Carsten Segert ist seit gut zwei Wochen nicht mehr Trainer des HRC, nun erhebt er schwere Vorwürfe gegen seinen Ex-Arbeitgeber.
Carsten Segert hat gegenüber der Hamburger Presse mit dem Vorstand seines ehemaligen Klubs abgerechnet. Man habe ein Schicksal wie bei Robert Enke in Kauf genommen, so der Vorwurf Segerts. 2014 war Segert von Hannover 78 zum HRC gewechselt, vor zwei Wochen wurde dem Trainer des Hamburger Bundesligisten schließlich mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht verlängert werden würde.
Der Hamburger RC hatte sich auf seiner Webseite unter dem Titel „Danke Carsten“ am 2. Juli de facto von Segert verabschiedet und ihm für seine Dienste gedankt. Derbysiege über den Stadtrivalen St. Pauli und Erfolge gegen die großen Klubs des Rugby-Nordens haben in der Erklärung genauso ihren Platz, wie die vom Verein empfundene Enttäuschung über die vermeintliche Stagnation der letzten Jahre.
Die Erklärung des Hamburger RC im Wortlaut
In der ausgiebigen Erklärung ist aber auch die Rede von Unzufriedenheit über die Trainingsgestaltung und einer „unkommunikativen Art“ des bisherigen Cheftrainers. Von Kennern des Hamburger Rugbys ist zu hören, dass sich Segert in seiner Arbeit zu sehr auf die erste Herrenmannschaft konzentriert und die Arbeit mit dem Nachwuchs und der Zweiten des HRC vernachlässigt habe. Das habe ihm schlussendlich das Vertrauen des Vorstandes gekostet.
Carsten Segert war in den 1980ern und 1990ern unter anderem für den TSV Victoria Linden als Gedrängehalb an der Seite von Verbinder Rainer Kumm aktiv und feierte mehrere Meistertitel. Im Trikot der Nationalmannschaft lief Segert sechs Mal auf. Zwei Mal trainierte Segert bereits Hannover 78 und war zwischenzeitlich Coach in Namibia, bei den dortigen Wanderers. Nach einem früheren Engagement beim FC St. Pauli leitete seit 2014 die sportlichen Geschicke des Hamburger RC an der Seitenlinie.Segert im Trikot des TSV Victoria Linden, mit dem er deutscher Meister wurde.
Dass die Unzufriedenheit scheinbar auf beiden Seiten vorhanden war, lässt Segert dieser Tage durchblicken. Gegenüber der Hamburger Presse erhebt der ehemalige U-19-Nationaltrainer schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber: Gemeinsame Sitzungen mit dem Vorstand habe es überhaupt nicht gegeben, in den vergangenen zwei Jahren habe er sich zudem gemobbt gefühlt. Während des Corona-Lockdowns, so Segert weiter, sei er suizidgefährdet gewesen.
Im Rahmen der Erklärung, aus der unter anderem das Hamburger Abendblatt zitiert, spricht Segert selbst auch von einer Depressionserkrankung, unter der er leide. Der Verein habe eine Situation, wie bei Robert Enke in Kauf genommen. Enke, damals Torwart beim Fußball-Bundesligisten Hannover 96, hatte sich 2009 im Alter von nur 32 Jahren das Leben genommen.
Die Stellungnahme des HRC-Vorstandes gegenüber TR: Wir bedauern es sehr, dass Carsten Segert die Beendigung unserer Zusammenarbeit so persönlich trifft. Leider mussten wir aus finanziellen Gründen den Entschluss treffen, das Vertragsverhältnis zu beenden. Wir haben das Carsten viele Monate im Voraus mitgeteilt, da es für uns als Verein wichtig ist, für jeden unsere Mitglieder da zu sein – das gilt auch für unseren Coach. Wir hätten uns, so wie Carsten sicher auch, gewünscht, gemeinsam noch eine erfolgreiche Saison zu beenden und damit einen positiven Abschluss für viele Jahre der Zusammenarbeit zu finden. Leider hat die Corona-Krise uns an diesem Punkt einen Strich durch die Rechnung gemacht, was wir sehr bedauern. Dass diese Zeit für Carsten nicht leicht war, können wir nachvollziehen – wir haben uns immer bemüht, in Kontakt zu bleiben und gemeinsame Lösungen zu finden. Wir wünschen Carsten von Herzen alles Gute!
* Die Stellungnahme des Hamburger RC haben wir nach Veröffentlichung des Textes hinzugefügt, da uns diese erst nach der Publikation erreicht hat.
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