Maxime Mbanda - statt im Azzuri-Dress ist der Flanker als freiwilliger Helfer in Italiens Norden unterwegs. Foto (c) Mbanda/Instagram
Die norditalienischen Emilia-Romagna ist Maxime Mbandas Heimat. Der italienische Rugby-Nationalspieler musste in den letzten Wochen mit ansehen, wie das Coronavirus einem Tsunami gleich über die malerische Region zog und Tag für Tag mehr Menschen das Leben kostete. Der Dritte-Reihe-Stürmer wollte etwas dagegen tun und beschränkte sich dabei nicht nur auf ein Dankeschön an die lokalen Ärzte und Pfleger. Er steht seit einigen Tagen als freiwilliger Helfer an vorderster Front und erlebt die Krise aus nächster Nähe.
Andere Sportstars haben zuletzt das Weite gesucht, wie etwa Brasiliens Fußball-Superstar Neymar, der unter der Woche trotz in Frankreich gültiger Ausgangssperre aus seiner Pariser Villa flüchtete, um per Privatjet in seine Heimat Brasilien zu flüchten - ohne seinen Klub zu informieren und entgegen der Ausgangsbeschränkungen der Behörden. Aber auch Rugby-Stars wie Liam Williams und Gareth Anscombe, die beide in letzter Minute aus Wales nach Barbados flüchteten, gehören zu denjenigen, die dem Corona-Chaos der Heimat den Rücken kehrten.
Mbanda meldet sich als freiwilliger Helfer
Ganz anders verhält sich Azzurri-Star Maxime Mbanda in der Krise - der Dritte-Reihe-Stürmer hätte eigentlich gegen Irland und vergangene Woche gegen England seinen 19. und 20. Einsatz im Trikot Italiens gehabt. Doch statt sich vor über 70.000 im Römer Stadio Olmpico mit Sam Underhill und Tom Curry zu messen, ist Mbanda dieser Tage in Norditalien in Ambulanzen unterwegs. Genau in der Region, die innerhalb Italiens am allerschwersten von der Corona-Epidemie betroffen ist und wo in den letzten Wochen schon tausende ihr Leben lassen mussten.
In seiner Heimatstadt Parma hatte sich Mbanda, der selbst Sohn eines in einem Mailänder Krankenhaus tätigen Arztes ist, bei der Hilfsorganisation „Croce Gialla“ gemeldet. „Als im Rugby alles gecancelt wurde, habe ich mich gefragt, wie ich helfen kann, auch ohne medizinische Expertise“, so Mbanda gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Anfangs wurde Mbanda als Fahrer eingesetzt und half dabei Ältere und Schwächere mit Medizin und Vorräten zu versorgen. Mittlerweile aber wurde Mbanda aufgrund seiner physischen Stärke beim Transport von COVID-19-Patienten eingesetzt - von deren Wohnungen in Hospitäler und zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen. Da diese Tätigkeit mit einem sehr hohen Ansteckungsrisiko verbunden ist, wird der 27-jährige Zebre-Stürmer Tag für Tag vom Scheitel bis zur Sohle in Schutzkleidung gehüllt.
„Wenn die Leute wüssten, was ich jeden Tag sehe…“
Im AFP-Interview beschreibt Mbanda, dass mittlerweile geschätzte 95% der Patienten in italienischen Hospitälern Corona-Fälle sind. „Wenn die Leute sehen würden, was ich Tag für Tag sehe, gäbe es keine Schlangen mehr vor den Supermärkten, dann würden die Leute doppelt und dreifach darüber nachdenken, ob sie das Haus verlassen“, so Mbanda weiter. Er habe mittlerweile Menschen allen Alters gesehen, die künstlich bearbeitet werden müssen, das gesamte medizinische Personal sei am absoluten Limit angelangt.
Der erste Patient, den Mbanda aus der Intensivstation heraus abtransportiert habe, musste laut Mbanda selbst mit ansehen, wie gleich mehrere Zimmernachbarn innerhalb weniger Tage starben. Trotz der körperlichen und emotionalen Belastung betont Mbanda, dass er solange er die Kraft habe, diese Aufgabe weiter ausführen werde. Fußball-Star Neymar hat indes aus seiner Heimat ein achtsekündiges Video auf Twitter veröffentlicht, in dem er dem medizinischen Personal für den Einsatz dankt - „Neymars Dankbarkeit" war vielen Sportmedien eine Schlagzeile wert.
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