Erstmals kamen die schwarzen Adler zum gemeinsamen Trainingscamp nach der Corona-Pause zusammen. Foto (c) Grzanna
Am vergangenen Wochenende versammelte Nationaltrainer Mark Kuhlmann Deutschlands beste Fünfzehner-Spieler zum Adler-Camp in Heidelberg - für die Nationalspieler war es das erste gemeinsame Training seit Corona. Rund 40 potenzielle Adler, von Routiniers wie Oliver Paine oder Kapitän Jörn Schröder, über spätberufene Neulinge wie Benjamin Polheim, bis hin zu Teenagern wie Benedikt Spieß. Mark Kuhlmann hatte in Heidelberg die aussichtsreichsten Kandidaten für den Adler-Kader beim nächsten Spiel versammelt. Wann dieses jedoch stattfinden kann, ist im Corona-Herbst 2020 fraglicher denn je.
„Das Camp war super wichtig, definitiv wichtiger als ein eventuelles Testspiel“, so das positive Fazit von Nationaltrainer Mark Kuhlmann, der sein Amt erst im September zum erneuten Mal übernommen hatte. Der ehemalige Kreativspieler des DRC Hannover und der Nationalmannschaft sieht die gemeinsamen Trainingstage in der Neckarstadt in erster Linie als Bestandsaufnahme, die bei der weiteren Planung ungemein wichtig sein wird. So gingen die Aktiven mit Trainingsplänen und klaren Zielvorgaben aus dem Camp.
Für die involvierten Spieler ging es natürlich darum sich zu empfehlen, dementsprechend hoch war der Trainingsehrgeiz. Das Trainerteam um Kuhlmann und den Neuenheimer Ex-Nationalspieler und Verbinder Lars Eckert zeigte sich dementsprechend zufrieden mit der Trainingsleistung der 40 Aktiven im Kader, der „sehr gut gearbeitet und sich diszipliniert verhalten“ habe. „Das Trainerteam konnte gute Eindrücke gewinnen, welche Spieler für eine Nominierung in Frage kommen“, so Cheftrainer Kuhlmann.
Unerwartete Berufung mit 32
Zum erweiterten Kreis zählt auch ein Spieler, mit dem nicht viele gerechnet haben dürften, dessen Nominierung aber für Begeisterung bei seinen Vereinskollegen und in der Region sorgte. Die Rede ist von Benjamin Polheim, dem 32-jährigen Erste-Reihe-Stürmer des RK Heusenstamm. Seit 2008 ist der Blondschopf aus dem Füchse-Sturm in der Rugby-Bundesliga nicht mehr wegzudenken. Trotz konstanter Leistungen für den RKH hatte es der ehemalige U-Nationalspieler jedoch nie in das Adler-Aufgebot geschafft. Nun titelt die Offenbach Post „Bundestrainer entdeckt 32-jährigen Heusenstammer" - Polheim selbst erklärte dem Blatt „ob früh oder spät, man fühlt sich immer geehrt!"
Ungewöhnlicher Neuling: Kraftpaket Benny Polheim ist mit seinen 32 Jahren erstmals im Adler-Kader
Neben den umfangreichen Tests der Aktiven, sei der Grundstein für ein neues Spielsystem gelegt worden, wie Coach Kuhlmann im Gespräch mit TR weiter erklärt. Der DRV-Stützpunkttrainer in Niedersachsen, Christian Hitt, hatte sich um den Adler-Sturm und vor allem dessen Strategie bei den Standards gekümmert. Wann diese jedoch zur Anwendung kommen, kann aktuell niemand sagen. Kuhlmann selbst gibt sich pessimistisch: „Ob wir in diesem Herbst noch spielen, kann vermutlich nur Jemand mit hellseherischen Fähigkeiten sagen.“
Ob das Team dieses Jahr noch ein Spiel absolvieren wird, bleibt fraglich
Wann es für Polheim und Co. zu einem Länderspiel reichen wird und ob das noch diesen Winter der Fall sein wird, ist mehr als fraglich. Der Schweizer Verband hat gegenüber dem DRV schon signalisiert, dass man sich aufgrund der Corona-Lage nicht imstande sieht, dieses Jahr noch wie geplant ein Duell austragen zu können. Bliebe noch das geplante Spiel gegen die Niederlande - dort ist die Corona-Lage allerdings noch dramatischer als hierzulande.
Knapp 6.000 Neuinfektionen wurden im Nachbarland allein gestern registriert, angepasst an die deutsche Bevölkerung, würde das einem Wert von knapp 30.000 Corona-Fällen hierzulande entsprechen. Die Stadt Amsterdam, wo der niederländische Verband sein Leistungszentrum und sein eigenes Stadion hat, zählte allein gestern 66 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Das RKI erachtet Gebiete mit mehr als 50 Fällen pro Woche bereits als Risikogebiete.
Unter den Spielern überwiegt dennoch der Optimismus, wie Kapitän Jörn Schröder im Gespräch mit TR erahnen lässt: „Mir persönlich hat es sehr Spaß gemacht, Mal wieder gegeneinander zu spielen. Das Gefühl nach dem Kontakt hat man irgendwie vermisst.“ Auch die fehlende Spielpraxis - Schröders Verein HRK hat diesen Herbst noch kein Spiel absolviert - sieht der Erste-Reihe-Stürmer nicht als Problem: „Als ich auf den Rugby-Platz bin, hatte ich gleich den Tunnelblick.“
Insgesamt bewertet der Adler-Kapitän die Rückkehr ins gemeinsame Training als Erfolg: „Die Stimmung war sehr positiv und alle haben super mitgezogen ich denke wir sind auf einen guten Weg.“ Wohin dieser führt, kann aber bei den Adlern aktuell niemand so richtig sagen.
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