Drei Mal Porter in der ersten Sturmreihe. Vater Chris als Hakler, die Söhne Noah und Ben als Props.
Drei Mal stand der Name Porter vorletzte Woche auf dem Spielberichtsbogen nach der Partie Frankfurt III gegen Heusenstamm II. Es ist eine ovale Frankfurter-Familiengeschichte, wie es sie in Deutschland noch zu selten gibt. Rugby als Tradition die von Generation zu Generation weitergereicht wird - oder als „Leim, der die Familie zusammenhält“, wie Vater Christopher Porter es formulieren würde.
Der Nordwesten Hessens um die Universitätsstadt Marburg und der Norden des US-Bundestaates Pennsylvania haben augenscheinlich einiges gemein. Grün, hügelig und eher ländlich geprägt. Dazu ist mehr als jeder Vierte in Pennsylvania laut der Harrisburger Penn State Universität deutscher Abstammung. Für Christopher Porter sind beide Regionen das, was man traditionell als Heimat bezeichnen würde.
Mehr noch ist aber der SC Frankfurt 1880, einer der traditionsreichsten und erfolgreichsten Rugby-Vereine Deutschlands, für Porter und seine deutsch-amerikanische Familie so etwas wie eine dritte Heimat geworden. Der gebürtige US-Amerikaner war bereits in den 90er-Jahren zu Studien-Zwecken nach Marburg gekommen und verlegte 2000 seinen Lebensmittelpunkt endgültig nach Hessen.
Das „Gell“ der hessischen Mundart rollt ihm nach 20 Jahren Hessen mittlerweile genauso locker über die Zunge, wie das gerollte R und die gestreckten Vokale des US-Englisch. Rugby war für den mittlerweile 49-jährigen Porter schon immer ein Bezugspunkt. Von der ehemaligen amerikanischen Top-Liga Rugby Super League, über Marburg bis hin zur dänischen Meisterschaft mit Aarhus - Porter hat als Hakler den Rugby-Rasen einiger Länder beackert.
Der Wunsch noch einmal mit den Söhnen für 1880 aufzulaufen
Nach mehr als zehn Jahren ohne richtiges Wettkampf-Spiel entwickelte sich in den letzten Jahren bei Porter ein großer Wunsch, wie er TR gegenüber erklärt. Seine drei Söhne wurden allesamt in Frankfurt geboren und nach anfänglichen Experimenten mit dem runden Leder beim Ältesten, wurde Rugby auch für Porters Söhne der Wahlsport - sie durchliefen alle Jugend-Teams der 1880er. Porters Wunsch: „Ich wollte mit den beiden Älteren noch einmal gemeinsam auf dem Platz stehen.“
„Es war seit ein paar Jahren bei uns in der Familie immer wieder ein Thema am Frühstückstisch, wir wollten noch einmal gemeinsam für 1880 auflaufen“, wie Porter erläutert. Nicht nur die Tatsache, dass Porter selbst mehr als zehn Jahre nur noch Touch-Rugby gespielt hat, sollte die Sache verkomplizieren. Sein ältester Sohn Noah nimmt in diesem Herbst sein Studium in Irland auf und Corona sorgte bekanntermaßen für eine fast einjährige Spielpause, weswegen der gemeinsame Familien-Traum fast geplatzt wäre.
Auch wenn der älteste Sohn in letzter Zeit ein wenig Überzeugungsarbeit leisten musste, war es vorletzte Woche endlich soweit. Im Testspiel von Frankfurts dritter Mannschaft gegen die Reserve des RK Heusenstamm lautete die erste Sturmreihe der Frankfurter in der Schlussviertelstunde: Porter, Porter, Porter. Der älteste Sohn Ben, der bereits für die US- und die deutsche Nachwuchsnationalmannschaft aufgelaufen ist, war auf Eins, Vater Chris auf Hakler und der mittlere Sohn Noah auf der Drei.
Ben Porter mit dem entscheidenden Versuch im U-18-Spiel der USA gegen Kanada
„Wir haben sogar einige Gedränge miteinander gestellt, meine Jungs haben das Offene sauber gemacht, nachdem ich den Ball in den Kontakt getragen habe - es war einfach großartig“. Auch wenn das Geschehen rund um den Rugby-Nachmittag in Heusenstamm vor zehn Tagen und besonders das vorher ausgetragene Spiel Pforzheim-Heusenstamm von den Corona-Geschehnissen überschattet wurde. Bei Familie Porter überwiegt die Euphorie, den Familien-Traum endlich realisiert zu haben.
Noch findet derartige Familien-Geschichten im deutschen Rugby zu selten
Rugby ist zum Leim geworden, der die Familie zusammenhält, so der Deutsch-Amerikaner gegenüber TR. Dass derartige Familien-Traditionen in Deutschland häufiger werden und nicht nur eine Ausnahme bleiben, daran arbeitet Porter beim Verein schon seit längerem in der Jugendabteilung als Koordinator, genau wie seine Frau. Man habe bei Frankfurt 1880 große Fortschritte gemacht, aber den Sport richtig in den Familien zu verankern, wie man das aus den Rugby-Hochburgen kennt, wird noch einige Generationen dauern.
Dennoch glaubt Porter an die Chance des ovalen Ballsports hierzulande. Schon viele Familien habe er zu Frankfurt 1880 bringen können. Der fast einhellige Tenor unter denjenigen Familien, die erstmals mit Rugby in Kontakt kommen: die Art, wie der Sport und seine Werte gelebt werden, sei wirklich etwas besonderes. Das wolle man sich auch künftig bewahren, den Leistungsgedanken mit der familiären Atmosphäre verbinden.
Für Porter selbst könnte sich in den kommenden Jahren noch ein weiteres Ziel abzeichnen. Der jüngste Sohn ist ebenso bei 1880 in der Jugend aktiv - bis er bei den Herren antreten kann, ist der Vater 53 Jahre alt. Ein vierfacher Porter in den Farben Frankfurts ist also noch nicht ganz ausgeschlossen.
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