Die Luxemburger waren gerade in die Vorbereitung ihrer dritten Bundesliga-Saison in Folge gestartet - jetzt droht ein erneuter Ausbruch des Coronavirus den Start ins Wanken zu bringen. Foto (c) Seufert-Chang
Es ist nicht einmal drei Wochen her, da wagten wir hier bei TR nach Gesprächen mit den Verantwortlichen und mit Blick auf die Schutzbestimmungen die vorsichtig optimistische Prognose: Der Bundesliga-Start Anfang September ist aktuell realistisch (Link zum Artikel). Tatsächlich sind in Deutschland seitdem weitere Corona-Schränken gefallen und alle Teams konnten eine mehr oder weniger normale Saison-Vorbereitung starten. Ein Ausbruch in unseren Nachbarland droht jetzt aber den Start-Termin ins Wanken zu bringen.
Mit dem RC Luxembourg in der Rugby-Bundesliga und dem RC Walferdange in der West-Staffel des Unterhauses spielen gleich zwei Teams aus dem Großherzogtum Luxemburg im deutschen Ligasystem. Im geeinten Europa ohne Grenzen kein Problem, so zumindest hätte das bis zum März dieses Jahres jeder unterschrieben. Selbst die temporären Schließungen änderten vermeintlich nichts, da nach den Grenzöffnungen im Juni wieder alles beim Alten zu sein schien. Doch ein erneuter Ausbruch des Coronavirus könnte jetzt zu erheblichen Problemen führen.
Vorgestern registrierte Luxemburg 163 neue Fälle des neuartigen Coronavirus, bei lediglich knapp über 600.000 Einwohnern. Noch im Juni lag die Zahl der Neuinfektionen im Land wochenlang im einstelligen Bereich, an einigen Tagen wurden gar keinerlei neue COVID-Erkrankungen festgestellt. Doch mit knapp 200.000 täglichen Berufspendlern, die täglich von Frankreich und Deutschland einpendeln, ist wohl kein Land derart exponiert, wie das kleine Luxemburg.
Rechnet man die Zahl der neuen Fälle von vorgestern auf die deutsche Bevölkerung hoch, entspräche dies 22.043 Fällen hierzulande - mehr als das dreifache des Tageshöchststandes in Deutschland vom 28. März, als hierzulande 6.294 Fälle an einem einzigen Tag registriert wurden. Die Grenzen ins Nachbarland werden vorerst dennoch nicht geschlossen.
Luxemburg gilt nun als Risikogebiet
Jedoch landet das zweitkleinste EU-Land durch die Explosion der neuen Fälle auf der Liste der Risikogebiete des Robert-Koch-Institutes, was wiederum weitreichende Konsequenzen hat. Vor nicht notwendigen Reisen wird seitens der deutschen Behörden ausdrücklich gewarnt. Noch viel gravierender: Rückkehrer aus Luxemburg müssen demnach künftig eine 14-tägige Quarantäne einhalten. Lediglich Pendler sind von dieser Regelung ausgenommen.
Unter diesen Voraussetzungen ist ein Start der Bundesliga mit den Luxemburgern natürlich undenkbar. Teams dem aktuell in Luxemburg bestehenden Infektionsrisiko auszusetzen, wäre sowieso schon unverantwortlich - die zweiwöchige Quarantäne macht es praktisch unmöglich. Außerdem dürfte der Trainingsbetrieb der beiden Luxemburger Teams erheblich beeinträchtigt werden - eine TR-Anfrage an den RC Luxemburg über die Auswirkungen des neuen Corona-Ausbruchs vom heutigen Morgen blieb bisher unbeantwortet.
Beim DRV beobachtet man die Situation derweil genau. Colin Grzanna - Cheftrainer Medizin und Athletik beim DRV, sowie für alle Corona-Maßnahmen des Verbands zuständig - betont gegenüber TR, dass man weiterhin mit einem Ligastart im September plane.
Regionale Ausbrüche können Auswirkungen auf den Start haben
„Regionale Ausbrüche und die Situation in Luxemburg können jederzeit auftreten und entsprechend Konsequenzen auf den Start haben - die Lage kann sich schnell verändern und entwickeln“, wie Grzanna erläutert. „Wir beobachten weiter intensiv die Situation und werden entsprechend der Empfehlungen von Bund und Ländern an einer Lösung arbeiten.“
Trotzdem gibt sich Grzanna weiterhin „positiv optimistisch“ mit Blick auf den Start der Bundesliga, der jedoch weiterhin auch von der Pandemie-Gesamtlage in der Bundesrepublik abhänge.
Grundsätzlich wären zwei Szenarien denkbar, falls sich die Lage in Luxemburg nicht bessern sollte. Ein Start ohne die Luxemburger, die dann ihre Spieler über die Winterpause nachholen könnten - jedoch könnten sich so natürlich Wettbewerbs-Nachteile für andere Teams ergeben, die inmitten der Pause gegen die Himmelblauen antreten müssen. Eine Verschiebung des gesamten Bundesliga-Starts wäre auf den ersten Blick drastisch, aber fairer. Bei den Verantwortlichen will man sich derzeit noch nicht festlegen und die Entwicklung der Lage in den kommenden Tagen abwarten.
Die Luxemburger waren gerade erst in die Saison-Vorbereitung gestartet, nun gerät der Start Corona-bedingt ins Wanken
Für die Luxemburger selbst ist die Lage so oder so unangenehm. Erst vor zehn Tagen hatten die Luxemburger ihren Start in die Vorbereitung verkündet. Mit Izak Saayman hatte der RCL einen Ex-Profi als Defensiv-Coach verpflichtet, der 2005 einmal im Trikot der Blitzboks auflaufen durfte. Er sollte zusammen mit Angriffs-Coach Scott Browne und Director of Rugby James Kent die Geschicke der Luxemburger leiten.
RCL-Kapitän Oisin Kilgallen hatte auf der Klub-Webseite betont, dass man mit „viel Optimismus“ in die dritte Bundesliga-Saison in Folge gehe. Ob und wann dies geschehen wird, ist leider heute unklarer denn je.
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