Bei der letzten WM in Frankreich 2007 gewannen die Springboks - dieses Mal gehen sie als Titelverteidiger in den World Cup.
Es soll die größte Rugby-WM der Geschichte werden, so die Ankündigung von Bernard Laporte, als Frankreich vor drei Jahren den Zuschlag bekam. Nach dem riesigen Erfolg von Japan 2019, wird die Grande Nation der Ausrichter 2023 - es könnte die letzte WM im jetzigen Format mit 20 Teams werden. Welche Mannschaften am 8. September 2023 an den Start gehen werden, wird bis November 2022 geklärt werden. Zwölf Teilnehmer stehen bereits fest, seit gestern ist klar, wie die anderen acht ermittelt werden.
1187 Tage vor dem Eröffnungsspiel hat World Rugby gestern den Qualifikationsprozess für die kommende Rugby-Weltmeisterschaft bestätigt. Dieser ist, im Vergleich zum letzten World Cup, nur minimal verändert. Am Ende könnten sich eventuell sogar wieder genau dieselben 20 Teams für die WM qualifizieren, wie im Jahr 2019.
Zwölf der 20 Teams sind bereits für die mittlerweile zehnte WM qualifiziert. Es handelt sich um die jeweils drei besten der vier Gruppen beim World Cup in Japan:
Bereits für Frankreich 2023 qualifiziert: Südafrika England Neuseeland Wales Japan Frankreich Australien Irland Schottland Italien Argentinien Fidschi
Die acht weiteren Teilnehmer setzen sich wie folgt zusammen:
Ozeanien-Gewinner (Duell Samoa-Tonga) Sieger-Playoff Asien (Asia Rugby Championship) vs. Verlierer Ozeanien ( —> bspw. Hongkong vs. Tonga) Afrika-Cup-Gewinner 2022 (bswp. Namibia, Uganda, oder Kenia) Top 2 Rugby Europe Championship 2022 (bspw. Georgien + Spanien) Top 2 Americas Rugby 2022 Chamionship (bspw. USA + Uruguay) Gewinner Repechage-Turnier November 2022 (1 x Europa, 1 x Asien/Ozeanien, 1 x Amerika, 1 x Afrika)
Die Veränderungen im Quali-Prozess
Für die WM 2019 hatten Kanada und die USA noch einen Platz unter sich ausgespielt, während der Verlierer gegen Uruguay antreten musste. Jetzt werden beide Amerika-Startplätze über die Americas Rugby Championship mit den besten Teams aus Süd- und Nordamerika vergeben. Nachdem Uruguay zuletzt deutlich stärker war, als Kanada und sich auch Chile unter Ex-Adler-Coach Pablo Lemoine verbessert hat, könnten die Canucks durchaus leer ausgehen.
Europa erhält im Vergleich zum letzten WM-Zyklus einen direkten Platz mehr. Jedoch dürfte dieser angesichts der Machtverhältnisse unterhalb den Six Nations fast schon garantiert an Georgien gehen. Die Lelos hatten sich nach einem dritten Gruppenplatz bei der WM 2015 direkt für Japan qualifiziert, müssen sich dieses Mal aber wieder über eine Top-2-Platzierung in der Rugby Europe Championship qualifizieren.
Das Rennen um das zweite direkte WM-Ticket, sowie den dritten für das Repechage-Turnier berechtigenden Platz, verspricht aber spannend zu werden. Rumänien zeigte sich vor dem Corona-bedingten Abbruch in der Rugby Europe Championship ungewohnt schwach und unterlag sowohl Russland, als auch Portugal. Belgien konnte mit einem überraschend deutlichen Heimsieg gegen Russland überzeugen. Insgesamt scheint das Rennen in Europa - sofern man dieses Frühjahr als Maßstab ansetzt - offener denn je.
Für unsere schwarzen Adler wäre der Weg zu einer Quali für Frankreich 2023 äußerst schwer
Wie die unteren Spielklassen in den Quali-Wettbewerb mit einbezogen werden, steht noch nicht fest. World Rugby kündigte in seiner gestrigen Mitteilung lediglich an, dass weitere Details in naher Zukunft bekanntgegeben werden. Vermutlich dürfte es aber wie zuletzt auch Playoff-Spiele zwischen den einzelnen Staffeln geben - Deutschland musste 2018 bekanntlich erst gegen den damaligen Rugby-Europe-Trophy-Gewinner Portugal siegen, bevor man gegen Samoa und schließlich beim Repechage-Turnier antreten durfte.
So müssten unsere Adler aller Voraussicht nach die Rugby Europe Trophy 2022 gewinnen, um dann gegen das drittplatzierte REC-Team um einen Platz im Repechage-Turnier spielen zu können. Beim Repechage-Turnier müsste sich das Team dann gegen drei Konkurrenten (Amerika, Afrika und Asien) durchsetzen. Sicherlich nicht völlig unmöglich, aber angesichts des sehr jungen deutschen Teams aktuell unwahrscheinlich.
Für deutsche Fans wird der Rugby World Cup 2023 dennoch ein absolutes Highlight, auch wenn das Turnier ohne deutsche Beteiligung stattfinden dürfte. Einige der Spielorte sind quasi nur einen Katzensprung entfernt: Beispielsweise sind es gerade Mal 250 Kilometer von Aachen bis ins WM-Stadion von Lille - für die Aachener Rugger ist näher, als ihre Auswärtsspiele der zweiten Bundesliga im Rhein-Main-Gebiet. Aus Frankfurt und Stuttgart ist man mit dem ICE oder TGV in unter vier Stunden am Finalspielort in Paris, weitaus schneller, als man mit der Bahn bis in die Hauptstadt Berlin braucht.
Die Spielorte des RWC 2023:
Paris (Stade de France, 80.700 Zuschauer) Marseille (Stade Vélodrome, 67.394 Zuschauer) Lyon (Parque Olympique, 59.184 Zuschauer) Lille (Stade Pierre-Mauroy, 50.157 Zuschauer) Bordeaux (Matmut Atlantique, 42.115 Zuschauer) Saint-Etienne (Stade Geoffrey-Guichard 41.965 Zuschauer) Nizza (Allianz Riviera ,35.624 Zuschauer) Nantes (Stade de la Beaujoire, 35.624 Zuschauer) Toulouse (Stade Municipal, 33.150 Zuschauer)
"Die größte WM jemals", das zumindest hat Bernard Laporte versprochen
Insgesamt verspricht das Turnier die größte WM bisher zu werden, unabhängig von Laportes Versprechen. Neben den großen Stadien, durch deren Drehkreuze über die 45 Spiele hinweg deutlich mehr als zwei Millionen Zuschauer gehen dürften, dürfte dazu sicherlich auch eine aufstrebenden junge französische Mannschaft beitragen. Nach zwei WM-Titeln im U-20-Bereich 2018 und 2019, sowie den überragenden Leistungen im diesjährigen Six-Nations-Turnier dürfte mit les Bleus zu rechnen sein. Der dreimalige Vize-Weltmeister (1987, 1999, 2011) will endlich in den elitären Klub der bisher lediglich vier verschiedenen Rugby-Weltmeister aufsteigen.
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