Es ist soweit, heute Abend feiert Julius Nostadt endlich sein Pflichtspiel-Debüt für Castres Olympique.
Die Umstände könnten deutlich bessere sein, doch das dürfte Julius Nostadt am Ende egal sein. Nachdem zuvor zwei Duelle, in denen Nostadt dabei hätte sein sollen, dem Coronavirus zum Opfer fielen, steht der deutsche Erste-Reihe-Stürmer endlich vor seinem Pflichtspiel-Debüt im Trikot von Castres Olympique. Nach seinem Wechsel aus der zweiten Liga zum Meister von 2018 hatte Nostadt bisher lediglich bei zwei Testspielen für Castres auf dem Feld gestanden. Nun wird der Gegner heute Abend um 20:45 niemand Geringeres sein, als der RC Toulon um Springboks-Weltmeister Eben Etzebeth.
Es ist bereits das dritte Mal, das Julius Nostadt von seinem Verein Castres Olympique in den Spieltagskader für ein Pflichtspiel berufen wurde und dieses Mal dürfte es endlich klappen. Vor über einem Monat, im Europacup-Viertelfinale gegen die Leicester Tigers, hätte Nostadt eigentlich zum ersten Mal in einem Pflichtspiel im CO-Dress auflaufen sollen. Die englischen WM-Finalisten Ellis Genge und Dane Cole wären seine Gegenspieler in der ersten Reihe gewesen.
Diese Partie wurde am Vorabend abgesagt und obendrein noch gegen Castres gewertet, nachdem drei Spieler und ein Betreuer des französischen Top-Klubs positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Dann hätte Nostadt am 4. Oktober beim Gastspiel seines CO beim Star-Ensemble in Montpélier auf der Eins starten sollen. Dieses Spiel wurde verschoben, da sich weitere Profis von Castres ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert hatten.
Seit dem Sommer bei Castres unter Vertrag, Julius Nostadt
Am letzten Wochenende erfolgte nach einem Monat Corona-Zwangspause endlich die Rückkehr des Meisters von 2018, auswärts bei Stade Rochelais, dem Ex-Klub von Robert Mohr und Eric Marks. Castres war dabei dermaßen stark vom Corona-Ausbruch betroffen, das der Klub trotz eines 39 Spieler umfassenden Profi-Kaders keinen vollen Spieltagskader von 23 Spielern aufs Feld führen konnte. Auch Nostadt selbst fehlte für das Duell in La Rochelle.
Die Konsequenz: Schon im ersten Durchgang wurde das geschwächte Castres von La Rochelle mit 41:3 förmlich überrollt und bis zum Schlusspfiff sollten drei weitere Versuche zum Endstand von 62:3 fallen. Gegen Toulon haben sich immerhin wieder genügend Spieler erholt, damit Castres mit einem kompletten 23er-Kader antreten kann.
Nostadts Nominierung gegen den dreimaligen Europacupsieger kommt dabei wie ein verspätetes Geburtstagsgeschenk. Der Heidelberger hatte vorletzte Woche seinen 28. Geburtstag gefeiert und kann nun auch endgültig seinen Aufstieg in der französischen Rugby-Pyramide feiern - über den Drittligisten US Chambéry, den Zweitligisten Aurillac kam er im Sommer zum fünfmaligen französischen Meister Castres Olympique.
Der erste Pflichtspieleinsatz als verspätetes Geburtstagsgeschenk: Julius Nostadt feierte am 11. Oktober seinen 28. Geburtstag
Nostadt hatte im TR-Interview explizit darauf gehofft, dass sein Debüt vor Publikum stattfinden könne. Corona-bedingt wird die Zuschauerzahl im legendären Stade Mayol von Toulon auf 5.000 reduziert sein, knapp über einem Viertel der üblichen Kapazität des legendären Stadions mit Blick auf die Südküste Frankreichs. Die Heimat des RCT gilt als eine der stimmungsvollsten Arenen im Welt-Rugby, auch wenn die Atmosphäre bei nur 5.000 Zuschauern ein wenig gedämpft sein dürfte.
Nostadts direkter Gegenspieler wird der 130-Kg-Koloss und dreifache französische Nationalspieler Sébastien Taofifénua sein. All-Blacks-Superstar Ma’a Nonu, der es vor gut einem Jahr mit seiner bestechenden Form für die Blues fast zu seinem fünften World Cup gespielt hat, steht nicht im Kader des RCT. Nonu hatte vor drei Wochen seine Rückkehr zum Côte-d’Azur-Klub verkündet und wartet noch auf den ersten Einsatz. Dafür steht Springboks-Weltmeister Eben Etzebeth ein weiterer absoluter Weltstar in der zweiten Sturmreihe - der 123 kg schwere 2,03-Meter-Mann gilt als einer der besten Stürmer im Welt-Rugby. Auf der Acht für Toulon: Italien-Legende Sergio Parisse.
Einer von Nostadts Gegenspieler im Sturm heute Abend: Springboks-Weltmeister Etzebeth
Toulon mag zwar in Frankreich und im Europacup nicht mehr dermaßen dominant sein wie Mitte der 2010er-Jahre, als die Galaktischen französischer Meister wurden und drei Champions Cups holten. Dennoch zählt Toulon noch immer zu den besten Klubs in Europa. Für das Corona-gebeutelte Castres, das zwei Spiele weniger absolviert hat als ein Großteil der Liga und auch deswegen auf dem vorletzten Platz liegt, ist das Auswärtsspiel in Toulon dennoch einen Mammutaufgabe.
Angesichts des in Frankreich weiter stark grassierenden Corona-Ausbruchs könnte Castres eventuell in den nächsten Wochen Vorteile haben, da man selbst schon einen Ausbruch hinter sich hat. Doch das ist Zukunftsmusik, zunächst wird es heute Abend auf dem Rasen des Mayol zur Sache gehen. Erstmals nach über zwei Jahren mit einem deutschen Spieler, nachdem zuletzt Damian Tussac ebenfalls für Castres in der Top 14 aktiv war.