Die Chiefs sind Samstag zu Gast bei den Highlanders - es wird das erste professionelle Rugby-Spiel seit drei Monaten sein.
Neuseeland startet an diesem Woche mit seinem internen Wettbewerb Super Rugby Aotearoa. Seit heute steht fest, dass dies mit Zuschauern auf den Rängen geschehen wird. In Auckland und Dunedin werden volle Stadien erwartet. Ganz so schnell geht es in England noch nicht - aber zumindest steht ein Termin für das Comeback der Premiership. Außerdem hofft die RFU im Herbst Länderspiele im halbvollen Twickenham abhalten zu können.
Der Countdown läuft bereits seit Mitte Mai und an diesem Samstag ist es soweit - Super Rugby Aotearoa startet. Aotearoa ist der Name der Maori-Ureinwohner für das Land Neuseeland und in diesem Falle ist dieser tatsächlich Programm. Neuseelands fünf Super-Rugby-Teams spielen zehn Wochen lang am Stück untereinander und seit heute steht fest: es wird vor Publikum gespielt.
Back with a Bang: Super Rugby Aotearoa
Mit vollem Haus zum Auftakt wird sowohl am Samstag in Dunedins Forsyth Barr Stadion beim Duell Highlanders-Chiefs, als auch am Sonntag im Eden Park von Auckland gerechnet, wenn dort die Blues auf die Hurricanes treffen. Seit mittlerweile 18 Tagen wurde in Neuseeland kein neuer Covid-19-Fall registriert und der allerletzte Erkrankte gilt sei gestern als geheilt. Deshalb sah sich Neuseelands Regierung am heutigen Montag in der Lage, die Beschränkungen für Großveranstaltungen komplett zu kassieren.
Im Land Down Under wirbt man damit, das allererste Land zu sein, das professionellen Sport wieder vor Publikum spielen lässt. Das stimmt so zwar nicht ganz - immerhin hatte Taiwans Baseball-Liga bereits im Mai bis zu 1.000 Fans pro Spiel zugelassen und diese Beschränkung für dieses Wochenende komplett aufgehoben. Weißrussland, dessen Diktator Alexander Lukaschenko Vodka und Sauna als Heilungmittel für das Coronavirus gepriesen hatte, erließ zu keinerlei Zeitpunkt irgendwelche Beschränkungen.
Dennoch: Neuseeland ist das erste westliche Land, das ohne Zuschauerrestriktionen spielen lässt und es sich angesichts der Corona-Entwicklung im Land auch erlauben kann. Dementsprechend hoch ist die Vorfreude in Aotearoa. Selbst Premierministerin Jacinda Ardern hatte vor wenigen Tagen im neuseeländischen Fernsehen über ihre Vorfreude auf das Rugby-Comeback gesprochen und betont, dass sie schon immer die Chiefs unterstütze und das auch weiterhin tun werde.
Neuseelands Premierministerin Ardern betont ihre Loyalität den Chiefs gegenüber
Siehe auch: Dan Carters spektakuläres Comeback für die Blues
Englands Verband RFU hofft auf 40.000 im Twickenham-Stadion im November
Während Neuseeland also mit Rugby, wie wir es gewohnt sind beginnt, werden auch in England die Hoffnungen auf eine Rückkehr zur Normalität lauter. Die Premiership Rugby hat am Freitag verkündet auf den 15. August als Termin für den Neustart hinzuarbeiten. Allerdings dürfte dies mit so einigen Problemen verbunden sein. Denn noch stehen neun reguläre Runden, sowie das Halbfinale und Finale aus. Selbst wenn man alle Runden ohne Pause am Stück spielen würde, wäre die Saison erst am 31. Oktober beendet.
Das ist in mehrerlei Hinsicht problematisch. Zum einen will World Rugby im Oktober eventuell Länderspiele nachholen lassen, die im Frühjahr ausgefallen sind. Beispielsweise stehen noch vier Spiele der Six Nations aus. Darüber hinaus soll die zweitklassige Championship eigentlich im September starten - mit dabei, die Saracens, die aber noch neun reguläre Runden der Premiership zu spielen haben.
Derweil drängt die RFU die britische Regierung die Regeln in Sachen Social Distancing für die vier terminierten November-Länderspiele zu lockern. Mit einem Mindestabstand von zwei Metern zwischen den Zuschauern, könne man nur knapp 10.000 Zuschauer in das 82.000 Zuschauer fassende Twickenham Stadium lassen. Würde man den Mindestabstand auf einen Meter senken, könnte man immerhin mit halber Kapazität operieren.
Die RFU verweist dabei auf Richtlinien der Welt-Gesundheits-Organisation. Gleichwohl befindet sich Großbritannien mit mittlerweile über 40.000 COVID-Toten und weiterhin um die 1.500 Neuinfektionen pro Tag noch lange nicht am Ende der Krise. Nachdem hunderte Fälle im Großraum Liverpool auf ein Champions-League-Match Anfang März zurückgeführt werden konnten, ist fraglich, ob die RFU die erhofften Sondergenehmigung erhält.
Die RFU könnte mit 40.000 Zuschauern wohl immer noch drei Millionen Pfund pro Spiel einnehmen - Neuseeland, Argentinien, Tonga und Australien heißen die Gegner im November und im Normalfall wäre jedes dieser Spiele ausverkauft gewesen. Dass der reichste Rugby-Verband der Welt mittlerweile dringend auf jeden Pfund zum Überleben angewiesen ist, zeigt wie dramatisch die Lage im professionellen Rugby nach drei Monaten Coronapause ist.
Zumindest mit halber Kapazität sind Länderspiele im November in Twickenham denkbar
Samoanisches Team über 100 Tage in Auckland gestrandet
Selten schaffen es Rugby-Teams aus Samoa weltweit in die Schlagzeilen. Doch was dem Team Manuma Samoa in der Corona-Krise widerfahren ist, dürfte fast einmalig sein. Der Samoanische Vertreter in der Rapid-Rugby-Liga, gegründet vom Western-Force-Besitzer und Multi-Milliardär Andrew Forrest, war am 14. März in Perth angetreten und sollte am 21. März in Apia ein Heimspiel austragen.
Doch dazu kam es Corona-bedingt nicht. Die Rückreise des Teams endete schließlich beim Umstieg in Auckland, denn die Samoanische Regierung verhängte zwischenzeitlich einen Einreisestopp. Die kleine und vergleichsweise arme Pazifik-Nation wollte das Virus in jedem Fall von der Insel fernhalten und so traf es auch das Profi-Team, dessen Kader rein samoanisch ist.
Über 100 Tage verbrachten die Rugby-Profis in Auckland, zwischenzeitlich schlossen alle Hotels und das Team kam in einer Kirchengemeinde in Auckland unter. Der Rückflug erfolgte schließlich letzte Woche - das Team ist noch immer in Quarantäne, wenn auch nun in Samoa. Durch einen BBC-Bericht hat der Fall mittlerweile weltweit für Schlagzeilen gesorgt und schaffte es so gar in die österreichische Presse.
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