Deutschlands Rugby-Vereine kehren langsam ins Training zurück
Geschrieben von TotalRugby Team
Freitag, 15. Mai 2020
Hannover 78 zählt zu den ersten Klubs, die den Trainingsbetrieb wiederaufgenommen haben. Archivfoto (c) Janus
Der 11. Mai war für viele Klubs in Rugby-Deutschland der Startschuss. Nur zwei Tage nachdem die laufende Bundesliga-Saison offiziell abgebrochen wurde, durfte fast bundesweit wieder trainiert werden. Allerdings hat die aktuelle Situation auf den Plätzen der Republik wenig mit dem Trainingsalltag vor der Corona-Krise gemein.
Am 15. April hatte die renommierte Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina in ihrer Empfehlung an die Bundesregierung erklärt, dass der Breitensport schrittweise wieder erlaubt werden solle. Ab diesem Zeitpunkt wurde im organisierten Sport an Übergangsregelungen für eine Rückkehr zur Normalität im Trainings- und Spielalltag gearbeitet.
Daraufhin hatte der DRV Ende April den von Cheftrainer Athletik und Medizin Colin Grzanna erarbeiten Stufenplan zur Rückkehr in den Trainingsbetrieb vorgelegt (TR berichtete). Für den 11. Mai erlaubten die bevölkerungsreichsten Länder NRW, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen die Rückkehr ins Training unter strengen Auflagen. Nachdem Hamburg am Mittwoch und Berlin heute nachgezogen haben, erlauben es mittlerweile die Regelungen fast aller Bundesländer das Training der DRV-Übergangsstufe eins.
Nach der ist ein Training in Kleingruppen wieder möglich, mit maximal vier Spielern pro Platz-Hälfte. Jedoch ohne Nutzung der Umkleiden, der gemeinsamen Duschen und unter Einhaltung der allgemeinen Hygiene-Regeln, die beispielsweise auch ein Desinfizieren des Spielgerätes nötig macht.
Der DRV hatte ebenso einen Return-to-Train-Plan aufgestellt, der neben den Anleitungen zu den Hygieneregeln auch Trainingsinhalte für eine Rückkehr in den Trainingalltag vorschlägt. Dieser ist online abrufbar (Link). Auf dem YouTube-Kanal machen Nationalspieler wie Jaco Otto und Annika Nowotny Beispielübungen vor.
Die allerersten Klubs, die die neue Freiheit auskosteten waren in Hannover. Dort stand bereits seit Anfang Mai fest, dass ab dem 11. Mai wieder trainiert werden kann. Vorjahres-Nordmeister Hannover 78 war am Dienstag nach fast zehn Wochen erstmals wieder auf dem Rasen. Man werde bis in den Sommer „ganz entspannt und locker“ trainieren und „die Jungs auf Trab halten“, so Coach Benjamin Krause gegenüber TR.
Die erste Einheit unter den neuen Bedingungen sei etwas gewöhnungsbefürftig gewesen, aber immerhin habe man das Team Mal wieder beisammen gehabt. Der Fitnesszustand der Spieler variiere stark - einige, wie Nationalspieler Pascal Fischer, haben durchtrainiert, während andere die Coronapause nicht nur mit Sport verbracht hätten, wie Krause erläutert.
78s Lokalkonkurrent Germania List steigt erst kommende Woche wieder ins Training ein, wie Kapitän Stefan Mau im Gespräch mit TR erläutert. Man habe sich lange mit dem Konzept zum Start befasst und "viel Koordination" sei von Nöten, um sich an die Kontaktbeschränkungen zu halten. Ab dem Montag bekämen die einzelnen Kleingruppen ihre Trainingsslots zugeteilt.
In Heidelberg fängt die RGH derweil zunächst wieder mit dem Jugendtraining an, bevor auch die Herren wieder auf das Feld zurückkehren. Ähnliches gilt für die Handschuhsheimer Löwen, die ebenfalls frühestens kommende Woche mit dem Training anfangen werden.
Der Münchner Zweitligist RFC will derweil mit "Abstand und Verantwortung" zurück ins Training gehen. Vorsitzdener Helmut Kraiger: “Neben der Vierten Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordung vom 5. Mai 2020 und den Vorgaben des Referats für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München vom 11. Mai 2020 ist das Trainingskonzept des DRV ein wesentliches Fundament für unseren Wiedereinstieg in den aktiven Trainingsbetrieb”.
Zahlreiche andere Klubs, darunter auch der RFC-Rivale StuSta München, wollen dagegen noch abwarten, angesichts der Tatsache, dass der Spielbetrieb erst im September wieder losgehen soll und die Auflagen aktuell streng sind.
Wann die Übergangsstufe 2 des DRV möglich sein wird, bei der ein Training in voller Mannschaftsgröße, aber weiterhin ohne Kontakt stattfinden darf, ist heute noch nicht abzusehen. Es sind die ersten Schritte Richtung Normalität, aber für die Rugby-Aktiven heißt es noch immer Geduld haben.