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Die Rückkehr: Wallabies fordern All Blacks heraus
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Samstag, 10. Oktober 2020

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Morgen früh ist die Corona-Pause im internationalen Rugby vorbei, Australien fordert Neuseeland heraus. Foto (c) Perlich

Sieben Monate ohne internationales Rugby sind endlich vorbei, noch im Oktober gibt es für Rugby-Fans hierzulande eine Reihe von Topspielen zu sehen (Sendeplan hier). Im Corona-freien Neuseeland empfangen morgen die All Blacks ihren Erzrivalen Australien. Das neuformierte Wallabies-Team, gecoacht vom Neuseeländer Dave Rennie, steht vor einer wahrhaften Mammutaufgabe. Quasi als Warmup gibt es heute schon die Premiership-Halbfinalspiele bei DAZN, jeweils mit deutschem Kommentar.

Neuseeland - Australien
Sonntag 11. Oktober, 5:00 (dt. Zeit), Wellington

Von seiner Kinderstube in Lower Hutt aus könnte er die 11 km zum Sky Stadium gemütlich in etwa einer halben Stunde an der Bucht von Wellington entlang radeln. Als einer der 35.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion der neuseeländischen Hauptstadt hätte er sicher einen angenehmeren Sonntag-Nachmittag. Auch als Coach der All Blacks - mit dieser Rolle wurde er wiederholt in Verbindung gebracht - würde ihm das Geschehen auf dem Rasen wohl weniger Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Die Rede ist von Dave Rennie.  

Dave Rennie weiß, vor welcher Herausforderung er morgen steht. Dem neuen Coach der Wallabies muss klar gewesen sein, worauf er sich einließ, als er nach der WM 2019 den Vertrag bei den Wallabies unterschrieb. Er selbst ist Neuseeländer und kennt als ehemaliger Coach der Chiefs im Super Rugby Australiens Probleme im Rugby genau. Das größte ist dabei der übermächtige Gegner in der näheren Nachbarschaft, wie der gebürtige Kiwi nur zu gut weiß.

Insgesamt 144 Spiele seit 1932 und dabei nur 37 australische Siege, das ist die magere Bilanz der Wallabies in 88 Jahren Bledisloe-Cup-Geschichte. Seit 19 Spielen konnte Australien nicht mehr auf neuseeländischem Boden gewinnen und selbst der Sieg aus dem Jahr 2011 war keine sonderliche Genugtuung, gelang er doch „nur“ in einem Vorbereitungsspiel auf die WM 2011.

Dass nun die internationale Saison mit gleich drei Duellen gegen den dreimaligen Weltmeister startet, statt mit einem Freundschaftsspiel, macht die Aufgabe für Rennie umso schwerer. Zumal er sich einen veritablen Neustart nach vier mehr oder weniger verbrauchten Jahren unter Wallabies-Coach Michael Cheika vorgenommen hat (TR berichtete).

Die Aufstellung beider Teams:

Position Neuseeland Australien
1 Joe Moody James Slipper
2 Codie Taylor Folau Fainga'a
3 Ofa Tuungafasi Taniela Tupou
4 Patrick Tuipulotu Lukhan Salakaia-Loto
5 Sam Whitelock Matt Phillip
6 Shannon Frizell Harry Wilson*
7 Sam Cane (c) Micheal Hooper (c)
8 Ardie Savea Pete Samu
9 Aaron Smith Nic White
10 Richie Mo'unga James O'Connor
11 George Bridge Marika Koroibete
12 Jack Goodhue Matt Tomu'a
13 Rieko Ioane Hunter Paisami*
14 Jordie Barrett Filipo Daugunu*
15 Beauden Barrett Tom Banks
16 Dane Coles Jordan Uelese
17 Karl Tu'inukuafe Scott Sio
18 Nepo Laulala Allan Alaalatoa
19 Tupou Vaa'i Rob Simmons
20 Hoskins Sotutu* Rob Valetini
21 TJ Perenara Jake Gordon*
22 Anton Lienert-Brown Noah Lolesio
23 Caleb Clarke* Reece Hodge

* = Debütant

Für das Duell am morgigen Sonntag in Wellington, da wo die Wallabies 2000 einen ihrer grandiosesten Triumphe über die All Blacks feiern konnten, hat Rennie drei Neulinge in die Start-XV einberufen.

Das Queensland-Reds-Trio Harry Wilson, Hunter Paisami und Filipo Daugunu hat sich im Super Rugby AU bewiesen und wird nun in Wellington auf die ultimative Probe gestellt. Der 20-jährige Wilson in der dritten Sturmreihe gegen Sam Cane, Ardie Savea und Shannon Frizell. Paisami und Daugunu als 13 und 14 gegen niemand geringeres, als Rieko Ioane und Jordie Barrett.

Aber ob der rein australische Wettbewerb genug war, um Australiens verjüngtes Team auf das vorzubereiten, was sie morgen in Wellington erwartet, bleibt abzusehen. Immerhin verbleiben noch eine Reihe von Routiniers im Team, wie Flanker Micheal Hooper als Kapitän, oder James O’Connor als Spielmacher - sie wissen wie ihr Coach nur zu gut, was das Team morgen erwartet.

