Chris Hilsenbeck hat das Confinement überstanden und blickt jetzt auf die neue Saison. Foto (c) Kessler
Seit zwei Wochen haben die deutschen Frankreich-Legionäre Gewissheit: Die laufende Spielzeit der beiden Top-Ligen Pro D2 und Top 14 werden nicht fortgesetzt. Seit letzter Woche steht nach einer Entscheidung der Klub-Bosse auch fest, dass es auch keinen französischen Meister geben wird, erstmals seit 1941. Damit verfahren die Rugby-Ligen anders, als der französische Fußball - dort wurde trotz zehn noch ausstehender Partien Paris zum Meister erklärt, sowie Toulouse und das nur vier Zähler vom rettenden Ufer entfernte Amiens zu Absteigern.
Ebenso werden im Rugby der Grande Nation Auf- und Abstieg diesen Sommer, anders als beispielsweise in England, ausgesetzt. Für Christopher Hilsenbeck und Eric Marks bedeutet dies Gewissheit: Auch in der kommenden Saison werden beide im Trikot des RC Vannes in der Pro D2 auflaufen. Sicherlich auch für das deutsche Duo enttäuschend, war doch eine erneute Playoff-Teilnahme nur einen Bonuspunktsieg entfernt - so beenden die Bretonen die Saison als Achter.
Für Verbinder Hilsenbeck überwiegt aber zunächst die Freude über das Ende des fast zweimonatigen Lockdowns, der in Frankreich deutlich strikter war, als hierzulande. „Es fühlt sich gut an, wieder einigermaßen uneingeschränkt nach draußen zu können. Da ich ein bisschen außerhalb wohne mit Garten, war es aber eigentlich kein Problem“, so der Heidelberger Spielmacher in Diensten von Vannes zu TR.
In Frankreich hat das Coronavirus mittlerweile über 27.000 Menschen das Leben gekostet - dementsprechend streng waren die Ausgangsbeschränkungen. Nur mit einer ausgedruckten Erlaubnis durfte das Haus einmal täglich in einem engen Radius verlassen werden, sonst drohte bereits beim ersten Verstoß eine Strafe von 135 €.
Seit Anfang der Woche gilt für etwa 2/3 des Landes, abgesehen vom Nordosten Frankreichs inklusive der Hauptstadt Paris, eine substantielle Lockerung. Bis zu 100 km dürfen sich Franzosen nun vom eigenen Wohnort entfernen - Geschäfte werden schrittweise wieder geöffnet. Hilsenbeck schätzt sich nun gegen Ende des sogenannten Confinements glücklich, daheim die Chance zum Training gehabt zu haben, während die Partnerin von daheim arbeiten konnte, wie er im Gespräch mit TR erklärt.
Christopher Hilsenbeck im Trikot des RC Vannes
Stand heute werden die Bretonen Ende Mai wieder mit dem Training beginnen, so Hilsenbeck weiter. Damit bleiben drei Monate bis zum anvisierten Saisonbeginn im September. Dieser dürfte dann wahrscheinlich mit Geisterspielen erfolgen.
Nostadt wird der Abschied aus Aurillac genommen
Für Julius Nostadt bedeutet das Saisonende gleichzeitig, dass er nie wieder für seinen bisherigen Klub Aurillac auflaufen wird. Nach drei Spielzeiten im Trikot des Zweigliga-Klubs aus dem Zentralmassiv hatte Nostadt bereits letzten Herbst beim Erstligisten Castres Olympique unterschreiben. „Ich hatte mir schon ein anderes Ende für meine Zeit dort vorgestellt“, wie Nostadt gegenüber TR erläutert.
Rückblickend zeigt sich Nostadt dankbar dafür eine Chance erhalten zu haben, nachdem Aurillac ihn 2017 aus Handschuhsheim verpflichtete: „Der Verein hat mich unterstützt und mir eine Chance und Vertrauen gegeben. Dafür bin ich sehr dankbar und dass es jetzt alles ohne einen wirklich Abschied beendet wurde ist schon sehr Gewöhnungsbedürftig.“ Der Erste-Reihe-Stürmer hatte den Lockdown in Heidelberg verbracht und konnte sich auf die neue Saison in der wohl besten Liga der Welt vorbereiten.
Das vorzeitige Ende nach 45 Spielen für Aurillac: Julius Nostadt wird nicht mehr im Trikot von Aurillac auflaufen
Bereits vor Nostadts Ankunft beim französischen Meister von 2018 wurde dort gestern schon verkündet, dass die Spieler in der kommenden Saison auf bis zu 15% Gehalt verzichten werden. Ähnliches dürfte wohl bei fast allen französischen Profiklubs geschehen, fehlt doch die letzte Tranche aus den über 100 Millionen Euro jährlich, die der Pay-TV-Sender Canal Plus allein für die Top 14 zahlt.
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