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Vor dem ADRT in Heusenstamm: Die Zeit der Briefeschreiber
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 7. Juli 2020

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Gelingt es DRV-Präsident Hees (links im Bild) die deutsche Rugby-Öffentlichkeit von der Notwendigkeit einer Beitragserhöhung zu überzeugen?

Letzte Woche hatte der DRV zum außerordentlichen Deutschen Rugby-Tag geladen, der am 18. Juli in Heusenstamm stattfinden wird. Dieser ADRT hätte eigentlich bereits im März stattfinden sollen, wurde aber damals bekanntermaßen Corona-bedingt kurzfristig abgesagt - nicht weniger, als die Sicherstellung der finanziellen Basis des Verbands steht auf dem Spiel und als einziger Punkt auf der Tagesordnung. Hinter den Kulissen rumort es allerdings, wie ein Brief an die Verbandsführung zeigt, der in Rugby-Deutschland derzeit die Runde macht.

Darin äußern gleich mehrere Landesverbandsvorsitzende ihre Kritik am Vorgehen des Präsidiums im Hinblick auf den ADRT, welcher nun ausgerechnet im Sommer stattfinden müsse. Im Ton ist der Brief gemäßigter, als der {von uns bei TR als „Brandbrief“ bezeichnete Brief} des HHRV-Vorsitzenden Zurawski aus dem März, in dem dieser die geplante Gebührenerhöhung eine „Zumutung, wenn nicht gar Frechheit“ nannte.

Unter dem Strich bleibt aber deutliche Kritik und am Ende eine Drohung: Man sei überrascht, dass der ADRT gerade jetzt einberufen werde und fühle sich unzureichend über das Handeln der Verbandsführung in den letzten Monaten informiert, beispielsweise im Hinblick auf die Sponsorengewinnung, oder die gemachten Einsparungen durch die Verlegung der DRV-Geschäftsstelle nach Heidelberg, oder die Auswirkungen der langfristigen krankheitsbedingten Ausfälle der beiden hauptamtlichen Mitarbeiter der Geschäftsstelle - weiterhin ist von verspieltem Vertrauen und Konzeptlosigkeit die Rede.

Eine Dringlichkeit zur Durchführung des ADRT besteht laut Präsidiums-Kritikern in den Landesverbänden nicht. Am Ende steht die Forderung den ADRT abzusagen und durch einen ordentlichen Rugby-Tag im Herbst mit deutlich mehr Vorlaufzeit zu ersetzen. Sollte dahingehend keine einvernehmliche Lösung gefunden werden, so die Verfasser des Briefes, werde das Ganze den Weg an die Öffentlichkeit finden.

Replik von Hees an die DRV-Mitglieder

Wohl auch in Antizipation dieses Schreibens, hatte sich DRV-Präsident Harald Hees bereits am Sonntag an die DRV-Mitglieder gewandt (Link zum Brief) und einige der Kritikpunkte des (noch nicht veröffentlichten Schreibens) angesprochen. In erster Linie stellt der ehemalige Heusenstammer Nationalspieler erneut fest, dass sich an der chronischen Unterdeckung des DRV-Finanzbedarfs rein gar nichts geändert habe. Lediglich habe die große Krise (Corona) die kleine (DRV-Finanzsituation) überlagert - die Notwendigkeit einer Gebührenerhöhung bestehe aber ungeändert weiterhin.

Anfang des Jahres hatten Finanzvorstand Poff und Finanz-Vize Entenmann die jährliche Ausgaben und Einnahmen des Verbandes offengelegt, sowie die Tatsache, dass der Heusenstammer Jürgen Zeiger den DRV in den letzten Jahren schon mehrmals mit Krediten aus der Bredouille geholfen hatte, um Löcher zu stopfen. Das Thema mangelnde Transparenz wird von Hees ebenso adressiert: Der Vorstand habe in seinen ausführlichen Monatsberichten durchaus dargelegt, was seit der Absage des im März geplanten ADRTs geschehen sei.

DRV-Präsident Hees: Adler-Spiele stehen auf der Kippe

Die wohl größte Neuigkeit in Hees Brief an die Mitglieder: Der Verband konnte Rugby Europe trotz einer verstrichenen Frist bisher nicht mitteilen, ob die schwarzen Adler im Oktober gegen Litauen und die Ukraine antreten werden und die Rugby Europe Trophy zu Ende spielen können. Aktuell, so die Botschaft des DRV-Präsident, sei die Finanzierung dieser Partien nicht gesichert. Es ist anzunehmen, dass Gleiches für künftige Turniere im Jugend- und Frauen-Bereich gilt.

Laut Präsident Hees aus finanziellen Gründen auf der Kippe: Die beiden ausstehenden EM-Spiele unserer Adler

Hees sieht sich derweil selbst als „Verbandsdiener“, deutet zugleich aber auch an, dass er seinen Stuhl gerne räumen werde, sofern sich jemand findet, der sich im Stande sieht die Aufgabe ohne Mitgliedsbeitragserhöhung zu bewältigen. Sein Appel: „Gebt uns euer Vertrauen und zwei Euro im Monat {pro Mitglied, Anmerkung der Redaktion} mehr, und ihr werdet euch wundern, was alles in kürzester Zeit möglich ist.“

Die verbleibenden zehn Tage bis zum ADRT dürften spannend werden. Von einer Absage des ADRT ist bisher keine Rede und angesichts der weiterhin kritischen Finanzlage des Verbands, sowie dem offensichtlichen Finanzierungsbedarf, darf davon auch nicht ausgegangen werden. Schon einmal hatte ein DRV-Präsident vor nicht allzu langer Zeit in einer finanziell kritischen Situation seinen Stuhl geräumt - er ist heute einer der Unterzeichner des Briefes.

Jedoch besteht im Falle von Harald Hees ein entscheidender Unterschied: Er hat den DRV erst letzten Herbst übernommen und hat die kritische Haushaltslage des Verbands quasi geerbt. Es liegt an den Mitgliedern des DRV, ob sie ihrem Präsidenten und der aktuellen Verbandsführung das Vertrauen schenken und ein wenig mehr von ihrem hartverdienten Geld.

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Kommentare (2)add comment

Ralf Theune said:

3663
Möchte mich nicht wundern...
….sondern vorher wissen, was dann möglich ist. Anstatt die durch die Virenpause gewonnene Zeit für eine Strategieprogrammatik nebst Finanzierungskonzept zu nutzen, scheint die Verbandsführung nach wie vor davon auszugehen, dass mehr finanzieller Input es schon automatisch richten wird. Es ist doch absurd zu glauben, dass die paar Euro mehr alles wieder ins Lot bringen.
Juli 09, 2020

Sebastian Lederer said:

4385
Berechtigte Frage
@ralf Theune: ich verstehe deine Frage und ich gehe davon aus, dass damit nur das Minimum (u18, 16er Herren) möglich ist

Die aktuelle Finanzierung reicht nicht aus und ist im Vergleich zu anderen Sportarten (Volleyball, Basketball, Hockey) und Rugby in anderen Ländern pro Mitglied zu niedrig. Ich würde mir wünschen, dass wir eine gemeinsame Lösung finden.
Juli 10, 2020

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