Julius Nostadt spielt kommende Saison in der Top 14 bei Castres Olympique
Als einer von ganz wenigen deutschen Rugbyspielern hat Julius Nostadt den Sprung in Frankreichs Eliteliga Top 14 geschafft. Seit dem 1. Juli ist der Erste-Reihe-Stürmer beim fünffachen Meister Castres Olympique unter Vertrag. Aktuell befindet sich der Heidelberger in der Vorbereitung auf den Saisonstart - wir haben uns mit Nostadt über seine ersten Schritte beim neuen Verein unterhalten.
In Rugby-Kreisen ist die Saisonvorbereitung bei so ziemlich keinem Spieler beliebt. In der Sommerhitze Tag für Tag ackern und das wochenlang - Meter um Meter auf dem Platz abspulen, schmerzhafte Tackle-Einheiten, kräftezehrende Gym-Einheiten und keine Spiele in Sicht. Julius Nostadt befindet sich dieser Tage in den ersten Wochen einer intensiven Vorbereitung und trotz Temperaturen weit über der 30-Grad-Marke in Südfrankreich sind diese Einheiten für Nostadt vor allem durch Vorfreude geprägt.
Der 27-jährige Heidelberger Nostadt macht gerade seine ersten Schritte im Dienste des französischen Erstligisten Castres Olympique. Seit dem ersten Juli steht der Erste-Reihe-Stürmer beim fünffachen französischen Meister unter Vertrag. Nostadt hatte sich in den letzten drei Jahren in Diensten des Zweitliga-Klubs Aurillac einen Namen gemacht und sich beispielsweise mehrmals in die XV des Spieltags der französischen Rugby-Bibel Midi Olympique gespielt.
Nostadt hatte gleich mehrere Angebote aus der ersten Liga, entschied sich aber schlussendlich für den Traditionsklub aus dem Departement Tarne. Dort tritt er in die Fußstapfen zweier deutscher Rugby-Legenden: Damien Tussac war bis 2018 in Diensten von CO und hatte mit dem Klub die Meisterschaft geholt. Der in Heidelberg geborene Deutsch-Engländer Phil Christophers war ebenso fünf Jahre lang zwischen 2005 und 2010 Leistungsträger bei Castres.
Familiäre Atmosphäre beim fünffachen Meister
„Die familiäre Atmosphäre und die Gespräche mit den Coaches haben mich überzeugt“, so Nostadt im Gespräch mit TR. Vor knapp einem Jahr sei der Kontakt mit Castres zustande gekommen und Ende 2019 war man sich schließlich einig geworden. Auch bei Aurillac hätte man den spielstarken deutschen Prop gerne behalten, doch Nostadt entschied sich für das Abenteuer Top 14.
In der finanzstärksten Liga der Welt erwarten Nostadt nun in den großen Rugby-Arenen des Landes Stars wie Jerome Kaino, Finn Russel, Nicolas Sanchez und Sergio Parisse. Schon in den bisherigen Trainingseinheiten in den ersten zehn Tagen bei Castres war der Unterschied zu seinem Ex-Klub im Zentralmassiv für Nostadt ersichtlich.
Fünf Mal konnte CO bereits den Bouclier de Brennus für die französische Meisterschaft holen
„Das Drumherum ist schon ein ganz anderes, Castres hat deutlich mehr Mittel zur Verfügung und das merkt man auch“ - neben den mehrköpfigen Trainerteam werden Castres Stars noch von einem spezifisch für die GPS-Überwachung zuständigen Coach, einem Drohnen-Piloten, der jeden Schritt filmt, sowie dem medizinischen Stab betreut.
Die Professionalität merke man auch in der Leistungssteuerung. War in Aurillac noch in der Vorbereitung oftmals Laufen bis zum Umfallen angesagt, ist das Training bei Castres deutlich besser dosiert, so Nostadts Einschätzung. Dennoch braucht sich der bullige Erste-Reihe-Stürmer nicht über zu wenig Trainingsaufwand beschweren: „Aktuell falle ich Abends trotzdem ermüdet ins Bett.“
Die Integration in das neue Team fiel dem Heidelberger nicht schwer. Castres hat diesen Sommer, nachdem auf die Meisterschaft 2018 zwei durchwachsenen Spielzeiten folgten, einen Umbruch gewagt und gleich ein Dutzend neue Spieler geholt. Nostadt ist bei weitem nicht der einzige Neuling, aber gleichwohl davon überzeugt, dass er auch als einziger Neuzugang gut aufgenommen worden wäre.
Nostadt will sich in Castres zunächst etablieren
Castres will sich wieder in der Spitze der Top 14 etablieren und möglichst um Titel mitspielen. Das ist der Anspruch des Kleinstadt-Klubs - neben Nostadt war beispielsweise Fiji-Olympiasieger Semi Kunatani unter den Zugängen. Nostadt selbst hat sich ein Ziel gesetzt, mit dem er in die Saison geht: „so viel wie möglich spielen!“
Im Rugby-verrückten Ort mit nur 42.000 Einwohnern wird Rugby gelebt. „Auf der Straße hat gefühlt jeder Dritte ein CO-Shirt an und die Fahne des Vereins hängt an vielen Häusern“, wie Nostadt seinen ersten Tagen in Castres bereits bemerkt hat. Erkannt wurde der einzige Deutsche in der Top 14 auf der Straße aber noch nicht. Lediglich der Metzger habe gefragt, ob Nostadt denn Rugby spiele. Mit dem Erste-Reihe-Stürmer hat dieser künftig einen treuen Kunden mehr.
Bis zum Start der Top 14 Ende August wird Nostadt noch einige kräftezehrende Wochen vor sich haben, in denen es darum geht, sich zu etablieren. Die Hitze ist dabei kein Thema, Nostadt selbst bezeichnet sich mit einem Augenzwinkern als „Schönwettersportler“.
Angesprochen darauf, ob er stolz darauf sei, als einer von nur ganz wenigen Deutschen in der Top 14 gelandet zu sein, antwortet Nostadt zurückhaltend: „Wenn ich einmal ein paar Spiele gemacht habe vielleicht, aber noch brauche ich mich mit jemanden wie Robert Mohr gar nicht erst zu vergleichen - er war hier fast zehn Jahre lang und auch Kapitän seines Teams.“
Für den Ligastart bleibt bei Nostadt die Hoffnung, dass dieser zumindest mit einigen Zuschauern möglich sein wird. Normalerweise ist das Stade Pierre Fabre, in das mit 12.500 Zuschauern mehr als ein Viertel der Bevölkerung Castres passt, bei Heimspielen von CO bis zum bersten gefüllt.
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