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Rugby auf der Suche nach Geld: Die Corona-Krise macht erfinderisch
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 9. April 2020

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Englands Owen Farrell - die 25.000 Pfund Auflaufprämie ist in Gefahr. Foto (c) Perlich

Einbrechende TV-Gelder, fehlende Zuschauereinnahmen und noch keinerlei Besserung in Sicht. Dem professionellen Rugby ergeht es gerade nicht besser, als so ziemlich allen anderen großen Sportarten auf dem Globus. Vielen Klubs und Verbänden droht die Pleite - doch die Not macht erfinderisch und so werden auch im Rugby zahlreiche Lösungen diskutiert. Von einer Wiederholung der Six Nations, über ein Entscheidungsspiel der Lions bis hin zu einer neuen World Club Challenge.

Wie dramatisch die Lage im professionellen Rugby momentan ist, dürfte spätestens seit der Pleite des US-Verbandes letzte Woche (TR berichtete) jedem Interessierten klar geworden sein. Die Verzweiflung vieler Veranstalter erreicht deshalb aktuell neue Höchststände.  Denn bis auf Grand Slam Tennisturnier in Wimbledon, dessen Organisatoren durch eine bereits 2003 abgeschlossene Pandemie-Versicherung englischen Medienberichten zufolge über 100 Millionen Pfund durch den Ausfall einstreicht, ist kein großes Sport-Event der Welt für so einen Fall versichert.

In Australien planten die Verantwortlichen der National Rugby League Mitte März die gesamte Liga in eine abgelegene Minenarbeiterstadt im Outback Nord-Queenslands zu verlegen. Alle 16 Teams sollten dort, völlig isoliert von der Außenwelt, leben und unter Ausschluss der Öffentlichkeit für die Fernsehkameras spielen, um so die TV-Gelder weiterhin einzuspielen. Die Regierung des Bundestaates Queensland durchkreuzte diese Pläne aber, indem sie keinerlei Ausnahmen für das Kontaktverbot erlaubte.

So absurd diese Idee auch klingen mag - aktuell verfolgt die amerikanische Baseball-Liga MLB einen ähnlichen Plan und will alle 30 Teams in Arizona unterbringen und bis zu 15 Spiele pro Tag in leeren Stadien abhalten - die Milliarden Dollar schweren TV-Verträge stehen auf dem Spiel. Eine solches Unterfangen würde dennoch tausende involvieren und scheint aufgrund der aktuellen Lage unrealistisch. Doch in Sportverbänden rund um die Welt werden derzeit Pläne geschmiedet, um am Tag der Wiederaufnahme des Sports bereit zu sein.

Könnte es eine Six-Nations-Wiederholung im Herbst geben?

Im Rugby wird derzeit eine Idee nach der anderen diskutiert. Eine komplette Wiederholung der Six Nations im Herbst ist laut englischer Daily Mail eine bei den Verantwortlichen gerade ernsthaft diskutierte Option. Der Hintergrund: Alle großen Verbände rechnen derzeit mit Verlusten im zweistelligen Millionen-Bereich, England beispielsweise drohen bis zu 50 Millionen Pfund Einnahmeausfälle. Eine Wiederholung des abgebrochenen Turniers würde viel Geld in die leeren Kassen spülen. Außerdem ist bis dato noch nicht abzusehen, ob die Südhemisphären-Top-Teams im November überhaupt wie geplant nach Europa reisen können.

Eine andere Idee, um dringend benötige Gelder in die Kassen zu bringen, hat der Trainer der British and Irish Lions ins Spiel gebracht. Warren Gatland, der die Lions 2017 zu einem Unentschieden in Neuseeland coachte, suggerierte ein Entscheidungsspiel zwischen den Lions und Neuseeland. Noch vor der Südafrika-Tour im nächsten Sommer könnte man so für eine Entscheidung sorgen und ganz nebenbei über 10 Millionen Pfund allein über Eintrittskarten im Londoner Rugby-Tempel Twickenham einnehmen.

Die Lions Series 2017 endete unentschieden: Warren Gatland wünscht sich ein Entscheidungsspiel

Während es sich dabei nur um ein einmaliges Spiel handeln würde, hat der französische Verbandspräsident Bernard Laporte einen deutlichen radikaleren Vorschlag. Er will den European Champions Cup abschaffen und in den Jahren ohne Rugby World Cup eine Club-WM mit 20 Teams veranstalten. Die besten Super-Rugby-Teams, gegen die besten Teams Europas und Japans, so die Formel des einflussreichen Bernard Laporte, der demnächst Vize-Präsident von World Rugby werden soll.

Toulouse gegen die Auckland Blues, Crusaders gegen Harlequins, oder Suntory Sungoliath gegen Leinster - all dies hätte sicherlich seinen Reiz und soll für die TV-Stationen wertvoller sein, als die bisherigen Formate. Angesichts der nötigen Vorlaufzeit und dem involvierten Reiseaufwand wäre ein solcher Wettbewerb frühestens in der zweiten Jahreshälfte von 2021 vorstellbar.

Nach der Krise dürfte keine direkte Rückkehr zur Normalität stattfinden

Wenn die Corona-Krise einmal ausgestanden ist, dürfte das ökonomische Umfeld aber weiterhin ein schwieriges sein. Die Arbeitslosigkeit wird auf weitaus höherem Niveau als zuvor sein - Einnahmen für Pay-TV-Abos, Fanartikel und nicht zuletzt Eintrittskarten dürften darunter leiden. Unternehmen auf der anderen Seite werden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit Sponsoring-Ausgaben konservativer verfahren.

Eine Konsequenz daraus dürften mit Sicherheit geringere Spielergehälter sein. Zuletzt hatten sich die Top-Ligen im Welt-Rugby ein Wettrüsten geliefert, was bereits vor der Krise einige Klubs bis kurz vor den wirtschaftlichen Kollaps geführt hat. Die zwölf Klubs der englischen Premiership hatte zuletzt kollektiv über 50 Millionen Pfund verloren - die Worcester Warriors, ein meist am unteren Tabellenende befindliches Team, hatten allein für Gehälter mehr ausgegeben, als sie im gesamten Jahr eingenommen haben.

Die Gehaltsobergrenzen in England und Frankreich dürften zumindest auf den Prüfstand kommen. Aber auch die Verbände werden weiterhin sparen müssen, wie das Beispiel Wales zeigt. Dort haben die Spieler nach anfänglichem Widerstand nun einer 25-prozentigen Gehaltsreduktion zugestimmt. Davon sind alles vier Profi-Teams und die beim Verband angestellten Spieler betroffen, die mehr als 25.000 Pfund im Jahr verdienen. Selbst die verwöhnten England-Stars müssen nun mit Kürzungen rechnen - bisher bekamen England-Nationalspieler pro Einsatz eine Auflaufprämie von 25.000 Pfund, die höchste weltweit.

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