Der Kampf um das ovale Leder in Deutschlands Rugby-Oberhaus wird, Stand heute, erst wieder im September begonnen. Foto (c) Janus
Am heutigen Mittag kamen Vertreter aller 44 Erst- und Zweitligavereine in einer digitalen Sitzung des Bundesligaausschusses zusammen, um zu entscheiden, wie mit der bisher lediglich unterbrochenen Saison umgegangen werden soll. Das Ergebnis: Die laufende Spielzeit wird mit sofortiger Wirkung abgebrochen, es wird keinen Meister und auch keinen Auf- und Abstieg aus den beiden obersten Ligen des deutschen Rugbys geben. Die Entscheidung der Klubs ist zunächst nicht bindend, doch der Bundesligaauschuss hatte bereits im Vorfeld erklärt, sich an das Votum der Klubs zu halten - eine formelle Bestätigung wird innerhalb der nächsten sieben Tage erfolgen.
„Ich hatte ehrlich gesagt mit mehr Diskussionen gerechnet“, so RBA-Vize Ingo Goessgen soeben im Gespräch mit TR, der außerdem explizit die Professionalität aller Beteiligten lobt. Insgesamt haben sich die Klubs weitestgehend an die Empfehlungen des RBA gehalten, so Goessgen weiter. Knapp unter zwei Stunden hatten man sich beraten und schließlich anonym abgestimmt.
Pro Verein der ersten und zweiten Bundesliga war ein Vertreter zugegen. 89% der Vereinsvertreter stimmten für den sofortigen Abbruch, genauso viele beschlossen, dass es im Jahr 2020 keinen deutschen Meister im Fünfzehner-Rugby der Herren geben wird. Erstmals seit 1947, als zuletzt die Meisterschaft kriegsbedingt ausgefallen war, wird sich also kein Klub mit dem Lorbeerkranz für das beste deutsche Rugby-Team schmücken können.
Die Zustimmung für die Aussetzung des Abstiegs (86%) und Aufstiegs (70%) war jeweils geringer, jedoch fanden sich auch hierfür breite Mehrheiten. Wann und wie die neue Saison gestartet werden soll, stand ebenso auf der Agenda.
Hier entschieden sich die Klubvertreter dazu, das erste September-Wochenende als ersten Spieltag der kommenden Spielzeit anzusetzen - natürlich unter der Voraussetzung, dass die gesundheitliche Lage und behördliche Auflagen das deutschlandweit zulassen.
Insgesamt 59% votierten für diese Lösung, die regulären Terminierung entspricht - keine der Alternativoptionen, wie beispielsweise die Saison über das Kalenderjahr 2020 oder 2021 auszutragen, bzw. diese Entscheidung erst zu einem späteren Zeitpunkt zu fällen, bekam mehr als 16% der Stimmen.
Sicherlich dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben, dass eine Änderung der Jahresplanung hin zu einer Saison über das Kalenderjahr hinweg den Beschluss eines außerordentlichen Rugby-Tags erfordert hätte.
Das größte Fragezeichen bleibt weiterhin, ob im August und September bundesweit ohne Einschränkungen trainiert und gespielt werden kann. Zuletzt hatten Bund und Länder beschlossen, dass lokale Lockdown-Maßnahmen, bei einem Infektionsausbruch in einem Landkreis erfolgen könnten.
Wenn beispielsweise in Heidelberg innerhalb von einer Woche mehr als 50 Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner registriert würden, würde dies laut aktuellen Maßgaben zu einem lokalen Lockdown führen. Das wiederum würde das Bundesliga-Geschehen torpedieren.
Die formelle Entscheidung trifft der Rugby-Bundesligaausschuss spätestens innerhalb einer Woche - der hatte aber schon im Vorfeld angekündigt, sich an das Votum der Vereine zu halten.
|