Ungewöhnliche Umstände, aber am Ende ein Ergebnis, mit dem die meisten Leben können.
Es war ein denkwürdiger ADRT und das nicht nur aufgrund der Umstände, unter denen er heute Corona-bedingt stattfand. Lange wurde im hessischen Heusenstamm um einen Kompromiss gerungen und am Ende war es ein Vorschlag des vermeintlich kleinen RFC Augsburg, der den gordischen Knoten löste. Das Ergebnis: Die Finanzierung des DRV wird in den kommenden beiden Jahren über zwei Sonderumlagen à 10€ pro Mitglied für auf eine solidere Basis gestellt.
Die Ausgangslage war klar: Der DRV braucht aktuell mehr Geld, schon allein um seine wichtigsten Aufgaben zu erfüllen - das haben zuletzt nur noch sehr wenige überhaupt in Zweifel gezogen. Wie viel mehr es denn sein darf, sowie in welcher Form dem Dachverband das Geld zukommen würde, waren die entscheidenden Fragen vor diesem ADRT. Konkurrierende Anträge vom Präsidium, dem TSV Handschuhsheim, sowie dem München RFC wurden im Vorfeld publik gemacht.
Die DRV-Spitze hatte zunächst zwei Vorschläge in den Raum gestellt, darunter eine pauschale Verdoppelung der Beiträge. Von den Münchnern war die Finanzierung über eine Sonderumlage in den Raum geworfen worden und der TSV wollte eine moderatere Erhöhung. Mit Blick auf die Diskussion im Plenum wurden die beiden DRV-Anträge, sowie der des MRFC schließlich zurückgezogen und durch zwei Eilanträge ersetzt: Im Jahr 2020 sollte es eine Sonderumlage von 10€ pro Mitglied und ab 2021 erhöhte Beiträge geben. Der TSV bestand zunächst auf seinem Vorschlag.
Zunächst nur ein Eilantrag der Verbandsspitze erfolgreich
Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit gab es im Plenum allerdings nur für die erste vom Präsidium vorgeschlagene Maßnahme, also die Sonderumlage für das Jahr 2020. Einige der Heidelberger Klubs, Hamburg und seine Klubs, sowie die Hannoveraner Vereine und Niedersachsen als geschlossener Block, stimmten dagegen.
Das Argument vor allem von Seiten der RGH, die allein in der abgelaufenen Saison zwei Länderspiele ausgerichtet hatte und des TSV: Den Vereinen würde damit eine zu große Last auferlegt. Trotz des Widerstands einiger großer Klubs verfehlte der zweite Vorschlag, also die dauerhafte Erhöhung ab 2021, die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit nur ganz knapp.
Für die DRV-Spitze war das vorläufige Ergebnis nicht zufriedenstellend. Unter anderen, da einige Wettbewerbe, wie die kommende Spielzeit der Rugby Europe Trophy, ins Jahr 2021 gehen - im Präsidium war man nicht gewillt, eine Mannschaft bis zur Deadline Ende dieses Monats zu melden, ohne die nötige Finanzierung für deren Spielbetrieb gesichert zu haben.
Drei Spieler der Nationalmannschaft - Samy Füchsel, Pierre Mathurin und Felix Lammers - meldeten sich im Laufe der langwierigen Diskussion zu Wort und setzten sich für die geplante Erhöhung ein. Man bräuchte die Nationalmannschaft allein schon, um Nachwuchsspielern ein Ziel zu geben, auf das sie hinarbeiten können. Die Perspektive Bundesliga sei schlicht nicht der große Motivator.
Der Augsburger Kompromiss als Lösung
Auf der Suche nach einer gangbaren Lösung war es schließlich der RFC Augsburg, der mit seinem Kompromissvorschlag zu einer Lösung fand. Mit einer weiteren Sonderumlage für das Jahr 2021 werde dem DRV die nötige Luft zum Atmen zu geben, um zu planen und sich neu aufzustellen. Den mittelfristigen Finanzbedarf über Gebühren könne man dann später noch determinieren.
Da eine Sonderumlage im Gegensatz zu einer Gebührenerhöhung keine Zwei-Drittel-Mehrheit auf dem ADRT erfordert, wurde der Kompromiss schnell zur Lösung - und dennoch stimmten einige Vereine und Verbände, darunter die Schwergewichte St. Pauli und der SCN, für die zweite Sonderumlage, nachdem diese zuvor noch gegen die Erhöhung für 2021 gestimmt hatten.
So erhielt der Augsburger Kompromiss eine Zwei-Drittel-Mehrheit, die eigentlich gar nicht benötigt worden wäre. Lediglich Niedersachsen und die Hannoveraner Klubs, sowie die RGH und der TSV (der einen Alternativvorschlag machte, der zu ähnlichen Einnahmen geführt hätte) stimmten weiter dagegen, während sich viele kleinere Vereine, deren Spieler deutlich weiter am Nationalmannschaftsgeschehen sind, deutlich solidarischer.
Für den DRV und seine Nationalmannschaften sind das gute Nachrichten - bis Ende 2021 herrscht Planungssicherheit. Den Länderspielen im Herbst dieses Jahres steht damit zunächst nichts mehr im Wege. Auch die Perspektive für die Frauen- und Nachwuchs-Teams, oder für Projekte wie Get into Rugby sind nun deutlich besser. Für viele Vereine wird die Erhöhung eine finanzielle Bürde sein und deshalb wird in der Krise auch von den Mitgliedern Solidarität gefragt sein. Nach dem nächsten Training oder Heimspiel können wir nur jedem Aktiven oder Fan empfehlen: Trinkt doch einfach Mal ein Bier mehr, oder lasst einen Zehn-Euro-Schein da - es ist für einen wichtigen Zweck!
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