TR-Update International: Rugby-Stadion wird zur Corona-Klinik, wenig Hoffnung auf Rugby Down Under
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 23. März 2020
Die Heimspielstätte der Scarlets, der Parc Y Scarlets, wird nun zum Aushilfs-Krankenhaus umfunktioniert. Foto (c) Scarlets Twitter
Das Coronavirus dominiert weiter die Sportschlagzeilen rund um den Globus. Positive Rugby-Geschichten sind in den letzten Wochen Mangelware, angesichts der Flut an Absagen. In Australien und Neuseeland wird zumindest über einen Spielbetrieb innerhalb des eigenen Landes nachgedacht. In Wales reagiert der Klub Scarlets vorbildlich und stellt das eigene Stadion "Parc y Scarlets" in den Dienst des National Health Service, der dort 500 Betten für Corona-Patienten einrichten wird.
Das Rugby-Stadion des walisischen Profi-Teams Scarlets aus LLanelli wurde im November 2008 eröffnet und bietet normalerweise 15.000 Fans Platz. Aber auch wenn im Stadion der West-Waliser das ovale Leder ruht, sind dort normalerweise sechs verschiedene Konferenzräume dort zu vermieten, die Raum für mehrere Hundert Menschen bieten.
Genau diese Säle werden von den Scarlets jetzt dem britischen National Health Service kostenlos zur Verfügung gestellt, damit dort künftig bis zu 500 Corona-Patienten unterkommen können, unter anderem aus dem knapp 3 km entfernten Prince Phillip Hospital. Denn auch in Wales sieht man sich mittlerweile mit steigenden Fallzahlen und mittlerweile 16 Corona-bedingten Todesfällen konfrontiert.
Der lokale Krankenhausbetreiber Hywel Dda will sich mit dieser Maßnahme vor der langsam anschwappenden Welle an Corona-Patienten wappnen, nachdem zuvor bereits Krankenhaus-Kantinen zu Patientenzimmern umfunktioniert wurden. In Italien, aber mittlerweile auch Frankreich und Spanien sind die Intensivstationen der Hospitäler völlig überfüllt, weswegen vielen Patienten keine adäquate Versorgung geboten werden kann.
Bei den Scarlets selbst sieht man die Maßnahme als Selbstverständlichkeit, nicht zuletzt, da man aufgrund des ausgesetzten Spielbetriebs wochen- wenn nicht sogar monatelang keine Heimspiele wird durchführen können. Man habe sich sowieso schon immer als tief in Llanelli verwurzelten Klub gesehen, wie Geschäftsführer Jon Daniels auf der Klub-Webseite betont.
Da, wo einst der Llanelli RFC im Jahr 1972, angeführt vom legendären walisischen Spielmacher Phil Bennet die All Blacks schlagen konnte, müssen nun medizinische Wunder vollbracht werden.
Olympia wird unwahrscheinlicher / Sevens-World-Series-Turniere zunächst auf den Herbst verschoben
Auch im olympischen Siebener ruht der Spielbetrieb aktuell und das nur wenige Monate vor der geplanten großen Sevens-Show bei Olympia. Doch diese rückt in immer weitere Ferne. Das Internationale Olympische Komitee hatte bis vor kurzem darauf bestanden die Spiele diesen Sommer abzuhalten, während anderswo ein Großevent nach dem anderen dem Coronavirus zum Opfer gefallen ist - aber da nun mit Australien und Kanada zwei wichtige Sportnationen angekündigt haben, ihre Athleten nicht nach Tokio zu entsenden, sollte das IOC trotz Coronavirus am Termin festhalten, scheint auch beim olympischen Weltverband unter Thomas Bach ein Umdenken einzusetzen. Innerhalb der nächsten vier Wochen soll über den Termin der Sommerolympiade 2020 entschieden werden, wobei die Tendenz laut Presseberichten und IOC-Komitee-Mitglied Dick Pound zu einer Verschiebung geht.
