TR-Update International: Neuseeland startet in 3 Wochen, Pläne in England und Australien
Geschrieben von TotalRugby Team
Mittwoch, 20. Mai 2020
Beauden Barrett und die anderen neuseeländischen Stars kehren bereits in 3 Wochen aufs Feld zurück.
Der Countdown für Super Rugby Aoteroa (benannt nach dem Maori-Namen für Neuseeland) läuft und Neuseelands Fans können es kaum erwarten. Der neue und Corona-bedingt rein neuseeländische Wettbewerb der Super-Rugby-Teams im Land des dreimaligen Weltmeisters wird über zehn Wochen ausgespielt. Die fünf Teams treffen je zwei Mal aufeinander und es wird keine Playoffs geben.
Die erste Runde steigt bereits in drei Wochen am Wochenende des 13. Juni mit den Duellen Highlanders-Chiefs und Blues-Hurricanes. Zunächst noch ohne Zuschauer in den Stadien, aber angesichts Neuseelands hervorragender Corona-Bilanz - der abgelegene Inselstaat hatte im gesamten Monat Mai nur 28 Fälle verzeichnet und bisher an sieben Mai-Tagen überhaupt keine neuen Fälle registriert - wird eine Rückkehr der Zuschauer im Verlauf des Wettbewerbs nicht ausgeschlossen.
Neuseeländische Teams hatten zuletzt Super Rugby quasi nach Belieben dominiert und acht der letzten neun Titel geholt. Dazu haben die fünf Teams gleich mehrere All-Blacks-Stars, die zuletzt abgewandert waren, zurückgewinnen können. Spielmacher Lima Sopoaga, Zweite-Reihe-Stürmer Sam Whitelock und der spektakuläre Außendreiviertel Nehe Millner Skudder kehren allesamt zu den heimischen Vereinen zurück, auch da keine andere Profi-Liga der Welt vor einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs steht.
Dazu wird auch der erste Auftritt von Beauden Barrett im Trikot der Auckland Blues sehnlichst erwartet - der zweimalige Weltspieler des Jahres soll die seit Jahren unter ihren Möglichkeiten spielenden Blues wieder an die Spitze des neuseeländischen Rugbys bringen. Diese Woche stellte er bei der Rückkehr ins Training einen neuen Rekord für den Bronco-Fitnesstest auf.
Bisher war Beauden Barrett daran beteiligt die Blues auf dem Feld auseinanderzunehmen - nun soll er sie an die Spitze führen
Juli-Länderspiele werden verschoben
Wie es nach den zehn Wochen Super Rugby Aoteroa in Neuseeland weitergehen soll, kann noch niemand prognostizieren. Die Summer-Touren der Nord-Teams - Irland sollte in Australien auflaufen, England in Japan, Schottland in Südafrika, Wales in Neuseeland, sowie Frankreich und Italien in Argentinien - werden definitiv nicht wie geplant stattfinden.
World Rugby hatte das für Juli angesetzte internationale Fenster offiziell am letzten Wochenende verschoben, ohne jedoch einen Ersatz-Termin zu nennen. Mögliche Termin-Konflikte zeichnen sich jetzt schon ab, da bei World Rugby über den Oktober als möglichem Ausweichmonat nachgedacht wird. Dieser Zeitrahmen ist aber eigentlich für die Europacup reserviert - Organisator EPCR will dann die K.O.-Phase des abgebrochenen Champions Cup nachholen.
Insgesamt dürften aber die Länderspiele Vorrang genießen. Gerade in Japan ist die Enttäuschung groß, wo der Hype um die Nationalmannschaft nach der hervorragenden WM ins neue Jahr mitgenommen werden sollte. Die Duelle mit dem Vizeweltmeister waren bereits ausverkauft.
Steht das Ende von Super Rugby bevor?
Doch auch die Zukunft der Klub-Wettbewerbe in der Süd-Hemisphäre könnte nach Corona völlig anders aussehen. Neuseeländische Medien spekulieren über das Ende des Super-Rugby-Wettbewerbs in seiner jetzigen Form. Der Reiseaufwand zwischen Südafrika und Neuseeland und Australien und vor allem die fürs TV ungünstigen Ankick-Zeiten in der Nacht, waren den dortigen Verbänden schon länger ein Dorn im Auge.
Jahrelang hatten sich Neuseeland und Australien im Verbund SANZAAR kommerziell an Südafrika gebunden. Neben der regelmäßigen Spielpraxis gegen die Springbok-Stars ging es dabei vor allem auch um den lukrativen TV-Markt. Südafrikas Pay-TV-Sender SuperSport gilt als einer der erfolgreichsten. Südafrikanische Pay-TV-Abonennten quersubventionierten deshalb de facto die beiden Partner Down Under.
Zwei Entwicklungen der letzten Monate könnten nun aber das Aus dieser Partnerschaft bedeuten: Neuseelands Verband NZRU schloss Ende letzten Jahres nach einem Bieterwettstreit einen neuen TV-Vertrag mit Sky NZ ab, der dem Verband deutlich mehr Geld garantiert. Dazu hat die südafrikanische Währung Rand zuletzt weiter an Wert verloren, weswegen man sich in Australien und Neuseeland in der Lage sieht, sich vom langjährigen Partner zu verabschieden.
So zumindest die Spekulation Neuseelands größter Zeitung NZ Herald, die üblicherweise gut informiert ist. Da auch in Südafrika Überlegungen bestehen seine Klubs gegen Europas Elite antreten zu lassen, könnte nun eine einvernehmliche Trennung früher als gedacht stattfinden. Künftig könnte es dann statt Stormers gegen Crusaders, Stormers gegen Stade Toulousain heißen.
Australien und England planen ebenso eine Rückkehr zum Spielbetrieb
In Australien und England werden derweil auch Pläne über eine Rückkehr zum Spielbetrieb gemacht. Australien dürfte nach Neuseeland das zweite Land mit Profi-Rugby sein - zu den vier bestehenden Super-Rugby-Teams sollen sich die Western Force aus Perth, sowie Japans Sunwolves gesellen und pro Wochenende drei Spiele austragen.
In England, wo die Corona-Infektionszahlen im europäischen Vergleich am höchsten ist, denkt man laut darüber nach die gesamte Liga in einem einzigen Stadion abzuhalten, um den Reiseaufwand und damit das Infektionsrisiko der Spieler zu minimieren. Der Favorit ist aktuell wohl das Ashton-Gate-Stadion von Bristol. Laut einer Verlautbarung des Ligaverbands hofft man auf der Insel die Saison im Juli hinter verschlossenen Türen zu Ende bringen zu können.