Offenbach kommt im Derby zum vermeintlichen Versuch, allerdings erst nachdem abgepfiffen worden war. Foto (c) Kessler
Der „deutsche Classico", so zumindest sieht man bei den Offenbachern das eigene Derby mit dem Meister Frankfurt 1880. Am Wochenende trafen beide Teams erstmals seit langem wieder aufeinander, unter alles andere als normalen Bedingungen. 200 Zuschauer - mehr ließ die Corona-Verordnung der Banken-Metropole nicht zu - sahen ein sehr physisches Duell, in dem Frankfurt entscheidende Vorteile hatte und am Ende verdient als Sieger vom Platz ging. In Hannover zog sich der VfR Döhren gegen Nordmeister 78 erstaunlich gut aus der Affäre, während Germania List einen weiteren Kantersieg feierte.
CT-Cup
SC Frankfurt 1880 19-0 Rugby Offenbach
Viel wurde im Vorfeld über dieses Duell geredet, vor allem von Seiten der Gäste. Die Offenbacher wähnten sich mit dem Meister auf Augenhöhe und rechneten sich Chancen auf einen Überraschungs-Sieg auf Gegners Platz aus. Dafür reichte es nicht, aber tatsächlich schlug sich der Zweitligist im Duell mit dem zuletzt erfolgreichsten deutschen Team achtbar und so sieht sich Spielertrainer Wynston Cameron-Dow in seiner Arbeit bestätigt: „Wir haben ein Zeichen an Rugby-Deutschland gesendet, dass wir zu den drei, vier besten Mannschaften gehören.“
Der 31-jährige gebürtige Südafrikaner verband diese Aussage mit einer Drohung an den Rest der Rugby-Elite der Republik. „Wir werden nur noch besser“, so der selbstbewusste Kommentar des Südafrikaners gegenüber der Offenbach-Post - Cameron-Dow ergänzte „das war ein tolles Spiel und wird es auch in Zukunft sein, so ähnlich wie Bayern München gegen Borussia Dortmund im Fußball.“ Der deutsche Rugby-Classico quasi, auch wenn das Spiel am Samstag mehr hart und intensiv, als Rugby-Feinkost für den ovalen Feinschmecker war.
Insgesamt haderten die Offenbacher nach dem 0:19 aus ihrer Sicht in erster Linie mit ihrer Chancenverwertung. So war sich auch Spielmacher Tobias Apelt sicher, dass das Ergebnis nicht den Spielverlauf widerspiegele. Spielertrainer und Kicker Cameron-Dow zeigte sich insofern selbstkritisch, als dass man sich öfter für den Kick auf die Stangen hätte entscheiden sollen.
Genau das tat man bei den Gastgebern von Anfang an und zog so scheibchenweise davon. Zwei Straftritte vor der Pause bedeuteten eine 6:0 Führung zum Pausentee. Frankfurt hatte sich trotz Überlegenheit bei den Standards des öfteren die Zähne an der Defensive der Lederstädter ausgebissen. Fehler auf beiden Seiten prägten das Bild und so kam auch Offenbach zu keinerlei Punkten.
Nach der Pause ein ähnliches Bild: Frankfurt erneut mit viel Druck und in der 54. Minuten endlich mit dem erlösenden Versuch. Mehrere halbe Durchbrüche und Offloads brachten 1880 gegen eine weiterhin stark verteidigende Offenbacher Mannschaft in Position, von wo sich Youngster Oliver zum entscheidenden Versuch an der Eckfahne durchtankte - die Erhöhung von ganz Außen saß, 16:0 für Frankfurt und Offenbach war unter Zugzwang.
Tatsächlich sollten es die Offenbacher noch mehrmals an oder in die 22 der Gastgeber schaffen, jedoch ohne den entscheidenden Durchbruch zu schaffen - der vielversprechendste Angriff in der 70. Minute endete mit einem Vorwurf nur wenige Meter vor der 1880-Linie. Zudem schwächte sich Offenbach in Durchgang zwei selbst, als Spielertrainer Cameron-Dow mit Gelb temporär vom Platz musste. Die Frankfurter Stärke in den Offenen und die Fähigkeit sich vom Druck zu befreien, brachte den 80ern immer wieder die nötige Entlastung und am Ende den verdienten Sieg.
Frankfurts Meistertrainer Byron Schmidt zeigte sich nach dem Spiel mit viel Anerkennung für den Gegner und betonte im Gespräch mit TR: „Offenbach war ein harter Gegner, deshalb sind wir froh ihnen Punkte verwehrt zu haben - wir hätten selbst noch zwei oder drei Versuche mehr erzielen müssen, wenn wir uns schlauer angestellt hätten.“ Als Schlüssel zum Sieg sieht Schmidt die taktische Disziplin und das Spielkonzept, das man habe trotz acht Ausfällen habe umsetzen können.
Spielertrainer Cameron-Dow selbst bemängelte, dass man den Rhythmus nur schwerlich finden könne, wenn eine Reihe von Spielern erst Donnerstag Abends aus Frankreich anreisen würden. Deshalb müsse man künftig mehr als Team zusammen trainieren und sich weniger auf die Legionäre verlassen - das unterstrich auch Spielmacher Apelt, der betonte Fähigkeiten und Physis seien da, aber am Zusammenspiel mangele es noch.
Bis zum Rückspiel in zwei Wochen auf Offenbacher Platz werden die Offenbacher Gelegenheit haben sich auf den zweiten „Classico“ vorzubereiten.
