Keine Bundesliga-Neustart 2020 - das ist das Ergebnis der heutigen RBA-Sitzung. Foto Seufert-Chang
Lange sah es so aus, als könne Bundesliga tatsächlich, wie einst im Mai angedacht, nächsten Monat in die neue Saison starten. Die ersten Spiele sollten in genau einem Monat gespielt werden und waren so gefühlt schon in greifbarer Nähe. Die Hoffnung hat sich am heutigen Samstag aber zerschlagen - der Rugby-Bundesliga-Ausschuss hat mit mehr als 30 in Hannover anwesenden Vertretern der Erst- und Zweitligisten den Saisonstart auf das kommende Jahr verschoben. Der anvisierte Zeitraum für den Neustart ist der März - eine Folge könnte die Saison-Umstellung aufs Kalenderjahr sein.
Die bundesweit herrschende Unsicherheit angesichts verschiedener Verordnungslagen in den einzelnen Bundesländern, sowie die zuletzt deutschlandweit steigenden Infektionszahlen haben bei den Vereinsvertretern allem Anschein nach Eindruck hinterlassen. Mehr als die Hälfte der anwesenden Vertreter hielt angesichts der bei ihnen lokal herrschenden Umstände einen Neustart im September oder Oktober für unrealistisch.
Angesichts weiterhin strenger Auflagen in einigen Bundesländern, insbesondere in den Hansestädten Hamburg und Bremen, ist dies verständlich. Die logische Konsequenz: In diesem Jahr wird zumindest nicht mehr um Ligapunkte gespielt - weder in Liga eins noch im Unterhaus - so der Beschluss des RBA. Dies schließt jedoch ausdrücklich Freundschaftsspiele, sowie den Regionalliga- und Verbandsliga-Spielbetrieb aus, so dass noch in diesem Jahr regelmäßig Spiele stattfinden könnten.
"Die Ungewissheit macht diese Krise aus"
Nils Zurawski, Vorsitzender des FC St. Pauli und HHRV-Boss, fasste die Situation wie folgt treffend zusammen: „Ausdruck der Krise ist nicht die Gefahr der Infektion, dazu ist sie zu konkret. Die Ungewissheit macht diese Krise aus, weswegen wir uns so schwertun mit den Entscheidungen.“
Die Unsicherheit manifestiert sich aktuell in vielerlei Hinsicht - vor allem aber darin, dass kaum jemand einen geregelten Spielbetrieb ohne Corona-Einschränkungen aktuell für machbar hält. Ein eng getakteter Spielplan bis in die Adventszeit, wie in den vergangenen Jahren, erscheint schlicht utopisch. Einige wenige Infektionsfälle unter den über 1000 Spielern mit Bundesligaspielpass hätten gereicht, um für Chaos im Spielplan zu sorgen.
Wie hätte man mit einem Corona-Ausbruch bei einem Verein, der angesichts des Geschehens bei den Profis von Stade Français alles andere als unwahrscheinlich scheint, umgehen sollen? Wie hätte man mit Spiel-Absagen und Verschiebungen umgehen sollen, ohne dass dadurch eine Seite benachteiligt wird?
Die Klubs leiden selbst am meisten unter der verordneten Zwangspause
Die meisten Nachteile haben durch den heutigen Beschluss die Klubs, die sich heute selbst eine verlängerte Pause verordnet haben. Denn auch für viele Bundesligisten und Zweitliga-Teams sind die Spieltagseinnahmen wichtig, um den Finanzbedarf des Klubs zu decken. Außerdem ist ein geregelter Trainingsbetrieb ohne die Aussicht auf Punktspiele schwieriger zu organisieren.
Aber auch die Fünfzehner-Nationalmannschaft könnte unter den Gegebenheiten leiden - bis zu den für den Herbst angedachten restlichen Spiele dürfte das Gros der Adler-Spieler in keinen richtigen Spielrhythmus kommen.
Genau in einem Monat hätte der Neustart erfolgen sollen. Nun werden es stattdessen sieben Monate sein, bis aller Voraussicht nach wieder Punktspiele in Deutschlands besten Rugby-Ligen stattfinden werden.
Eventuell könnte bis dahin eine Umstellung der Saison auf das Kalenderjahr erfolgt sein - denn der Tenor am heutigen Tag ging in die Richtung und der eindeutige Auftrag an den Deutschen Rugby-Tag im November lautet, eine Umstellung zu prüfen.
|