Keine Veränderung an der Spitze des Weltverbands, Bill Beaumont wurde im Amt bestätigt. Foto (c) World Rugby
Der englische Amtsinhaber Bill Beaumont wurde gestern als Präsident von World Rugby bestätigt. Die Abstimmung im Rat des Weltverbands ging mit 28 zu 23 Stimmen für Beaumont aus, der damit weitere vier Jahre an der Spitze des Weltverbands stehen wird. Sein Konkurrent Agustin Pichot, der sich ebenso um die Präsidentschaft beworben hatte, wird nun als Vizepräsident vom Franzosen Bernard Laporte ersetzt.
Es war ein kurzer und intensiver Wahlkampf, der vor nicht Mal einem Monat mit der späten Verkündung der Kandidatur des ehemaligen Kapitän von Los Pumas begonnen hatte. Es war eine Auseinandersetzung der Gegensätze - nicht nur ist der Argentinier 23 Jahre jünger, er positionierte sich auch als Advokat der kleineren Verbände, eines Expanions-Kurses in neue Länder und in die neuen Medien. Angesichts der Unterstützung, die Pichot beispielsweise vom Verband Neuseelands und aus Australien erfuhr, versprach auch Beaumont zuletzt ebenso die Strukturen im Welt-Rugby zu überdenken.
Beaumont konnte vor allem auf die Unterstützung aus den Six-Nations-Ländern bauen, die ihm 18 seiner 28 Stimmen einbrachten - hätte nur ein einziges der Six-Nations-Länder für Pichot gestimmt, wäre er nun an der Spitze des Weltverbands. Der Präsident des walisischen Verbandes hatte die Wahl seiner WRU mit der „ruhigen Hand“ Beaumonts erklärt und musste sich dafür beißende Kritik des ehemaligen Kapitäns Paul Thoburn gefallen lassen, der diese Entscheidung scharf kritisierte. Gerade den Top-Nationen Europas ist aktuell wenig an grundlegenden Veränderungen gelegen, haben sie doch mit dem Sechs-Nationen-Turnier doch ein kommerziell unglaublich lukratives Erfolgsmodell.
Auch vom Kontinentalverband Rugby Europe, der Deutschland im World Rugby Council vertreten, gingen die Stimmen an Beaumont - wie dies geschah, ist aber zumindest sehr fragwürdig (TR berichtete) und hinterließ einen faden Beigeschmack, sorgen doch die Six-Nations-Länder dafür, dass aus der Rugby Europe Championship keine Aufstiegsmöglichkeit in die Beletage des europäischen Rugby besteht.
Kein Wunder, dass zumindest Georgien mit seiner einen Stimme für Pichot stimmte, genauso wie alle Rugby-Championship-Verbände. Japan, Samoa und Fidschi hingegen stimmten für Beaumont, obwohl der Schluss nahe liegt, dass diesen Ländern unter einer Präsidentschaft des Argentiniers mehr Möglichkeiten geboten worden wären.
Eigentlich sollte das Wahlergebnis erst in neun Tagen nach einer formellen Sitzung des Councils verkündet werden, beide Kandidaten stimmten jedoch einer früheren Verkündung zu. Die eigentliche Abstimmung hatte unter der Woche elektronisch stattgefunden.
Nach seiner Wiederwahl kündigte Beaumont „vorsichtige Reformen“ an: im Bereich Administration des Verbandes, auf dem Weg Richtung eines abgestimmten globalen Kalenders, der verbesserten Förderung des Frauen-Rugby und nicht zuletzt Richtung mehr Sicherheit für aktive Spieler. Eine Welt-Liga mit Auf- und Abstieg aus den Six Nations, wie sie es Pichot gefordert hatte, wird es nun wohl nicht geben. Beaumont will sein Augenmerk zudem darauf legen, dass der Verband künftig transparent, verantwortlich und für alle Mitglieder gleichermaßen arbeiten müsse.
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