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Die weißen Flecken auf der Rugby-Landkarte: Wo kann der ovale Ballsport noch wachsen?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Freitag, 5. Juni 2020

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Das ovale Leder hat nicht überall in der Bundesrepublik Verbreitung gefunden, trotz mittlerweile 137 Klubs.

Teil fünf unserer Analyse der DRV-Mitgliedererhebung beschäftigt sich mit den Städten und Regionen in Deutschland, wo noch am wenigsten Rugby gespielt wird und wo der ovale Ballsport dementsprechend am meisten Potenzial hat. Dabei haben wir uns einerseits die größten deutschen Städte angeschaut, in denen es aktuell keinen Rugby-Klub gibt, sowie die Landstriche mit der geringsten Dichte an Rugby-Klubs.

Man habe noch einige „weiße Flecken“ auf der Berliner Rugby-Landkarte, so der BRV-Vorsitzende Denis McGee vor wenigen Wochen gegenüber TR. Im Rahmen unserer ausführlichen Analyse der DRV Mitgliedererhebung haben wir nun nach eben jenen weißen Flecken auf der deutschen Rugby-Landkarte gesucht. Trotz mittlerweile 137 Rugby-Klubs landesweit, gibt es noch immer einige Großstädte, in denen kein organisiertes Vereins-Rugby gespielt wird.

Die zehn größten deutschen Städte ohne einen Rugby-Klub (Einwohnerzahl in Klammern)
Duisburg (498.590)
Wuppertal (354.382)
Mannheim (309.370)
Wiesbaden (278.342)
Mönchengladbach (261.454)
Gelsenkirchen (260.654)
Krefeld (227.020)
Oberhausen (210.829)
Hagen (188.814)
Hamm (179.111)

Beim Blick auf die Liste der größten Städte in Deutschland ohne Rugby-Verein fallen mehrere Dinge auf. Zunächst findet man acht von zehn Städte auf der Liste in Nordrhein-Westfalen, dem mit Abstand bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands. Aktuell sind im gesamten Land 17 Klubs im DRV organisiert - darunter mit Aachen, Köln, Düsseldorf, Bonn, Wiedenbrück und Münster auch einige mitgliederstarke. Gleichwohl gibt es unter den 30 Großstädten noch zahlreiche, ohne einen Verein.

Rugby hat im fußballverrückten Ruhrpott einen schweren Stand: Doch mit Essen und Dortmund haben sich zuletzt zwei Klubs etabliert

Ganz vorne auf dieser Liste ist Duisburg - ausgerechnet dort, wo der Rugby-Verband NRW seinen Sitz hat. Die knapp eine halbe Million Einwohner zählende Pott-Metropole, wo Ruhr und Rhein zusammenfließen, hatte bis 2013 noch einen Rugby-Verein. Dieser spielte aber in den letzten Jahren seiner Existenz aber lediglich in einer Spielgemeinschaft und hatte mit der starken Lokalkonkurrenz zu kämpfen. Düsseldorf und Essen sind jeweils in deutlich weniger als 30 Minuten zu per Auto und Bahn zu erreichen - zwischen der Landeshauptstadt und Duisburg gibt es gar eine U-Bahn-Verbindung.

Die weiteren Teile unserer Analyse der DRV-Mitgliedererhebung
Teil 1 - Die Gewinner und Verlierer -> Link
Teil 2 - Die Rugby-Hochburgen -> Link
Teil 3 - Die Jugendförderer -> Link
Teil 4 - Die erfolgreichsten Neugründungen -> Link

Mönchengladbach und Krefeld hatten ebenso zuvor bereits aktive Vereine, beide litten jedoch stark unter dem Abzug der britischen Armee vor gut zehn Jahren. Wuppertal wiederum ist nur einen Katzensprung von Solingen entfernt, einem traditionellen Rugby-Standort. Für die weiteren Ruhrgebietsstädte dürfte die im fußballverrückten NRW noch größere Dominanz des König Fußball eine gewichtige Rolle spielen. Die jeweils erst vor gut zehn Jahren gegründeten RFC Dortmund und Grashof Essen, die beide heute um die 100 Mitglieder zählen, stellen aber unter Beweis, dass Rugby auch im Ruhrpott Potenzial hat.

Mannheim und Wiesbaden sind jeweils im Dunstkreis von Rugby-Großzentren. Von der hessischen Landeshauptstadt sind es nur gute 30 Minuten in die Bankenmetropole Frankfurt mit ihren drei Klubs - noch näher liegt das bereits in Rheinland-Pfalz befindliche Mainz. Für Rugby-Interessierte Wiesbadener dürften die dortigen Klubs die erste Anlaufstelle sein. Noch extremer stellt sich die Situation in Mannheim dar: Obwohl die Quadratestadt gut doppelt so groß wie ihr Nachbar Heidelberg ist, wirkt die Rugby-Hochburg beim großen Nachbarn wie ein Magnet für alle Talente. Beide Städte sind nur wenige Minuten mit der S-Bahn voneinander entfernt und es besteht eine direkte Straßenbahnverbindung.

