HRK vs. RGH - zu diesem Duell wird es nach dem heutigen RGH-Rückzug aus dem HD-Cup nicht kommen. Foto (c) Rück
Turbulente Tage liegen hinter Rugby-Deutschland und besonders den Ruggern an Rhein und Main. Der Corona-Ausbruch bei Frankfurt 1880 und dem RK Heusenstamm hat Rugby-Deutschland vor Augen geführt, zu was Rugby in der Pandemie im schlimmsten Fall führen kann. Das soll alles andere als ein Vorwurf sein - niemand hat Erfahrungen mit den Umständen - wir alle lernen mit Corona umzugehen und am Ende muss jeder Verein und jeder Spieler selbst entscheiden, ob sie oder er in den kommenden Monaten Rugby spielen möchte.
Einige Klubs, wie der RK Heusenstamm und heute auch die RG Heidelberg, haben aus dem Geschehen in Heusenstamm und Frankfurt bereits ihre Konsequenzen gezogen und wollen zunächst nicht in den jeweiligen regionalen Wettbewerben antreten. Das ist weder falsch, noch richtig, weder ängstlich, noch übertrieben - es ist eine individuelle Entscheidung, die es zu respektieren gilt.
Ein Student mit Anfang 20 wird eine andere Risikobereitschaft haben, als ein junger Familienvater in seinen 30ern, oder gar jemand der ältere und dementsprechend gefährdete Angehörige zu pflegen hat. Eine Spielerin, die vielleicht einmal in der Nationalmannschaft spielen möchte, wird eher auf den Platz zurückkehren wollen, als eine Freizeitspielerin, die Rugby lediglich als Zeitvertreib sieht.
Schlussendlich muss jeder Verein in Absprache mit allen Aktiven, Funktionären und Helfern selbst abwägen, ob es das Risiko wert ist. Rugby wird aber mittelfristig ohne richtige Spiele nicht funktionieren können, das ist ebenso klar. Während einige Klubs schon jetzt versuchen wollen, mit Corona zu leben, um Aktive und Fans bei der Stange zu halten, sind andere da weitaus vorsichtiger.
Abhängig von der jeweiligen Infektionslage können Verantwortliche zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen bei ihren Abwägungen kommen: Hatte Mecklenburg-Vorpommern in den letzten sieben Tagen lediglich 2,3 Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner, waren es in Bayern 19,6, in der Stadt München gar knapp 50.
Im deutschen Rugby, das nicht mit den professionellen großen Sportarten hierzulande vergleichbar ist, wäre eine Abkapselung der Teams schlicht nicht realisierbar. Das Risiko einer Infektion spielt in den kommenden Monat also immer mit. Dessen muss sich jede und jeder bewusst sein.
Gleichwohl wird es umso wichtiger, die Corona-Regeln einzuhalten. Die Nachverfolgung der Trainingsspieler, die Mischung der verschiedenen Teams eines Vereins zu vermeiden, abseits des Feldes den Abstand soweit wie möglich zu halten und einen Corona-Manager zu designieren - all dies ist lästig. Niemand freut sich über Corona-Auflagen, aber sie sollen Infektionen vermeiden und im Falle eines Ausbruchs diesen soweit wie möglich limitieren.
Auch wenn Corona vermeintlich zu einer bekannten und beherrschbaren Größe geworden zu sein scheint, gilt es noch immer, eine Infektion möglichst zu vermeiden. Auch als junger Sportler ist man gegen Folgen nicht immun: Selbst Spieler, die einen symptomfreien Corona-Verlauf erlebt haben, müssen mit Spätfolgen rechnen.
Wie DRV-Cheftrainer Medizin Colin Grzanna in seinem neuesten Corona-Update erklärt, ist bei 15% der asymptomatischen Verläufe das Herz dennoch betroffen. Deshalb empfiehlt der studierte Mediziner nach jeder Corona-Infektion eine sportärztliche und kardiologische Untersuchung, bevor der Rückkehr auf das Feld erfolgt.
Rugby zu spielen bleibt also in Zeiten von Corona weiterhin ein Risiko, was aber keineswegs bedeutet, dass jede Spielerin und jeder Spieler, die sich im Wissen um das Risiko für den Sport entscheiden nun unverantwortlich seien. Sich in ein Restaurant zu setzen, in ein Museum oder eine Bar zu gehen, selbst der tägliche Weg zur Arbeit im Zug - all dies ist genauso ein Risiko.
Rugby bedeutet vielen hierzulande dermaßen viel, dass sie bereit sind, weiterhin dem ovalen Leder nachzujagen, trotz Corona.
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