Aus der Bundesliga in die Verbandsliga - das scheint für einen Großteil des Kaders der ehemaligen SG Odin/Döhren nun Realität zu werden. Foto (c) Kirschner
Die Nachricht kam für das damals noch als Spielgemeinschaft auf die Rückkehr der Bundesliga hoffende Team ebenso überraschend, wie für viele Beobachter. Mitte April löste sich die SG Odin/Döhren nach genau 13 Jahren auf Initiative des VfR Döhren (TR berichtete) auf. Damals hoffte man noch auf eine gütliche Einigung - Döhren wollte in der Bundesliga verbleiben, Odin wollte den Neuanfang - daraus wird nun aber nichts. Döhren muss wohl wie Odin den Neuanfang starten und der FC St. Pauli könnte der Nutznießer sein.
Denn die Regularien sehen vor: Bei der Auflösung einer Spielgemeinschaft müssen sich beide Klubs einigen, sofern einer in der bisherigen Liga verbleiben will. Odin hat bereits angekündigt, den Neuanfang in der Verbandsliga mit einer „bunten Truppe“ aus Erfahrenen und Neulingen wagen zu wollen, wie der neue Odin-Coach Johannes Augspurger im Rugby-Podcast Eierköpfe erklärte. Bei Döhren hatte man gehofft durch den Saisonabbruch ohne Auf- und Abstieg, sowie dem bereits eingeleiteten Neuanfang des einstigen Partners, im Oberhaus verbleiben zu können.
Die Situation stellt sich aber gute sieben Wochen später äußerst vertrackt dar. Der im Süden Hannovers beheimatete Traditionsklub VfR will unbedingt in der Bundesliga verbleiben, auch um für die eigene ambitionierte Nachwuchsabteilung eine Perspektive zu haben. Dafür braucht der VfR aber das Einverständnis des ehemaligen SG-Partners Odin. Mit der Vorgehensweise im April haben sich die Döhrener aber allem Anschein nach beim jahrelangen Partner Odin keine Freunde gemacht - denn dieser verweigert nun dem VfR den benötigten Segen. Odin befürchtet, dass die ambitionierten eigenen Spieler zum VfR wechseln, wenn dieser oben bleibt - auch ein Schlichtungsversuch letzte Woche unter Einbeziehung der DRV-Spitze in Hannover hatte zu keiner Einigung geführt.
„Wenn gegen uns entschieden wird, nimmt nicht nur das Rugby in Hannover Schaden, sondern in ganz Deutschland“ - Stefan Dörner, Vorsitzender VfR Döhren gegenüber Sportbuzzer
Döhren droht damit der Neuanfang in der Verbandsliga. Denn der Bundesligaausschuss hat den VfR-Antrag auf eine Lizenz fürs Rugby-Oberhaus bereits abgelehnt und auch der mittlerweile von Döhren eingereichte Widerspruch vor dem Schiedsgericht hat formalrechtlich wenig Aussicht auf Erfolg. Damit wird auch ein Platz in der chronisch unterbesetzten zweiten Liga Nord sehr unwahrscheinlich.
Beim VfR Döhren gibt man sich optimistisch: "Lizenz noch nicht erteilt"
Unterhalb der beiden Bundesligen regelt der Niedersächsische Verband den Spielbetrieb und zumindest der Gang in die Verbandsliga könnte den Döhrenern deshalb erspart bleiben - ein Start in der Regionalliga scheint dem Vernehmen nach aktuell das wahrscheinlichste Szenario. Ein direktes Aufeinandertreffen der bisherigen SG-Partner in einem Derby Döhren-Odin wird es wohl nicht geben. Döhren müsste zwei Mal aufsteigen, um wieder ins Rugby-Oberhaus zu kommen.
Damit will man sich beim VfR aber nicht zufrieden geben. Dem Sportportal Sportbuzzer der Hannoverschen Allgemeine erklärte VfR-Vorsitzender Stefan Dörner am Montag, dass Odins Verweigerung der Zustimmung „moralisch nicht nachvollziehbar“ sei. Weiterhin sieht Dörner selbst keinen Grund seinem Klub die Lizenz zu verweigern - dieser könne daran zu Grunde gehen, was wiederum den Rugbysport in Hannover und bundesweit schädigen würde.
Pauli oder Hohen Neuendorf könnten Nutznießer werden
Die Bundesliga-Nordoststaffel wird aber wohl auch ohne den VfR in voller Besetzung in die neue Spielzeit starten - trotz des Beschlusses vom 9. Mai, laut dem es wegen des Abbruchs keinen Auf- und Abstieg geben wird. Aktuell kommen die beiden Tabellenführer in den Zweitliga-Staffeln Nord und Ost - der FC St. Pauli und die Rugby-Union Hohen Neuendorf - in Frage. Die Aufstiegsambitionen der Paulianer sind kein Geheimnis - aber ob die Brandenburger RU Bundesliga-Ambitionen hegt, nachdem noch 2017 der freiwillige Gang in die Regionalliga gewählt wurde um einen Neustart zu wagen, darf bezweifelt werden.
Wie der St.Pauli-Vorsitzende Nils Zurawski gegenüber TR erklärt, würde man sich einem Aufstieg auf Umwegen nicht verweigern. Zum Thema Ödin/Döhren habe man selbst auch nur aus der Presse erfahren - aber sofern sich die Möglichkeit einer Rückkehr in die Bundesliga ergebe, werde man nicht nein sagen, so der Vorsitzende von Deutschlands mitgliederstärkstem Rugby-Klub.
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