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TR-Top-Sieben: Unsere Spieler im Fokus vor dem 6-Nations-Start
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 21. Oktober 2020

Bildcollage der 7 im Artikel erwähnten Spieler.
Unsere Spieler im Fokus vor dem Neustart der Six Nations. Sechs Neulinge und Star, der etwas zu beweisen hat.

An diesem Wochenende heißt es endlich wieder Six Nations Rugby. Zu einem ungewohntem Zeitpunkt im Herbst, in einem alles andere, als normalem Jahr. Noch vier Partien Six Nations stehen aus, die allesamt frei in Deutschland zu empfangen sind und noch vier Teams können das Turnier gewinnen (TR berichtete). Direkt im Anschluss beginnt der Autumn Nations Cup - nach sieben Monaten Rugby-Pause in Europa gibt es nun wieder volles Programm. Unser Augenmerk richtet sich dabei auf eine Reihe von Neulingen sowie einen etablierten Star - sie sind unsere sieben Spieler im Fokus vor dem Six-Nations-Start.

Callum Sheedy (Wales / Verbinder / 25 Jahre alt)

In vielerlei Hinsicht ist Callum Sheedys Karriere alles andere, als gewöhnlich. Nicht nur kann der elegante Zehner der Bristol Bears für gleich drei Nationalteams auflaufen - sein Geburtsland Wales, die Heimat seiner Eltern Irland, sowie für England aufgrund der 36-Monatsregel - Sheedys Karriere verlief auch alles andere, als geradlinig. Drei Jahre lang wurde der in Cardiff geborene Sheedy nach seinem Wechsel zu Bristol an unterklassige Klubs verliehen und spielte deshalb zeitweise in der vierten Liga.

Erst nach seiner endgültigen Rückkehr zu Bristol 2017 begann er als 22-jähriger sich einen Stammplatz im Team zu erarbeiten. Dabei verdrängte er niemanden Geringeres als Ian Madigan, den irischen Nationalspieler und damaligen Topverdiener bei Bristol. Sheedy ist mit seinen 1,73 m auf dem Rugby-Feld eher ein Zwerg, scheut aber dennoch nicht davor zurück, selbst die Linie zu attackieren, womit er in der Premiership für Bristol schon des öfteren selbst zum Tryscorer wurde.

Dazu hat er mittlerweile auch die nötige Reife das Spiel zu steuern, im richtigen Moment zu kicken und dabei zu variieren, wenn nötig. Der taktische Kick gehört dabei ebenso zu Sheedys Repertoire, wie der offensive Cross-Kick. Bei den Walisern wird man heilfroh darüber sein, dass sich Sheedy für sein Geburtsland entschieden hat, fällt doch mit Gareth Anscombe einer der beiden bisherigen Top-Verbinder für ein weiteres Jahr aus. Mit Sheedy hat Coach Wayne Pivac nun eine veritable Alternative zum sicherlich weiter gesetzten Dan Biggar. 

Louis Rees-Zammit (Wales / Außendreiviertel / 19 Jahre alt)

Bereits diesen Samstag könnte es in Paris beim Testspiel der Waliser ein langersehntes Debüt geben. Die Teenage-Sensation Louis Rees-Zammit, bereits vor dem Corona-Lockdown als heißer Kandidat für ein Wales-Debüt gehandelt, könnte endlich seinen ersten Einsatz für die Waliser feiern. In seiner Debüt-Saison 2019/2020 wurde er zum jüngsten Premiership-Spieler aller Zeiten und legte gleich 13 Versuche - die Ehrung in dieser Woche als bester Nachwuchsspieler war da nur logisch.

Atemberaubender Speed und eine ungewöhnliche Reife für sein Alter machen den Gloucester-Profi zu einem künftigen Star für Wales, so die einhellige Meinung im Rugby-verrücktesten Land Europas. Jedoch dürfte der erste Auftritt auf internationaler Bühne auch eine Art Feuerprobe für Rees-Zammit sein. Der schlaksige 1,91-Außen kommt vor allem über seine Geschwindigkeit und Wendigkeit, nicht mit physisch brutaler Durchsetzungskraft - wie effektiv er auf internationaler Bühne sein wird, wo Defensivreihen besser organisiert und Platz daher Mangelware ist, bleibt abzuwarten.

Tom Prydie hatte 2010 als jüngster Wales-Spieler jemals bereits als 18-jähriger das berühmte Trikot im scharlachrot angezogen. Doch seine Karriere stagnierte seitdem, er kam auf nur sieben Einsätze insgesamt. Das will Rees-Zammit, der auch von England umworben wurde, besser machen.

Der jüngste Premiership-Spieler aller Zeiten, bald auch im Rot von Wales zu sehen

Finn Russel (Schottland / Verbinder / 28 Jahre alt)

Finn Russel ist, anders als unsere weiteren Spieler im Fokus, kein Neuling auf der internationalen Bühne. Der 28-jährige aus der Nähe von Glasgow könnte es diesen Herbst noch auf seinen 50. Einsatz für Schottland bringen, vier Spiele fehlen ihm dazu. Eigentlich hätte dies schon im Frühjahr erfolgen sollen - doch der wohl talentierteste Spielmacher, den Schottland seit drei Jahrzehnten hervorgebracht hatte, war aus dem Kader für die Six Nations geflogen.