Ovales Potenzial ist aber durchaus vorhanden: Mannheims Universitäts-Mannschaft konnte schon die Hochschulmeisterschaften gewinnen - die Spieler waren aber allesamt in Heidelberger Vereinen aktiv. Dennoch dürfte sowohl in Mannheim, als auch in Wiesbaden Potenzial für einen Verein bestehen. Als wohlhabende Hochschulstandorte wären wohl auch einige Rugby-Entwicklungshelfer - Austauschstudenten oder Expats aus Rugby-Kernländern - da, um die Entwicklung zu befeuern.

Rugby auf dem Land

In der Fläche gibt es in Deutschland noch viele Regionen ohne jegliche Rugby-Präsenz. Während die Flächenländer Niedersachsen, NRW und Baden-Württemberg relativ gut mit Rugby-Klubs abgedeckt sind, gilt genau das Gegenteil für den hohen Norden und vor allem einige ostdeutsche Bundesländer. Wer beispielsweise im sachsen-anhaltinischen Quedlinburg wohnt, kann sich aussuchen, in welche Himmelsrichtung sie/er fahren will, um nach minimum einer Stunde Fahrzeit den ersten Rugby-Klub in Halle, Braunschweig, oder Göttingen zu erreichen.

Der einzige Rugby-Klub Sachsen-Anhalts: Die Rugby Rovers Halle

Denn gerade Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sind in Sachen Rugby leider noch absolute Entwicklungsländer. Beide Bundesländer zählen bisher jeweils nur einen einzigen vollwertigen im DRV organisierten Rugby-Verein - die Halle Rugby Rovers in Sachsen-Anhalt und die Dierkower Elche/Rugby Rostock in Mecklenburg Vorpommern - die beide jeweils im Nachbar-Landesverband organisiert sind.

Mit Magdeburg und Fortuna Neuenkirchen gibt es in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern jeweils noch ein Siebener-Team mit enger Bindung zur lokalen Universität - beide sind jedoch nicht im DRV organisiert. In Mecklenburg-Vorpommern wird aller Voraussicht nach im kommenden Jahr ein Verein in den DRV eintreten, der bereits heute 70 Mitglieder zählt.

Die Freibeuter Wismar haben sich erst letztes Jahr als eigenständiger Verein gegründet und haben sich in kürzester Zeit zum größten Rugby-Klub in MV gemausert, wie Wismars sportlicher Leiter Carsten Pust-Achilles gegenüber TR erklärt. Noch spielen die drei MV-Klubs in einer Verbandsliga-Spielgemeinschaft, doch perspektivisch dürfte es im Nordosten zwei Fünfzehner-Teams im Liga-Spielbetrieb und damit ein richtiges MV-Derby geben.

Seit 1993 kämpfen die Dierkower Elche im hohen Norden fast allein auf weiter Flur

In Thüringen gibt es immerhin drei Vereine, mit regelmäßigem Spielbetrieb. Brandenburg und Sachsen haben jeweils eine lebendige Szene. Das liegt zum Teil auch an der Geschichte, bzw. der Struktur des DDR-Rugby. Der Berliner Speckgürtel beherbergt mit Velten, Hennigsdorf, Oranienburg, Hohen Neuendorf gleich vier Vereine aus Kleinstädten, die jeweils sehr aktiv sind. Stahl Hennigsdorf war mit 27 DDR-Meisterschaften der ostdeutsche Rekordmeister - lediglich Leipzig und Berlin konnten den Brandenburgern ab und an den Titel streitig machen.

Die Daten der Bundesländer mit den wenigsten Rugbyspielern (Einwohnerzahl in Klammern)

Saarland (990.509)
Stade Sarrois Saarbrücken 117
Entspricht 118 Rugbyspielern pro 1 Million Einwohner

Thüringen (2.137 Millionen)
USV Jena (116 Mitglieder)
Eastern Province Rugby Gera (59 Mitglieder)
SSV Erfurt Nord (41 Mitglieder)
Entspricht 101 Rugbyspielern pro 1 Million Einwohner

Schleswig Holstein (2,89 Millionen)
Adler Kiel (99 Mitglieder)
Tus Lübeck 93 (45 Mitglieder
Flensburg Roter Stern / Aale (18 Mitglieder)
56 Rugbyspieler pro 1 Million Einwohner

Sachsen-Anhalt (2,208 Millionen)
Halle Rugby Rovers (75 Mitglieder)
Entspricht 34 Rugbyspielern pro 1 Million Einwohner

Mecklenburg Vorpommern (1,61 Millionen)
Dierkower Elche / Rugby Rostock (33 Mitglieder)
*Freibeuter Wismar {erst dem kommenden Jahr im DRV organisiert} (70 Mitglieder)
Entspricht 20 Rugbyspielern pro 1 Million Einwohner
*Entspricht 64 Rugbyspielern pro 1 Million Einwohner {unter Einbeziehung von Wismar)

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