Die für den Mai terminierten World-Series-Turniere in London und Paris sind seit dem vergangenen Freitag offiziell verschoben, zunächst vorläufig und als neuer Termin gibt World Rugby den September an. Das dürfte auch eine Erklärung dafür sein, warum die Oktoberfest 7s dermaßen früh abgesagt wurden - denn ohne die besten Teams der World Series ist auch ein „Turnier der Weltelite“ undenkbar. World Rugbys Planungen wirken indes angesichts der Entwicklung der Fallzahlen zuletzt rund um den Globus und den immer schärfer werdenden Beschränkungen der Bewegungsfreiheit aktuell zumindest optimistisch.
2016 in Rio war Rugby ein großer Publikumsmagnet, wann bei Olympia wieder das ovale Leder rollt ist aktuell unklar
Hoffnungen auf Südhemisphären-Rugby zerschlagen sich vorerst
Der Südhemisphären-Wettbewerb Super Rugby wurde Mitte letzter Woche abgesagt. Die zunehmenden Reisebeschränkungen hatten die Fortführung des aktuell in fünf Ländern und über vier Kontinenten ausgespielten Wettbewerbs unmöglich gemacht. Die Verbände Australiens und Neuseelands hatten daraufhin Pläne geschmiedet, zumindest zwischen ihren heimischen Vereinen noch Spiele auszurichten - wohl vor allem, um einen Teil der erheblichen TV-Gelder zu sichern, ohne die beide Verbände in finanzielle Schwierigkeiten kommen dürften, zu retten. Selbst ein Comeback der Western Force aus Perth wurde in Australien erwogen.
Doch auch dies dürfte sich mittlerweile erledigt haben, nachdem in Australien die Zahl der Corona-Fälle über 1000 gestiegen ist und schärfere Maßnahme seitens der Regierung verordnet wurden. Weitere Spiele, wohl unter Ausschluss der Öffentlichkeit seien so erst im Mai möglich, wie die australische Presse spekuliert. In Neuseeland müssen aktuell die Crusaders, Chiefs und Highlanders in Quarantäne verweilen, da sie zuletzt im Ausland gespielt hatten. In der Heimat der All Blacks, wo aktuell lediglich 102 Menschen positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, wäre eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs zumindest nicht ausgeschlossen.
Neuseelands Rugby-Verband wird zum Bittsteller
Zunächst wird der Verband NZRU aber wohl Hilfsgelder von der Regierung beantragen, nachdem massive Ausfälle durch fehlende TV-Gelder und Ticket-Einnahmen drohen. Auch in Neuseeland wurde ein massives Rettungspaket der Regierung aufgelegt, von dem der Verband profitieren könnte. Mit der Rechtsform „incorporated society“ hat der Verband zumindest das Recht darauf Gelder zu beantragen und laut Geschäftsführer Mark Robinson werde man dies zumindest in Erwägung ziehen. In Neuseeland, wo Rugby der kommerziell erfolgreichste und wohlhabendste Sport ist, dürfte dies aber zumindest Debatten nach sich ziehen.
Rugby-Weltmeister sitzen in Japan fest
In Japan wurde heute die dortige Top League, die nach der großartigen WM mit einem wahrhaften Zuschauerboom begonnen hatte, nun endgültig abgesagt. Bisher hatte man im Land der aufgehenden Sonne lediglich von einer Verschiebung gesprochen und die Teams weiter trainieren lassen. Deshalb sitzen nun gleich mehrere ausländische Top-Stars in Japan fest, wie beispielsweise Duane Vermeulen. In der Zwischenzeit haben fast alle großen Airlines, die auf den Routen aus Asien verehren den Betrieb fast vollständig eingestellt.
Springboks-Star Duane Vermeulen twitterte vom Flughafen Tokio-Haneda, wo er erfahren musste, dass Emirates den Flugbetrieb auf Anweisung der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate vollends einstellen werde.