Der Deutsch-Neuseeländer Hagen Schulte hat mit 27 bereits eine bewegte Rugby-Karriere hinter sich. Foto (c) Perlich
Hagen Schulte hat in seiner Karriere schon so einiges erlebt: Der 27-jährige Deutsch-Neuseeländer hat schon als Profi bei den Glasgow Warriors, dem Heidelberger RK, in Bukarest, sowie zuletzt in der amerikanischen Profi-Liga MLR bei den Houston Warriors gespielt. Einige seiner besten Erlebnisse hatte der Verbinder aber im Trikot der schwarzen Adler, wie er im Interview mit TotalRugby erklärt.
TotalRugby: Guten Abend Hagen, Danke erstmal dafür, dass du dir die Zeit nimmst. Wo und wie erreichen wir dich gerade?
Hagen Schulte: Ich befinde mich aktuell in Christchurch (Neuseeland) im Garten unseres Hauses. Wir haben hier mittlerweile durch die ganze Corona-Sache auch Ausgangsbeschränkungen, aber zum Glück kann ich ein wenig im Garten und an den Zäunen arbeiten und mich so beschäftigen.
Hier in Neuseeland darf man trotz der Beschränkungen immer noch vor die Tür gehen, zum Supermarkt beispielsweise, oder halt eine Runde drehen, solange man den nötigen Abstand zu anderen hält. Aber auch hier sehen es manche leider noch wie einen Urlaub an und halten sich nicht an die Vorgaben.
TR: Wie waren die letzten Wochen für dich? Dein letztes Spiel für die Utah Warriors in den USA liegt ja erst ein paar Wochen zurück.
HS: Wirklich turbulent. Das letzte Saisonspiel in Seattle am 7. März habe ich wegen einer Knieverletzung verpasst, die ich mir die Woche zuvor gegen Colorado zugezogen hatte. Der Plan war, dass ich gegen Ende der regulären Spielzeit und spätestens für die Playoffs zurück sein würde. Wir sind ja in unserer Conference Zweiter gewesen, zum Zeitpunkt des Saison-Abbruchs.
Die letzten Wochen insgesamt waren wirklich verrückt. Meine Freundin aus Neuseeland war rüber in die Staaten gekommen, um ihren zweiwöchigen Urlaub mit mir zu verbringen - sie war dann aber leider genau pünktlich zur Ausgangssperre hier bei mir und so haben wir die Zeit drinnen verbringen müssen.
Bei den Warriors wurde uns nach dem Seattle-Spiel in einem Team-Meeting erklärt, dass die MLR-Saison erstmal ausgesetzt sei und man wahrscheinlich in zwei Wochen weiterspielen werde. Ganze drei Tage später kam dann aber die Info von der MLR, dass die gesamte Saison gecancelt sei und die ausländischen Spieler sich auf den Heimweg machen sollten, aufgrund der sich abzeichnenden Grenzschließungen. Sie haben da wirklich fürsorglich gehandelt und uns gut beraten. Daraufhin haben meine Freundin und ich den nächstmöglichen Flug nach Neuseeland genommen und jetzt sind wir hier.
In den Farben der Utah Warriors
TR: Mit Blick auf deine Zeit in Utah in den letzten Monaten bei den Warriors. Euer Klub hat seine Basis in einem Vorort von Salt Lake City - du hast ja schon so einige Orte erlebt, wie war es dort für dich?
HS: Unser Trainings-Stützpunkt in Herriman ist am Rand von Salt Lake City, gute 30 Minuten mit dem Auto von Downtown. Aber da draußen ist es gar nicht Mal schlecht, weg vom Trubel der Großstadt. Es ist ein ziemlich neuer Stadtteil, aber sehr ruhig und ein wirklich schöner Ort. Unser Stadion ist direkt um die Ecke und ich kann es sogar von meinem Balkon aus sehen.
TR: Die Liga an sich vom Niveau her, du hast ja einen guten Vergleich mit den Glasgow Warriors und auch der internationalen Rugby-Szene. Wie professionell ist das Ganze?
HS: Wir sind eines von insgesamt drei Teams, das nicht komplett professionell aufgestellt ist. Einige der Jungs haben außerhalb vom Rugby noch reguläre Jobs. Die restlichen Teams sind komplett professionell und auch Utah will diesen Schritt sehr bald machen. Abgesehen davon - unsere Trainingsmöglichkeiten sind großartig. Wir können drinnen wie draußen trainieren, sofern es das Wetter im Winter erlaubt, wir haben ein tolles Gym und soweit ich das einschätzen kann das beste Trainer-Team in der Liga, mit Ex-Wallaby Chris Latham als Head-Coach. Ich könnte mir nicht viel mehr wünschen.
Bei den Utah Warriors wurde Schulte direkt zur Stammkraft
TR: In deinem letzten Liga-Spiel hast du mit Ex-All-Black Rene Ranger gegen eine absolute Legende gespielt. Wie war das für dich als gebürtiger Kiwi?
HS: Das war das Spiel, in dem ich mir gegen Ende das Innenband gerissen habe. Rene wurde zum „Man of the Match“ gewählt, es war großartig gegen jemanden wie ihn zu spielen. Er war ein wenig kleiner als ich es erwartet hätte, aber wenn er in den Kontakt geht, macht er das einfach so brutal. Ich kenne ja seine Highlights aus seiner Super-Rugby-Zeit, aber abgesehen davon ist er ein ganz entspannter Typ abseits des Feldes.
TR: In der MLR gibt es ja noch ein paar andere Legenden, Mathieu Bastareaud oder Doppel-Weltmeister Ma’a Nonu zum Beispiel, mit seinen 103 Einsätzen für die All Blacks. Doch die Saison wurde ja leider abgebrochen, bevor du gegen ihn spielen konntest…
HS: Doch, ich habe tatsächlich gegen ihn gespielt, in der Pre-Season, das war wirklich ein Erlebnis. Es war mein erstes Spiel für Utah in der Vorbereitung, ich kam von der Bank. Es war ein wenig komisch, er wusste sogar, dass ich deutscher Nationalspieler bin. Mit dem Ball kann er so einiges anstellen und er lässt alles auf Feld wirklich einfach aussehen, als hätte er massig Zeit.
TR: Du hast ja auch schon Mal als Zwölf gespielt, wurdest du als Innen eingewechselt und hattest ihn dir gegenüber?
HS: Nein, ich wurde als Zehn eingewechselt, aber trotzdem hat er mich ein paar Mal ordentlich erwischt. Er hatte es irgendwie auf mich abgesehen, keine Ahnung warum (lacht). Tatsächlich hat ihn der Schiedsrichter in diesem Spiel sogar ermahnt, er solle die Arme beim Tacklen benutzen. Irgendwie war es surreal gegen Nonu zu spielen, aber definitiv ein unglaublich cooles Erlebnis.
In morgen erscheinenden Teil 2 unseres TR-Interviews erzählt Hagen Schulte, wie er auf einmal einen Anruf von einem Rugby-Weltmeister mit einem Job-Angebot bekam, von der besonderen Rugby-Kultur im streng gläubigen Utah, sowie seinen besten Rugby-Moment im DRV-Trikot.
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