Im September soll, sofern das Pandemie-Geschehen es zulässt, der Frauen-Fünfzehner-Spielbetrieb losgehen - mit gleich drei Liga-Neulingen.
Gut fünf Monate nach dem Corona-bedingten Abbruch rückt auch der Neustart der Frauen-Bundesliga näher. Die kommende Saison in der Fünfzehner-Eliteklasse, die im September gestartet werden soll, wartet mit einigen Neuerungen auf. Nachdem 2016 zwei Teams von der Bildfläche verschwunden waren und nur noch fünf Frauen-Fünfzehner-Mannschaften den Spielbetrieb aufrecht erhielten, kommen diesen Sommer wohl gleich drei Neulinge dazu, so dass bundesweit neun Fünfzehner-Mannschaften am Spielbetrieb teilnehmen - eine Liga-Teilung könnte die Folge sein.
Ende der Saison 2015/2016 hatte sich das Frauen-Team des München RFC nach nur zwei Spielzeiten aus dem Oberhaus verabschiedet. Sportlich gesehen konnten die Damen aus der Münchner Landeshauptstadt gegen die etablierten Klubs in Heidelberg, Hamburg und Köln nicht mithalten - dazu kamen lange Anfahrtszeiten und eine dünne Spielerdecke. Hohe Niederlagen, Spielabsagen und schließlich der Rückzug aus der Liga waren die Folge.
Seitdem war der Freistaat im Frauen-Fünfzehner nicht mehr vertreten. Doch das soll sich mit einem neuen Projekt ändern. Die SG Bayern, eine im Jahr 2019 gestartete Initiative, soll die blau-weißen Farben Bayerns künftig wieder hochhalten. Aus ganzen elf Vereinen setzt sich ein Kader von insgesamt knapp 50 Spielerinnen zusammen, wie Team-Managerin Katrieke Kwauka gegenüber TR erklärt.
Die Heimspiele der SG sollen in verschiedenen Orten des Freistaats ausgetragen werden. Wobei man sich bei der Wahl des Ausrichters auch an der geographischen Lage der Gast-Mannschaft orientieren werde, um unnötig lange Anfahrtswege zu vermeiden - aber auch, damit Frauen-Fünfzehner in allen Ecken Bayerns gespielt wird.
Denn perspektivisch soll im gesamten Freistaat die Förderung des Frauenrugbys hochgefahren werden, so RVBy-Präsident Alexander Michl gegenüber TR. Zunächst steht für die neue SG aber mit der Debütsaison und vielen unerfahrenen Spielerinnen eine sportliche Herausforderung vor der Tür - die Vorbereitungen laufen bereits seit geraumer Zeit.
Bereits im vergangenen Jahr hatte die SG Freundschaftsspiele gegen Teams aus Hannover, sowie gegen eine gemischte Auswahl aus Ostdeutschland ausgetragen. Corona-bedingt mussten weitere Tests abgesagt werden, dennoch betont Team-Managerin Kwauka, dass man hochmotiviert und gut vorbereitet in die Saison gehen werde.
Virtuelle Einheiten über das angedachte Spielsystem und seit diesem Wochenende auch endlich wieder gemeinsame Trainings-Sessions auf dem Feld sollen die Frauen aus dem Freistaat auf die kommende Spielzeit vorbereiten. „Wir sind gestärkt aus dieser Zeit gekommen“, so die Einschätzung von Kwauka, die aber gleichwohl einräumt, dass man es gegen die ambitionierten Platzhirsche schwer haben werde.
Ruckoons gehen mit verändertem Set-Up in die neue Saison
Deshalb hofft man bei der SG Bayern auf die Wiedereinführung einer zweiten Liga, die aktuell im Raum steht. Neben der SG Bayern wären auch die Ruckoons aus Nordrhein-Westfalen ein Kandidat für ein neues Unterhaus. Das mit Crowdfunding-Mitteln vor zwei Jahren aus der Taufe gehobene Projekt, vor allem getragen vom RFC Dortmund und dem RC Aachen, geht neu aufgestellt in die kommende Saison. Der RC Aachen zieht sich aus der Kooperation zurück und konzentriert sich auf das olympische Siebener.
Die Ruckoons standen deshalb kurz vor dem Aus, wie Mitgründerin Jana Böttcher erläutert. Doch auf Dortmunder Seite hat man sich dazu entschlossen, das Projekt allein weiterzuführen - Veteranin Sonja Strohsahl übernimmt die Leitung. Weiterhin können sich wie bisher alle interessierten Spielerinnen aus NRW sich dem Team anschließen - künftig werden jedoch Trainingseinheiten und Spiele einzig und allein in der Ruhrgebiets-Metropole Dortmund ausgetragen. Der gut 150 km entfernte zweite Heimatort Aachen wird aufgegeben.
Germania List und RC Rottweil vor Rückkehr in den Spielbetrieb
Mit der SC Germania List aus Hannover, die nach drei Jahren Abwesenheit in den Fünfzehner-Spielbetrieb zurückkehrt und dem RC Rottweil könnten am Ende vier Teams in Liga zwei antreten. Für die Germania gilt: Eine Rückkehr soll nur in die zweite Liga erfolgen, wie uns Coach Jakob Clasen erklärt - aktuell gehe man davon aus, dass dies geschehen werde. Die Frauen-Mannschaft des RCR strebt ebenso die Rückkehr an und mit ihr würde ein traditionsreicher Standort zurück ins Fünfzehner-Geschehen kommen.
Im Jahr 1994 wurden die Schwarzwälderinnen vom RCR gar deutscher Meister und streben nun unter Leitung von Frauenmannschaftsleiterin Franziska Holpp die Rückkehr an. Die erfahrene Spielmacherin war zuletzt jahrelang in den Farben des SC Neuenheim angetreten und war auch für das Nationalteam aufgelaufen. Jetzt will sie ihren Heimatverein zu alter Größe führen.
Sollte es tatsächlich zur Gründung einer zweiten Liga kommen, würde das für die Teams im Oberhaus bedeuten, dass man künftig nur noch acht reguläre Saisonspiele plus Playoffs austragen wird. Deshalb wird hinter den Kulissen gerade diskutiert, ob man einen Pokalwettbewerb einführt, an dem die Teams beider Ligen teilnehmen. Zusammen mit den Turnieren der Siebener-Liga wäre der Terminkalender für Deutschlands Rugby-Frauen dann so voll, wie lange nicht mehr.
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