In der kommenden Saison wird es wohl kein West-Derby Aachen-Köln geben. Foto (c) Erbar
Der Rugby Club Aachen zählt zu den zehn mitgliederstärksten Rugby-Klubs Deutschlands. Mit Frankreich-Profi Eric Marks hat die Jugendabteilung des RCA einen der besten deutschen Rugbyspieler der letzten Jahre hervorgebracht. Doch künftig wird man den RCA wohl nicht mehr in den deutschen Ligen wiederfinden. Der Grund: Die Kaiserstädter stehen kurz vor dem Sprung in das holländische Ligasystem - nach der Zustimmung durch das DRV-Präsidium bedarf es nun noch des grünen Lichts aus der NRB-Zentrale in Amsterdam, was aller Voraussicht nach nächste Woche erfolgen wird.
Vom Aachener Laurensberg, wo der RCA seine Heimspiele der zweiten Bundesliga West austrägt, sind es zu Fuß keine 30 Minuten bis an die holländische Grenze. Das Dreiländereck Deutschland-Belgien-Niederlande erreicht man mit dem Rad ebenso in weniger als einer halben Stunde. Die Euregio-Region Maas-Rhein ist ein Musterbeispiel für die europäische Integration, dafür wie Regionen auf beiden Seiten der Grenze immer weiter zusammenwachsen.
Vor diesem Hintergrund muss man das Aachener Bestreben für einen Wechsel sehen, das uns von mehreren vereinsinternen Quellen bestätigt wurde. Die bisherigen Auswärtsspiele der Kaiserstädter in der Zweitliga-Weststaffel, wie beispielsweise gegen Frankfurt 1880 II oder Offenbach, sind mit mehr Fahrzeit verbunden, als es ein Auswärtsspiel in Amsterdam wäre. Selbst zum Derby gegen den alten Rivalen RSV Köln, dem nächstgelegenen Liga-Konkurrenten, fahren die Aachener gute 70 km.
Derweil gibt es im Radius von eben jenen 70 km von Aachen aus gesehen gleich mehr als ein halbes Dutzend ambitionierter holländischer Klubs - insgesamt sind es mehr als 80 Rugby-Vereine über die gesamten Niederlande verteilt, auf einer Fläche deutlich kleiner als Niedersachen. Im Schnitt absolvieren die Teams mehr Spiele über das Jahr hinweg und die Winterpause beträgt nicht einmal einen Monat.
Dazu besteht gerade im Jugendbereich in den Niederlanden ein weitaus lebendigerer Spielbetrieb, als in NRW, was bei der Aachener Entscheidung wohl auch eine Rolle gespielt haben dürfte. Vorstand und Team haben nach mehreren Jahren der Diskussion gemeinsam entschieden, den Sprung ins Nachbarland zu wagen. Belgien wäre aufgrund der räumlichen Nähe ebenso ein Ziel gewesen, doch der Spielbetrieb in Wallonien ist komplett auf französisch geregelt, was den Sprung erschwert hätte. Außerdem haben die Aachener mit ihrem langjährigen Coach Frank Bronneberg einen Kenner des niederländischen Rugbys an der Seitenlinie.
Beim DRV wurde der Vorschlag zunächst skeptisch gesehen
Im DRV-Präsidium hatte man lange mit der Entscheidung gerungen, schließlich würde die zweite Liga West deutlich geschwächt, doch am Ende fiel die Abstimmung denkbar knapp zu Gunsten des Aachener Anliegens aus. Wohl auch deshalb, da der RCA und seine Mitglieder weiterhin im DRV verbleiben - außerdem ist dem Vernehmen nach auch mittelfristig eine Rückkehr in das deutsche Ligasystem geplant. Die Zustimmung von Seiten des niederländischen Verbands steht allerdings noch aus.
In der Führungsetage des Verbandes NRB gibt es keinerlei Bedenken, aber die Mitgliederversammlung muss noch zustimmen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass diese dem RCA den Sprung verwehrt, würden die Aachener im deutschen Ligasystem verbleiben. In welcher Liga der RCA und seine Zweitvertretung im fünfstufigen holländischen System antreten würde, muss ebenso noch entschieden werden.
Beim RCA will man sich zu den Vorgängen aktuell nicht äußern und verweist auf die ausstehende Entscheidung von niederländischer Seite. Aktuell sieht es jedoch nicht danach aus, als würde es in der Hinrunde der kommenden Saison noch zum West-Derby mit dem RSV Köln kommen. In der kommenden Saison wird man im Westen dann mit Walferdange zwar einen luxemburgischen Klub haben, während die Aachener im niederländischen Ligasystem unterwegs sein dürften.
Wie sich die Aachener sportlich schlagen werden, dürfte interessant zu sehen sei. Im Juni 2017 scheiterten die Aachener daheim noch mit 14:27 im Relegationsspiel gegen den SC Neuenheim am Aufstieg ins Oberhaus. Seither zählten die Schwarz-Gelben zwar weiterhin zu den Top-Teams im Westen, kamen dem Aufstieg aber nicht entscheidend näher.
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