Rückblick: Trotz dieses großartigen Versuchs der All Blacks zogen die Wallabies 2000 in Wellington als Sieger vom Platz

Die All Blacks gehen mit dem gewohnten Selbstbewusstsein in diese Partie. Das WM-Aus im Halbfinale wurde in Neuseeland eher unter Ausrutscher verbucht, als dass man Grundsätzliches hinterfragt hätte. So ist auch die Wahl von Ian Forster, dem bisherigen Assistenten, als Cheftrainer zu verstehen. Dave Rennie, sein morgiger Gegenspieler als Trainer, galt ebenso als aussichtsreicher Trainer-Kandidat.  

So überrascht es auch wenig, dass die Start-XV ohne einen einzigen Debütanten auskommt - wie schon beim World Cup beginnt Mo’unga auf der Zehn und Beauden Barrett startet als Schluss. Der formstarke Bruder Jordie beginnt auf der ungewohnten Außen-Position. Barrett Junior ist für seine Sicherheit unter dem hohen Ball und seinen Huf bekannt, mit dem er das ovale Leder auch aus über 50 Metern Entfernung über die Stangen jagen kann.

Dennoch will man auch bei den Neuseeländern den eigenen Shooting Stars eine Chance geben, die im brutalen Super-Rugby-Aotearoa-Wettbewerb von sich Reden machten. Zwei davon finden sich auf der Bank wieder, die Rede ist vom Blues-Duo Hoskins Sotutu und Caleb Clarke. Sotutu ist als Achter eine echte Wucht - schnell, dynamisch und vor allem brutal stark im Kontakt. Sein Team-Kollege Clarke kommt aus dem Siebener und bringt neben dem unglaublichen Speed - sein Rekord auf 100 Meter liegt bei 10,7 Sekunden - auch einiges an Durchsetzungskraft mit. Mit 108 kg bei 1,90 Metern würde er auch im Sturm nicht untergehen.

Unter dem Strich wäre alles andere, als ein Neuseeland-Sieg eine riesige Überraschung. An einem guten Tag können die Wallabies ihren großen Erzrivalen durchaus bezwingen, wie man 2019 in Perth gesehen hat, wo Australien mit 47:26 einen Rekordsieg einfahren konnte. Auf neuseeländischem Boden scheint dies aber quasi unmöglich, zumal sich das Team im Neuaufbau befindet. Für Rugby-Fans rund um den Globus aber ist bereits die Tatsache, dass gespielt wird, ein Sieg.

Entscheidung in der Premiership: Wer zieht ins Finale ein?

Schon heute werden die Finalteilnehmer der englischen Premiership ermittelt. Um 14:30 empfangen die Wasps Bristol und um 17:30 folgt das Duell Exeter gegen Bath. Beide Semifinal-Duelle laufen mit deutschem Kommentar auf DAZN. Exeter hat die bisherige Saison dominiert und stand schon seit mehreren Spieltagen als Finalist fest - deshalb konnten es sich die Chiefs erlauben, einige ihrer Top-Stars wie Stuart Hogg, Jack Nowell oder die Simmonds-Brüder Sam und Joe.

Die Chiefs gehen deshalb klar favorisiert in das Duell mit Bath, welche in letzter Minute noch fast ihre Chance auf die Playoffs verspielt hätten. Ein 17-17 Unentschieden gegen die bereits abgestiegenen Saracens letztes Wochenende hätte Bath fast das Halbfinale gekostet, wäre da nicht der Corona-Ausbruch bei Sale dazwischengekommen. Wegen über 20 Fällen im Team musste Sale sein letztes Spiel absagen - Bath zog als Nutznießer ins Halbfinale ein und muss gegen die übermächtigen Chiefs ran.

Bristol um Superstar Radradra wollen heute ins Premiership-Finale einziehen, nur zwei Jahre nach dem Aufstieg aus Liga 2

Während die Ausgangslage im zweiten Spiel also relativ klar ist, kann man das vom ersten Duell nicht behaupten. Bristol hat sich innerhalb von zwei Jahren vom Aufsteiger zum absoluten Top-Team gemausert und wurde mit der Verpflichtung von Fidschi-Superstar Semi Radradra noch unberechenbarer. Der samoanische Coach Pat Lam predigt bedingungsloses Offensiv-Rugby, was Bristol zu einem unglaublich attraktiven Team für neutrale Zuschauer macht.

Aber auch Wasps haben eine interessante Entwicklung vollzogen. Nach finanziellen Schwierigkeiten verließ eine Reihe von Top-Stars um Willie le Roux das Team, nach einem Trainerwechsel hat sich das Team aus Coventry aber wieder gefangen. Neu-Trainer Lee Blackett hat dem Team neues Leben eingehaucht und mit dem blutjungen Verbinder Jacob Umaga und dem Shooting Star Jack Willis im Sturm, haben sich Wasps seit der Corona-Pause bis auf Rang zwei vorgearbeitet.

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