Kehoma Brenner (hier 2016 für Deutschland gegen Spanien) ist für den HRK wie ein Neuzugang. Foto (c) Keil
Eigentlich hatte Kehoma Brenner vor zwei Jahren die Rugbystiefel an den Nagel gehängt (Link zu Brenneres Abschieds-Interview) - als deutscher Meister nach einer langen Karriere in der Bundesliga und in 48 Einsätzen für die Nationalmannschaft, wo er sich mit seiner Art zu spielen, den Status des Publikumslieblings erkämpfte. Doch so ganz ohne Rugby geht es für Keo nicht. Den mittlerweile 34-jährige hat in der Corona-Pause die ovale Sehnsucht gepackt. Nun trainiert der Dritte-Reihe-Stürmer den HRK-Sturm und könnte in der kommenden Saison eventuell auch wieder auf dem Platz im Klub-Trikot zu sehen sein. Für den Klub wäre der Ex-Kapitän wie ein Neuzugang. Im TR-Interview spricht Brenner über das mögliche Comeback und die Entwicklung der Bundesliga insgesamt.
TotalRugby: Guten Abend Keo. Erstmal vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit nimmst, um unsere Fragen zu beantworten. Wie waren die letzten Corona-Monate für dich? Bist du vielleicht auch deswegen zurück in den Spielbetrieb, weil Rugby dir in letzter Zeit mehr als zuvor gefehlt hat?
Kehoma Brenner: Ich bin seit Anfang März im Home Office, seit ein paar Wochen sporadisch im Büro und Berufsreisen sind logischerweise bis auf weiteres ausgeschlossen. Und irgendwann sind Spazieren, Laufen und Heimfitnesszirkel nicht mehr ausreichend. Da staut sich dann doch einfach zu viel Energie an und wir alle brauchen doch unseren Sport irgendwie auch als Ventil.
Daher bin ich im Mai, als die Regierung es wieder zuließ, beim Trainingsauftakt aufgeschlagen. Nicht wegen den Linienläufe oder Handlingübungen, sondern eher weil ich mich körperlich austoben will bzw. musste. Und als es dann wieder geknallt hat auf dem Platz, war ich happy. In gewisser weise hat sich ein Loch in mir geschlossen.
TR: Also ist die Initiative von dir ausgegangen - wie wurdest du denn empfangen an alter Wirkungsstätte? Und was wird deine Rolle künftig sein? KB: Der Klub hat mich natürlich mit offenen Armen empfangen. Speziell Pieter und Jörn (Coach Pieter Jordaan und Kapitän Jörn Schröder; Anmerkung der Redaktion) konnte ich entlasten und durch meine Art, Einfluss auf die Dynamik im Training nehmen. Da der Job es wieder zulässt, werde ich also die Einheiten im Sturm übernehmen, die Taktik dort vorgeben und die Ausbildung der einzelnen Jungs vorantreiben.
Aber am wichtigsten ist mir doch die Kultur im Team und die damit verbundene Einstellung. Speziell hier sehe ich meine Stärken und möchte die Jungs soweit treiben, dass sie an ihr Limit gehen. Das ist die Philosophie die ich vertrete, das wird dem ein oder anderen zunächst nicht einfach fallen, aber nur so sind wir erfolgreich.
TR: Man wird dich wahrscheinlich schon wieder im Trikot auf dem künstlichen Grün des Klubs sehen, oder?
KB: Ob ich spielerisch, auf dem Platz, unterstützen kann, wird sich zeigen. Ich muss in mich hören und sehen, was mein Körper sagt. Ich schließe nichts aus, muss aber auch nichts mehr beweisen.
TR: Es dürfte dich aber schon reizen gegen deinen alten Teamkollegen Jaco Otto zu spielen, der ja mittlerweile auch Spielertrainer ist.
KB: Jaco und ich vertreten die gleiche Philosophie und wenn wir uns messen wollten, dann immer mit den Besten. So ist es heute auch noch und klar reizt mich das enorm. Aber wie gesagt der Körper entscheidet. Die vielen Jahre auf dem Level und auch das Trainingsniveau auf dem „High-Performance-Rasen“ haben ihre Spuren hinterlassen.
TR: Was für Ziele habt ihr euch mit dem HRK für die kommende Saison gesetzt?
KB: Der HRK befindet sich weiterhin in einem Umbruch nach der Ära Wild. Das muss man realistisch einschätzen. Trotz allem ist das Bundeliga-Niveau, meiner Meinung nach, relativ schwach. Das haben zuletzt auch die Leistungen der Nationalmannschaft gezeigt.
Die hochkarätigen Spieler sind zum Großteil weg und während den letzten 10-12 Jahren sind viele Vereine, wegen der Übermacht einiger weniger, in eine gewisse Lethargie verfallen.
Die Ausgangssituation hat sich dadurch geändert. Jeder hat jetzt die Möglichkeit um die Meisterschaft mitzuspielen. Ich glaube dass man jetzt mit der richtigen, effektiven Spielstrategie, guter Fitness und "neuem Hunger" , auch mit begrenztem Budget und Trainingsbegebenheiten, ohne Probleme oben mitspielen kann. Die letzten beiden Jahre konnte jeder jeden schlagen.
Wir werden den Kader noch ein wenig personell feintunen und dann sehen wir wo, uns die richtige Einstellung hinbringt. Wie gesagt, halbe Sachen mache ich nicht und ich will oben mitspielen!
TR: Das klingt vielversprechend - wir wünschen dir und dem Klub viel Erfolg für die nächste Saison und bedanken uns für das Gespräch!
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