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1. |
SC Frankfurt 1880 |
2 |
10 |
+57 |
2. |
Rugby Offenbach
|
2 |
5 |
+11 |
3. |
RC Rottweil |
2 |
0 |
-68 |
Fritz-Rapers-Cup Hannover
VfR Döhren 14-36 Hannover 78
Eine Heim-Premiere mit Niederlage, die aber aus Döhrener Sicht dennoch ermutigend ist. Nach dem 0:68 gegen Germania List gingen die neuerdings wieder eigenständig agierenden Waldheimer als krasser Außenseiter in das Duell mit Hannover 78. Doch gleich zu Beginn zeigten die traditionell in Rot gekleideten Gastgeber, dass man nicht angetreten war, um sich von 78 überrollen zu lassen.
Verbinder Blue Tutuila brachte die Gastgeber per Versuch und Erhöhung früh mit 7:0 in Front und die zahlreichen Zuschauer bei der Heim-Premiere wähnten sich schon im siebten Himmel. Doch freilich wachte der Nordmeister daraufhin auf und spielte über weite Strecken des Spiels dominant. Döhren verteidigte mit viel Mut, musste aber sechs Versuche der 78er zulassen und kam erst in der Schlussphase durch Thorge Schäfers zum zweiten Versuch.
Beide Teams schenkten sich über 80 Minuten rein gar nichts
Dennoch lobte Coach Daniel Kerr vor allem den Kampfgeist seiner Jungs. Michael Bukowski, zweiter VfR-Vorsitzender, erläuterte die Vision des VfR für die kommenden Jahre: „Wir haben eine gute Mischung aus unseren Eigengewächsen der seit Jahren gut arbeitenden Jugendabteilung des Clubs und einigen erfahrenen Gastspielern gefunden. Den roten Nachwuchs Stück für Stück ins Team zu integrieren, das ist der Weg, den wir in den kommenden Jahren weiter beschreiten wollen!“
Für den VfR ergeben sich an den kommenden beiden Spieltagen gegen den DRC Hannover (1. November) und Victoria Linden (15. November) Chancen auf Siege. Mit einer ähnlichen Leistung wie gegen 78, sollten zwei Siege im Rahmen des Möglichen sein.
DRC Hannover 0-61 SC Germania List
Die Fans des DRC bekamen am Sonntag ein verrücktes Spiel zu sehen. Der 43:0 Pausenstand lässt es vermuten - die Defensive des Zweitligisten war über weite Strecken mit dem Angriffswirbel der von Daniel Koch gesteuerten Dreiviertelreihe der Germanen überfordert. Dabei leistete der Zweitligist durchaus harten Widerstand, wie Germania-Coach Danny Stephens gegenüber TR erklärt: „Sie haben sehr gut dagegengehalten in der Defensive, wir mussten hart arbeiten für unsere Chancen - aber wir haben es geschafft Überzahlsituationen zu kreieren und sie dann auch auszunutzen!"
Zwischenzeitliche Regengüsse machten die Partie langsamer, dazu hatten die Germanen eine sehr junge Bank, so dass laut Trainer Stephens die Hälfte des Teams unter 20 Jahre alt war. Sonst hätte das Ergebnis durchaus noch deutlicher ausfallen können.
Unter dem Strich war es für Germania List - die das Spiel als Generalprobe für das Derby gegen 78 ansahen - ein gelungener Nachmittag, jedoch keine veritable Standortbestimmung. Die erfolgt erst in vier Wochen, wenn es nach dem spielfreien Wochenende für die Germania zum Abschluss des Fritz-Raupers-Cups gegen den Erzrivalen 78 geht. Dann wird sich auch entscheiden, wer den Cup nach Hause nehmen und sich beste Rugby-Mannschaft Hannovers nennen darf.
Die Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1. |
SC Germania List |
3 |
10 |
167 |
2. |
Hannover 78 |
2 |
10 |
75 |
3. |
TSV Victoria Linden |
1 |
0 |
-37 |
4. |
VfR Döhren
|
2 |
0 |
-90 |
5. |
DRC Hannover |
2 |
0 |
-115 |
Freundschaftsspiel
Rugby Club Unterföhring 21-24 StuSta München
Eine Halbzeit lang hielt der Underdog den erfahreneren Rivalen von der anderen Seite des englischen Gartens in Schach und war gar mit einer 7:0 Führung, erzielt vom georgischen Kapitän und Verbinder Gordeladze in die Pause gegangen. Das ist insofern erstaunlich, da die Studentenstädter den RCU-Ruggern noch ziemlich genau vor einem Jahr an gleicher Stelle in der zweiten Liga 110 Punkte eingeschenkt hatten.
Im zweiten Durchgang ging es am Münchner Stadtrand hin und her, auf den StuSta-Ausgleich folgte die erneute RCU-Führung durch League-Nationalspieler Amefia. Wenig später dann der erneute StuSta-Ausgleich. Zwei rote Karten, jeweils eine für jedes Team, verdeutlichten, dass es wenig freundschaftlich zuging.
StuSta-Verbinder Weeks nimmt es mit der RCU-Defensive auf
Bis in die Schlussphase war nun also weitaus mehr Platz, was beide Teams für jeweils einen weiteren Versuch nutzen sollten. Am Ende entschied ein einziger Straftritt von Gäste-Verbinder Chris Weeks die Partie. Für StuSta der sicherlich erwartete Sieg, jedoch schlug sich der RCU weitaus besser als noch vor der Corona-Pause.
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