Der Grund: Russell hatte sich nicht an die Regeln gehalten und hatte in der Woche vor dem Six-Nations-Auftakt im Team-Hotel drei Bier getrunken, eines mehr als erlaubt. Es kam zur lautstarken Auseinandersetzung und Russell verließ das Hotel. Die Regeln, so Medienberichte in Schottland, waren festgelegt worden, bevor Russell von seinem Verein Racing in Paris angereist war. Aus der Affäre-Russell wurde eine richtige Saga, er absolvierte kein einziges Spiel während des Turniers und ist erst jetzt nach einer erfolgten Aussprache zurück im Kader.

Jedoch muss sich auch Russell wohl zunächst hinten anstellen. Adam Hastings, der Sohn der Schottland-Legende Gavin, wird an diesem Wochenende zunächst als Zehn starten, wenn Schottland gegen Georgien testet. Russell wird im Laufe des Herbsts aber sicherlich auf seine Einsatzzeit kommen - wie schon im Champions-Cup-Finale letztes Wochenende, als er mit seinem Klub Racing knapp unterlegen war, schwankt seine Art zu spielen zwischen Genie und Wahnsinn.

Hochriskante Pässe, die Mal zum spektakulären Assist, Mal zum abgefangenen Intercept werden - Russell ist für alles gut und unter dem Strich wohl der instinktivste Spielmacher in der Nordhemisphäre. Für ihn wird es in diesem Herbst auch darum gehen, sich für die Lions-Tour im kommenden Sommer zu empfehlen, wenn die British and Irish Lions gegen Weltmeister Südafrika antreten. 

Alex Dombrandt (England / Nummer 8 / 23 Jahre alt)

England-Trainer Eddie Jones ist niemand, der auf die Öffentlichkeit hört, wenn es um seine Nominierungs-Entscheidungen geht. Die Form spielt bei diesen oftmals ebensowenig eine Rolle. Sonst hätte es Alex Dombrandt schon weitaus früher in den England-Kader geschafft. Der dynamische Harlequins-Achter bringt alles mit, was ein moderner Dritte-Reihe-Stürmer können sollte.  

Nicht nur macht er die nötige Drecksarbeit in den Offenen, ist als Springer eine Option in der Gasse und läuft hart in den Kontakt - er ist darüber hinaus ein verdammt guter Rugbyspieler und unglaublich oft zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Mit seinen Support-Läufen ist er immer wieder anspielbar, gleichzeitig gelingt ihm für einen Stürmer ungewöhnlich gerne Mal ein Intercept.

Obwohl Dombrandt bereits vor der WM im Dream Team der Premiership gelandet war, reichte es für ihn nicht Mal für einen Platz im erweiterten 45er-Kader. Auch wenn er dieses Mal erneut nur im vorläufigen England-Kader ist, scheint seine Zeit doch gekommen, gerade da Billy Vunipola verletzt fehlt.

Jack Willis (England / Flanker / 23 Jahre alt)

Der Wasps-Flanker wurde nicht umsonst zum Premiership-Spieler der Saison gewählt. Die englische Daily Mail nannte ihn zuletzt den „Turnover-König“ - kein anderer Spieler in Englands Eliteklasse klaut häufiger Bälle aus den Rucks, als der Nachwuchs-Mann, der die Wasps-Akademie durchlaufen hat. Unter anderem, da der 1,90-Meter-Mann mit einem großartigen Timing und einer noch besseren Balance gesegnet ist.

Kein Wunder, ist der 110-kg-Stürmer doch laut Teamkollege Gopperth unglaublich flexibel und im Stande in den Spagat zu gehen. So gelang es ihm in der bisherigen Premiership-Saison sagenhafte 44 Turnover zu holen, mehr als doppelt so viele wie der zweitbeste Spieler in dieser Statistik. Obendrein ist Willis ein hervorragender Tackler und Ballträger - sowohl bei kurzen Pick-and-Gos, als auch mit Geschwindigkeit kommend.

Willis Stärken: Der Kontaktpunkt aber ebenso das offene Spiel

Willis einziges Problem - während Willis mit einer Knie-Verletzung fast ein ganzes Jahr verpasste, hat England-Coach Jones mit Tom Curry und Sam Underhill bereits eine Doppel-Sieben bei der WM, die gut funktionierte. Jones ist nicht dafür bekannt seine eingespielten Kombinationen für Formspieler aufzugeben. Jedoch könnte Willis zu Gute kommen, dass er fünf Zentimeter größer ist als Underhill und Curry - das macht ihn zu einer besseren Gasse-Option.

