SCN schlägt HRK in Herzschlagfinale, Frankfurt 1880 mit erfolgreicher Rückkehr
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 12. Oktober 2020
Die Neunheimerinnen um Spielführerin Trick drehten die Partie in allerletzter Sekunde.
Das erste Spiel zwischen zwei Top-Mannschaften der Frauen-Bundesliga ließ sieben Monate auf sich warten. Für die Zuschauer an der Tiergartenstraße bot das Heidelberger Derby zwischen dem SCN und dem HRK so ziemlich alles, vor allem Spannung, denn mit der letzten Aktion konnten die Gastgeberinnen den Spieß noch zu ihren Gunsten drehen. Weniger spannend, aber umso sehnlichst erwartet fand in Rottweil die Rückkehr des deutschen Meisters Frankfurt 1880 auf den Rugbyplatz statt und endete mit einem standesgemäßen Sieg im CT-Cup.
Erst mit der allerletzten Aktion des Spiels konnte sich der Sportlcub Neuenheim durch einen Versuch von Lea Prädikant den Sieg im ersten von drei Duellen im Heidelberger Corona-Cup sichern. Die Zuschauer am Neuenheimer Museumsplatz waren im ersten Spiel seit dem 29. Februar, als Neuenheim den noch immer amtierenden Meister RSV Köln mit 46:0 vom Platz fegte, durchaus auf ihre Kosten gekommen. Es war ein „total spannendes Spiel“, wie der siegreiche Coach Marcus Trick betonte.
Der als leichter Favorit in die Partie gegangene SC Neuenheim hatte im Spielverlauf mehr Ballbesitz, biss sich aber über weite Teile der Partie ein ums andere Mal die Zähne an der soliden Klub-Defensive aus. Viel effektiver zeigte sich der Klub und vor allem dessen Nationalspielerin Johanna Hacker, die gleich zwei Versuche erzielte. Den ersten erzielte sie nach einem schnell angekratzten Straftritt, bei der die Fünfzehner- und Siebener-Nationalspielerin schneller schaltete als ihre Gegnerinnen.
Im Gegenzug war es SCN-Spielführerin Elisa Trick, die mit weniger Finesse aber dafür umso mehr Power über die Linie zum 5:7 Anschluss aus SCN-Sicht kam. Die Erhöhung und ein weiterer Strafritt von Tricks Schwester Laura Schwinn brachte den Königsblauen nach der Pause dann erstmals die Führung. Diese nahm dem SCN aber Johanna Hacker mit einem sehenswerten Konter über das halbe Feld ab. Die 12:10 Führung für den Klub sollte bekanntlich bis zur letzten Aktion Bestand haben, aber nicht länger.
Der Beitrag des Rhein-Neckar-Fernsehens über das Derby
Denn in einer unübersichtlichen Situation nach einem Klub-Vorwurf kickte Laura Schwinn das Leder, diesmal unkontrolliert am Boden liegend statt vom Tee, Richtung Malfeld. Den Sprint dorthin entschied Neunheims Außen Lea Predikant für sich, die nach zwei weiteren Dopsern unter dem Jubel des Heim-Anhangs zum Versuch ablegen konnte. Ganz späte Genugtuung für den SC Neuenheim, der durch die Erhöhung von Schwinn noch auf 17:12 erhöhte.
Bei der besten HRK-Spielerin Johanna Hacker überwog trotz der unglücklichen Pleite mit dem „glücklicheren Ende“ für den SCN am Ende die Freude endlich wieder gespielt zu haben. „Es war so toll Mal wieder mit meinen Mädles vom Klub auf dem Feld zu stehen und gegen einen gleichwertigen und starken Gegner zu spielen.“
Mit der gezeigten Leistung zeigte sich Hacker weitestgehend zufrieden, betont aber zugleich auch die anstehende Arbeit mit Blick auf die nächsten beiden Duelle im dreiteiligen Corona-Cup: „Wir konnten sehr gut in unser System finden und die Dinge aus den letzten Trainingseinheiten umsetzen, uns wurde aber auch gezeigt, woran wir noch arbeiten müssen und das werden wir in den nächsten Trainingseinheiten analysieren und verbessern.“
Meister Frankfurt mit Sieg im ersten CT-Cup-Spiel gegen Rottweil
Bis zuletzt hatte man beim deutschen Meister gehadert, ob man überhaupt im CT-Cup antreten solle. Lokalrivale Heusenstamm hatte den Rückzug nach den Corona-Fällen im September verkündet, bei Frankfurt hat man sich schlussendlich zu einer Teilnahme durchgerungen, wie die Verantwortlichen im Vorfeld gegenüber TR erklärten.
Bei nasskalten Bedingungen und tiefem Geläuf stand am Ende ein 37:7 Sieg des Meisters gegen den Zweitligisten auf dem Spielberichtsbogen. Doch das Ergebnis sei nicht unbedingt die allererste Priorität der Gäste gewesen, wie Meister-Trainer Byron Schmidt gegenüber TR erläutert: „Es war ein gutes Spiel, das fair ausgetragen wurde, von zwei Teams, die einfach glücklich darüber waren, wieder Rugby spielen zu dürfen!“
Frankfurt muss derzeit auf einige Routiniers verzichten, unter anderem, da sich einige Berufstätige aktuell keine zweite zweiwöchige Quarantäne erlauben können. So füllte der Meister sein Team mit einigen U-20-Youngstern sowie Spielern aus der zweiten Mannschaft auf, die selbst wie das Rottweiler Team in der zweiten Bundesliga spielt.
Für die Leistung der Rottweiler hat Schmidt nur lobende Worte übrig. „Sie haben wirklich um jeden Zentimeter gekämpft und haben nie aufgegeben, dazu waren sie auch abseits des Feldes großartige Gastgeber“, so der Südafrikaner. Bei den Gastgebern wird man vor allem den Versuch von Routinier Michael Oswald in Erinnerung behalten, der das zwischenzeitliche 7:24 vor der Pause herstellte - nicht viele Zweitligaspieler können in Deutschland von sich behaupten, gegen den Meister gepunktet zu haben.
Weitere Chancen auf Punkte nach der Pause blieben ungenutzt, während sich Frankfurt routiniert und gekonnt noch zwei Mal durch Rottweils formidable Defensive kombinieren konnte. Für beide Seiten am Ende ein Ergebnis, mit dem man leben kann. Auf Frankfurt wartet dann demnächst das Duell mit Offenbach, das nicht nur aufgrund der historischen Rivalität mit einiger Würze ausgetragen werden dürfte.