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Vom Helden zum Buhmann: Rassismus-Skandal um Pumas-Kapitän Pablo Matera
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 1. Dezember 2020

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Vom Held zum Buhmann: Los-Pumas-Kapitäns rassistische Tweets haben in Argentinien für einen handfesten Skandal gesorgt.

Er hatte seine Nationalmannschaft vor zwei Wochen mit einer überirdischen Leistung zum historischen ersten Sieg über die All Blacks geführt, nun stecken Pumas-Kapitän Pablo Matera und zwei seiner Mitspieler tief in einem Rassismus-Skandal. Eine Reihe von Tweets des Dritte-Reihe-Stürmers, die zum Teil bereits acht Jahre alt sind, allerdings schockierende Äußerungen enthalten, haben Matera nun sein Kapitänsamt gekostet. Er hat sich bereits für die Äußerungen entschuldigt, wurde aber vom Verband dennoch vorerst suspendiert.

Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Hass gegenüber Immigranten und in einem Fall auch Antisemitismus - was seit gestern Abend über drei Spieler der Pumas und ihre Twitter-Vergangenheit bekannt wurde, ist mehr als nur ein wenig unappetitlich.

Bereits die Tatsache, dass die All Blacks  dem verstorbenen argentinischen Nationalhelden Maradona die Ehre erwiesen hatten, los Pumas aber nicht, hatte in Argentinien für großes Unbehagen gesorgt. Nun der Skandal um die alten Tweets dreier Stars des Nationalteams - los Pumas haben innerhalb kürzester Zeit den Kredit in der argentinischen Öffentlichkeit verspielt, den sie sich mit dem historischen Sieg über Neuseeland erarbeitet hatten.

Man könnte meinen, dass Tweets von einem berühmten Rugbyspieler aus seinen späten Teenager-Jahren heute nicht mehr relevant seien. Doch sie offenbaren einen tief sitzenden Hass gegenüber gesellschaftlichen Randgruppen, die mit den Werten des Rugby unvereinbar sind. Einige Kostproben von Kapitän Matera, die bis zur Löschung seines Twitter-Accounts letzte Nacht öffentlich einsehbar waren:



„Heute ist ein großartiger Tag um ein paar Schwarze zu überfahren“

„Südafrika Baby, immerhin kann ich dieses Land voller Neger verlassen“

„Der Hass gegenüber Bolivianern und Paraguayern kommt meist daher, dass die Haushaltshilfe Mal ein Haar in deinem Essen hinterlassen hat“

Wie Matera seinen Vereinskollegen von Stade Français diese Tweets erklären wird, dürfte interessant sein. In der dritten Sturmreihe der Pariser spielt er unter anderem mit Frankreich-Nationalspieler Seckou Makalou, der dunkelhäutig ist. Dabei richten sich Materas Hass-Tweeets, die er allesamt im Alter von 18 bis 20 Jahren verfasst hatte, eigentlich nicht einmal gegen Schwarze.

In Argentinien, wie in großen Teilen Lateinamerikas, sind mit diesen abfälligen Begriffen die Mestize-Bevölkerung sowie die Indigenen gemeint. Also Menschen, die zum Teil oder ganz von den Ureinwohnern Süd- und Mittelamerikas abstammen. Diese sehen sich auch Jahrhunderte nach der spanischen Eroberung des Kontinents noch großen Benachteiligungen ausgesetzt.

Auch wenn diese in vielen Ländern Lateinamerikas die klare Bevölkerungsmehrheit stellen, findet man sie selten in gesellschaftlichen Entscheider-Positionen. Boliviens ehemaliger Präsident Evo Morales war eine seltene Ausnahme. Da gerade in Argentinien Rugby als Sport der privilegierten Weißen gilt, verfestigt dieser Skandal den Stereotyp über das Nationalteam.


Zumal mit Guido Petti und Santiago Socino zwei weitere Spieler betroffen sind. Die Äußerungen Socinos auf Twitter sind noch schockierender, als die Materas. Er hatte auf Twitter suggeriert, dass man aus den Fans eines Fußball-Klubs in Buenos Aires, der für seine jüdischen Anhänger bekannt ist, Seife machen würde, wenn man Mal wieder jemanden wie Hitler an der Regierung hätte. Socino, der sich mittlerweile ebenfalls öffentlich entschuldigte hatte auch getwittert: „Ich bin nicht für Apartheid, aber können wir separate Busse für die Schwarzen einführen, die laute Cumia-Musik hören?“

Für den Sport, der gerade in Argentinien und Chile zuletzt über seine traditionelle Basis in der weißen Mittel- und Oberschicht gewachsen war, ist dieser Skandal eine Katastrophe. Dementsprechend schnell reagierte der Verband UAR und suspendierte die involvierten Spieler. Matera verliert darüber hinaus sein Kapitänsamt.

Der Dritte-Reihe-Stürmer hat sich bereits entschuldigt und betont, dass er mit 27 nicht mehr dieselben Ansichten habe, wie mit 18 oder 19. „Ich muss die Verantwortung für das übernehmen, was ich vor neun Jahren geschrieben habe - ich schäme mich dafür und möchte mich bei allen entschuldigen, die diese Tweets beleidigt haben“, so Matera.

In Argentinien dominiert der Skandal aktuell die Medien. Rassismus gegenüber Immigranten und Indigenen ist laut Beobachtern in Argentinien heute noch weit verbreitet und wurde bis vor kurzem gesellschaftlich toleriert. Wenn dieser Skandal etwas Gutes hat, dann dass offen über dieses Thema geredet wird und so einigen Menschen klar wird, dass Rassismus im 21. Jahrhundert keinen Platz in der Gesellschaft hat.

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