasps aus der Premiership haben es ebenso auf einen Platz im Viertelfinale abgesehen.
Racing 92 aus Paris um Spielmacher Finn Russel dürfte nach dem Finaleinzug im Oktober ebenso ein Wörtchen um den Titel mitreden. Aktuell stehen die Himmelblauen aus den noblen westlichen Vororten von Paris auch in der Top 14 als Dritter gut da. Gegen Connacht und Harlequins haben die Franzosen einen relativ leichten Weg ins Viertelfinale. Ebenso könnte Bordeaux dieses Jahr eine größere Rolle spielen - mit zahlreichen Neuzugängen und mit den Dragons und Northampton mit einem einfachen Weg ins Viertelfinale, machen sich die Franzosen Hoffnungen weit zu kommen.
Die Stars
Neben den bekannten Top-Stars der Six-Nations-Teams, wie Johnny Sexton, Finn Russel, Romain Ntamack und Antoine Dupont, sind zahlreiche Neuzugänge erstmals im Champions Cup unterwegs.
Finalist Racing hat mit Kurtley Beale einen spektakulären Neuzugang unter Vertrag genommen. Der mittlerweile 31-jährige Australier hat 98 Einsätze für die Wallabies absolviert und gilt als einer der besten Kreativspieler der letzten Jahre. Toulon hat mit Ma’a Nonu einen weiteren Alt-Star unter Vertrag genommen. Mit seinen 38 Jahren ist 103-fache All Black ein Routinier, spielt aber in Frankreich immer noch auf hohem Niveau.
Von den neuseeländischen Hurricanes kommt Ben Lam nach Bordeaux und damit in den Europapokal. Der ehemalige Siebener-Nationalspieler Neuseelands zählte zuletzt zu den besten Versuche-Sammlern im Super Rugby und versucht sich nun an Europas bestem Wettbewerb. Ebenso bei Bordeaux ist Zweite-Reihe-Stürmer Guido Petti neu dabei - der Pumas-Star, zuletzt im Rassismus-Skandal verwickelt, war Teil des Teams, das die All Blacks schlagen konnte.
Irlands Top-Team Munster hat Springbok-Riese RG Snyman von den Honda Heat aus Japan losgeeist. Jedoch dürfte der 2,06-Meter-Mann erst in der K.O.-Phase ins Geschehen eingreifen, nachdem er sich in der Pro 14 eine Knie-Verletzung zugezogen hatte. Ebenso von den Springboks zu Munster: Der bullige Innendreiviertel Damien de Allende, der bei der Weltmeisterschaft in Japan einer der Leistungsträger der Boks war.
Pay per View Streaming in Deutschland
Nachdem DAZN seine Rechte für die Europacup-Wettbewerbe nicht verlängert hat, gibt es aktuell keinen Sender, der den Wettbewerb überträgt. Der Veranstalter EPCR bietet wie schon beim Finale kostenpflichtige Streams. Mit 3,99€ für Challenge-Cup-Spiele, 4,99€ für Champions-Cup-Spiele und einem Spieltagspass für 8,99€, der einem Zugang für alle Spiele eines Wochenendes gibt, ist der Spaß allerdings nicht sonderlich günstig. Auf EPCR.tv gibt es Zugang zu den Streams mit englischem Kommentar.