Neuseelands Beste im Traditionsduell Nord gegen Süd - die beiden Teams Süd (weiß) und Nord (schwarz) beim gestrigen Teamfoto.
Zum 81. Mal in der Geschichte treten am Samstag (9:05 deutscher Zeit, live auf Rugbypass) Neuseelands beste Rugbyspieler von der Nord- und Südinsel gegeneinander an. Beide Landesteile trennt nicht nur die Cook-Straße, sondern auch kulturelle Unterschiede und eine tiefe Rugby-Rivalität. Durch Corona wird das Traditionsduell, das zum Opfer der professionellen Rugby-Ära wurde, wiederbelebt. Es geht um Stolz, die Rugby-Vorherrschaft und für die Aktiven nicht zuletzt um Plätze bei den All Blacks - für Innen Anton Lienert-Brown dürfte es härter als so manches Länderspiel werden.
Wenn am Samstag Neuseelands beste Rugbyspieler von der Nord- und der Südinsel zum Duell aufeinander treffen, geht es gleich um zwei Trophäen. Eine davon, der Loving Cup, schien seit 88 Jahren verschollen zu sein. Einst als Trophäe für die New Zealand Invincibles von Neuseeländern in London geschaffen, da ihre legendäre All-Blacks-Mannschaft 1924 ungeschlagen durch Europa tourte, wurde sie von 1925 bis 1932 dem Gewinner des Nord-Süd-Spiels überreicht.
Eden-Park-Hausmeister Micheal Brown hatte sie laut New Zealand Herald erst vor zwei Wochen tief im Bauch der Nordtribüne des Stadions gefunden, Neuseelands 120 Jahre altem Nationalstadion. Pünktlich zur Wiederbelebung des Klassikers, denn nach knapp 100 Jahren seit dem allerersten Spiel der beiden Hauptinseln Neuseelands gegeneinander im Jahr 1897, wurde die Tradition 1995 mit dem Beginn der professionellen Ära vorerst beendet.
Im letzten richtigen Nord-Süd-Duell 1995 traten Jonah Lomu und Jeff Wilson gegeneinander an
Nord gegen Süd klang zum Auftakt der neuen Zeitrechnung, in der mit Rugby plötzlich großes Geld verdient werden sollte, nicht mehr dermaßen sexy. Aber die (Corona-bedingte) Not macht erfinderisch. Denn ohne Länderspiele fehlt dem Verband die wichtigste Einnahmequelle - da war die Wiederbelebung des Klassikers ein naheliegender Gedanke.
Eine Weile sah es sogar so aus, als könne das Duell im Eden Park trotz der weltweit grassierenden Pandemie vor vollen Rängen ausgetragen werden. Doch nach über 100 Tagen ohne lokale Corona-Fälle verhinderte ein neuerlicher Ausbruch in Neuseeland Mitte August dies.
Weit über einhundert Fälle haben sich in und um Auckland zuletzt daraus entwickelt - die größte Stadt des Landes musste in den neuerlichen harten Lockdown, die Spieler der Auckland Blues durften die Stadt nicht verlassen und das eigentlich für letzten Samstag terminierte Spiel wurde deshalb auf diesen Samstag verlegt.
Allerdings dieses Mal nicht in Auckland, denn für die Millionen-Metropole gelten noch immer stärkere Restriktionen, als im restlichen Land. Das Spiel wird stattdessen in der Hauptstadt Wellington vor leeren Rängen ausgetragen - genau einen Tag nachdem heute der erste Corona-Tote Neuseelands seit vier Monaten zu beklagen war. Ein Mann in seinen 50ern in Süd-Auckland erlag den Folgen seiner COVID-Erkrankung, zwei weitere Menschen kämpfen gerade auf der Intensiv-Station um ihr Leben.
In Neuseeland ist die Vorfreude auf den Klassiker dennoch ungebrochen, nicht zuletzt weil die kulturellen Unterschiede der beiden Landesteile für eine ewige Rivalität in Aotearoa sorgen. Der dicht besiedelte warme Norden, gegen den kälteren ländlicheren Süden. Die Latte-Macchiato-Trinker im Norden, gegen die Farmer des Südens. Die harten Stürmer aus dem rauen Süden gegen die Rugby-Feingeister des Nordens. Am Ende geht es für die Fans um die Vorherrschaft im Lande.
Eine Rivalität, die quer durchs Land geht und Familien trennt
Aber auch für Neuseelands beste Rugger wird dieses Duell zum Schaulaufen. Auf dem Feld werden Samstag 9 Uhr deutscher Zeit einige der engsten Rivalen auf All-Blacks-Positionen direkt aufeinandertreffen. Nicht zuletzt Beauden Barrett und Richie Mo’unga, die beiden besten Spielmacher des Landes auf der Zehner-Position, Jack Goodhue gegen Anton Lienert-Brown auf der Zwölf, Zweite-Reihe-Stürmer Patrick Tuipulotu gegen Sam Whitelock. Besonders das Duell der Barrett-Brüder Jordie und Beauden fasziniert Neuseeland - beide stammen von der Nord-Insel, Jordie hat jedoch die Rugby-Schmiede Canterbury im Süden durchlaufen und läuft deswegen für die Südinsel auf.
Historisch lag der Norden öfter vorne als der Süden (50 zu 27 Siege), angesichts der fast vier Mal so großen Bevölkerung auch nicht sonderlich verwunderlich. Auch dieses Mal geht der Norden leicht favorisiert in das Duell - mit Beauden Barrett, Damian McKenzie als Kreativ-Kräfte, sowie Sevu Reece und Caleb Clarke als Finisher auf Außen hat die Nordinsel eine spektakuläre Hintermannschaft.
Aktuell hat der Süden aber fast die gesamte Crusaders-Mannschaft im Kader, den neuseeländischen Abo-Meister. Die normalerweise im gewohnten Rot antretenden Kreuzritter werden nun im Weiß der Südinsel auflaufen wird. Dem Norden ist es vorbehalten das Schwarz der All Blacks zu tragen. Im Training hatten Spieler beider Teams die Trikots ihrer Heimatteams an, was zur Verbundenheit der Neuseeländer mit ihrer Rugby-Heimat beitragen dürfte.
Die Teams
Position |
Nord |
Süd |
1. |
Karl Tu'inukuafe |
Joe Moody |
2. |
Asafo Aumua |
Codie Taylor |
3. |
Ofa Tuungafasi |
Nepo Laulala |
4. |
Patrick Tuipulotu |
Sam Whitelock |
5. |
Tupou Vaa'i |
Michtell Dunshea |
6. |
Akira Ioane |
Shannon Frizell |
7. |
Ardie Savea |
Tom Christie |
8. |
Hoskins Sotutu |
Tom Sanders |
9. |
TJ Perenara |
Brad Weber |
10. |
Beauden Barrett |
Richie Mo'unga |
11. |
Caleb Clarke |
George Bridge |
12. |
Anton Lienert-Brown |
Jack Goodhue |
13. |
Rieko Ioane |
Brayden Ennor |
14. |
Sevu Reece |
Will Jordan |
15. |
Damian McKenzie |
Jordie Barrett |
|