Hugo Keenan (Irland / Schluss & Außendreiviertel / 24 Jahre alt)

Keenans Debüt am Samstag für Irland steht bereits fest, nachdem er heute von Irland-Trainer Farrell als Start-Außen nominiert wurde. Der Leinster-Außen und ehemalige Irland-Siebener-Spieler ist für unser DRV-Wolfpack kein Unbekannter. Keenan spielte jahrelang für Irlands Siebener-Auswahl und war unter anderem auch auf dem Feld, als unsere Jungs die Iren 2017 in Moskau bezwingen konnten.

Bei den allerersten Oktoberfest 7s im Jahr 2017 lief Keenan im Grün der irischen Siebener-Auswahl im Olympiastadion auf (genauso wie Will Connors, der dieses Wochenende als Flanker auch im Irland-Start-Aufgebot steht). Ebenso war Keenan mit von der Partie, als die Iren Siebener-Geschichte schrieben und als Gast-Team bei den London 7s im Jahr 2018 auf Rang drei schafften.

Bisher spielte Keenan nur für Irlands Siebener-Team, wie hier in London 2018

Anders als im Siebener, wo Keenan als Spielmacher fungiert, ist er im Fünfzehnter auf Außen daheim. Am Speed mangelt es dem 1,85 großen Dubliner freilich nicht und in den letzten Monaten hat er in Diensten von Leinster auch noch etwas an Masse zugelegt.

Im Leinster-Team war er zuletzt nicht mehr wegzudenken, zählte seit dem Neustart der Saison seit der Coronapause zu Leinsters Besten und spielte folgerichtig auch im Pro14-Finale. Diesen Samstag, im vorletzten Six-Nations-Spiel der Iren gegen Italien, wird Keenan bei seinem Debüt mit Irlands Fünfzehner-Auswahl mit der 14 auf dem Rücken starten.

Keenan fühlt sich eigentlich mehr auf der Schlussposition wohl, auf der er bereits für Leinster in der Pro 14 gespielt hat. Die Vielseitigkeit und vor allem seine Fähigkeit zu kicken dürfte für Keenan ein Plus sein, konkurriert der 24-jährige doch unter anderem mit Jordan Larmour, Jacob Stockdale und in einigen Wochen auch mit dem seit 2017 in Irland spielenden James Lowe und dem bis dahin wiedergenesenen Keith Earls um Spielzeit im Irland-Trikot.

Duhan van der Merwe (Schottland / Außendreiviertel / 25 Jahre alt)

Mit 1,93 m und weit über 100 kg Körpergewicht wäre der Edinburgh-Profi Duhan van der Merwe genauso gut in der dritten Sturmreihe aufgehoben. Tatsächlich trägt der Blondschopf den Ball mindestens genauso explosiv wie ein Flanker in den Kontakt, ist dabei aber weitaus dynamischer und ist dazu mit einem ordentlichen Step gesegnet

Für Edinburgh war er bereits in seiner ersten Saison 2017/2018 überragend und führte die Liga in Durchbrüchen, Metern mit dem Ball und Versuchen. Auch in der abgelaufenen Spielzeit zeigte er sich in großartiger Form - elf Versuche in 18 Einsätzen, dazu erneut die meisten Meter, Durchbrüche und geschlagenen Verteidiger.

Speed und Power sind van der Merwes Stärken und genau das erhofft sich Schottland-Trainer Townsend vom gebürtigen Südafrikaner

Seine Art die Außen-Position zu interpretieren ergänzt sich perfekt mit dem zweiten Schottland-Außen Darcy Graham. Der nur 1,76 große und deutlich schmächtigere ehemaliger Siebener-Star der Schotten ist noch lauffreudiger und agiler, wenn auch nicht so durchsetzungsstark. Während Graham mehr Raum hinter der Linie abdecken kann, wird sich van der Merwe öfter als Ballträger abseits der Wing-Position einbringen.

Was seine Nominierung nicht gänzlich unumstritten macht: Van der Merwe ist kein gebürtiger Schotte und qualifiziert sich lediglich über die bald auslaufenden 36-Monats-Regel. Er ist damit einer von sechs im 40 Mann umfassenden Schottland-Kader für diesen Herbst. Mit den Stürmern Jaco van der Walt und Pierre Schoemann dürften ihm bald zwei weitere Südafrikaner folgen, die aus dem Highveld in die Highlands gekommen sind.

Van der Merwe zeigte sich zuletzt aber auch nach seinem Durchbruch loyal zu seinem Team Edinburgh, trotz besser dotierter Angebote von anderswo. Zuvor hatte der 25-järhige bei seinen vorherigen Profistationen in Pretoria bei den Blue Bulls und in Montpelier nur ein halbes Dutzend Einsätze gehabt. Das Vertrauen, das ihm in Edinburgh entgegengebracht hat, zahlte er bisher mit großartigen Leistungen zurück - den Anfang könnte er schon diesen Freitag machen, wenn er sein Debüt gegen Georgien in einem Vorbereitungsspiel der Schotten gibt.

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