Training unter Anleitung von Wolfpack-Ass Tim Biniak für den Nachwuchs der Landesverbände.
Rund 70 Nachwuchstalente, die Trainer der Landesverbände sowie das Coaching-Team und die Spieler des DRV-Wolfpacks. Das sind die Zutaten des sogenannten LV Light, einem einwöchigen Trainings- und Ausbildungscamp am Olympiastützpunkt, als Ersatz der Landesverbandmeisterschaften konzipiert, bei dem am Ende alle profitieren sollen - in erster Linie die nach Heidelberg gereisten Nachwuchstalente aus dem gesamten Bundesgebiet, die eine Woche lang wie Spieler des Wolfpacks trainieren. Eine Kontroverse um die Nicht-Teilnahme eines großen Landesverbandes sorgt derweil für Unruhe hinter den Kulissen.
Für einige der jungen Spieler im Alter von 17 bis 21 Jahren war es eine „ganz schöne Herausforderung“, wie Wolfpack-Coach Clemens von Grumbkow im Gespräch mit TR erklärt. Zwei Trainingseinheiten am Tag, angeleitet von den Sportsoldaten der Siebener-Nationalmannschaft. Trainieren auf internationalem Niveau, angeleitet von Wolfpack-Assen, überwacht vom Coaching-Staff am Olympiastützpunkt, betreut von Nationalmannschafts-Physiotherapeuten und dem Cheftrainer Athletik/Medizin Colin Grzanna.
Auf Initiative der Trainer und Betreuer der Siebener-Nationalmannschaft war die Idee entstanden, als Ersatz für die Landesverbandsmeisterschaften eine Art Camp für den Rugby-Nachwuchs zu veranstalten. Neben den Spielen der Verbände gegeneinander ging es darum, ein Programm drumherum zu gestalten. Da zu Beginn der Planungen noch nicht abzusehen war, wie viel Corona-bedingt möglich sein würde und ob überhaupt gespielt werden könnte, wurde die Woche LV-Light getauft.
Nach einigen Lockerungen der Corona-Regulierungen und dem dementsprechend im Verlaufe der Planungen aufwendiger gewordenen Programm hätte man das light freilich streichen können. Die Zielsetzung der Veranstaltung war laut DRV-Sportdirektor Manuel Wilhelm von Anfang an und bis heute „den Sportlern nach der langen Krise wieder etwas anzubieten“. Entsprechend liest sich der Ablaufplan, der neben Kraft-Einheiten, Sprinttraining und allerlei Arbeit mit dem ovalen Leder auf dem Platz auch abseits des grünen Rasens pickepackevoll ist.
Dazu zählen unter anderem: Schulungen und Seminare zu einer Vielzahl von Themen - wie zu den Möglichkeiten der dualen Karriere, Teambuilding und Ernährung, bis hin zur Prävention von sexualisierter Gewalt - das Ganze wird abgerundet mit einem Kulturprogramm, inklusive Besichtigung des Heidelberger Schlosses. Auch vom neuen DRV-Sponsor, der Krankenkasse DAK, bekommen der Rugby-Nachwuchs sowie die Landestrainer in einem Workshop wichtige Infos zum Thema Gesundheit geliefert.
Schlussendlich sollen beide Seiten profitieren - die Nachwuchssportler und Landestrainer auf der einen Seite erhalten Einblicke in die Arbeitsweise des Stützpunktes, den Alltag eines Profi-Sportlers und können dazu an ihren eigenen Fähigkeiten feilen. Die Spieler der Nationalmannschaft wiederum bekommen die Chance ihre Coaching-Fähigkeiten zu verbessern, so Coach von Grumbkow gegenüber TR.
Der Nachwuchs des LV Bayern beim LV Light
Die Kosten für alle Teilnehmer, inklusive Übernachtung und drei Mahlzeiten, wurden weitestgehend vom Verband übernommen, der dafür auch staatliche Fördermittel anzapfte - lediglich knapp 100 € pro Teilnehmer mussten von den Landesverbänden aufgebracht werden. Zumindest von denjenigen, die ihren Nachwuchs nach Heidelberg geschickt haben, darunter auch vermeintlich kleinere Verbände. Aber mit dem Landesverband Niedersachsen hat ausgerechnet der Standort des zweiten Bundestützpunktes dankend abgelehnt.
Offiziell lag dies aber nicht an den Kosten, sondern an der Terminierung. Mit Verweis auf die noch bis Ende August andauernden Sommerferien entschied man sich dagegen, Spieler oder Trainer zu entsenden. Das wiederum führte auf DRV-Ebene zu reichlich Unverständnis und Verstimmung. Für die niedersächsischen Talente wurde dennoch eine Lösung gefunden, unter Ausklammerung des niedersächsischen Landesverbands.
Statement von DRV-Sportvorstand Manuel Wilhelm zur Nicht-Teilnahme des niedersächsischen LV am Camp: „Die Organisation war Corona-bedingt natürlich sehr kurzfristig und auch sehr dynamisch. Dennoch mache ich keinen Hehl daraus, dass wir wahnsinnig enttäuscht sind, dass der Standort unseres Bundesstützpunktes sich zu einer Absage entschieden hat. Zumal die Begründung für uns inhaltlich nicht nachvollziehbar war. Schließlich haben auch deutlich kleinere Landesverbände sofort bereitwillig zugesagt und alles getan, um ihren Sportlern dies zu ermöglichen. Damit am Ende die jungen Spieler unter dieser Entscheidung nicht zu sehr leiden müssen, haben wir auf eigene Faust die Nachwuchsbundeskader aus Niedersachsen zur Teilnahme eingeladen und sämtliche Kosten übernommen. Schließlich ist es unsere erste Aufgabe als Sportfunktionäre den Sport zu fördern. Wir werden alsbald das Gespräch mit dem NRV-Vorsitzenden, dem hauptamtlichen Landestrainer und dem Leistungssportreferenten suchen, damit wir künftig bei Förderung unseren jungen Sportler und Sportlerinnen wieder an einem Strang ziehen."
Die Nachwuchsspieler aus Niedersachsen wurden ohne Auswahl durch den LV eingeladen, die Finanzierung des Landesverbands-Anteils übernommen. Beim abschließenden Turnier der Landesverbände werden die Talente dann aber nicht ihr Heimatbundesland Niedersachsen repräsentieren können. Den Spielern wird so auch die Chance genommen, sich unter Wettkampf-Bedingungen dem Trainerstab der DRV VII um Chefcoach Damian McGrath zu präsentieren.
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