Ovale Auszeit, nicht nur in Deutschland, sondern um den Globus. (c) Keil
Als Rugby Europe gestern bestätigte, dass alle EM-Wettbewerbe mit sofortiger Wirkung eingestellt werden, gab es auch endlich Gewissheit über das für den 21. März terminierte Deutschland-Spiel in Heidelberg. Unsere Adler werden vorerst nicht gegen Litauen auflaufen und das ist die einzig richtige Entscheidung. Rund um den Globus wird das Sportleben aktuell heruntergefahren, auch das bis zuletzt bestätigte Duell Wales-Schottland wurde nun weniger als 24 Stunden vor dem geplanten Anpfiff abgesagt.
Mit dieser Ankündigung gestern war klar: Auch das Adler-Spiel gegen Litauen nächste Woche wird ausfallen
Mehrmals hatten die Verantwortlichen in Cardiff bis zum heutigen Morgen betont, dass man das Spiel wie geplant abhalten werde. Die Aufstellungen waren bekanntgegeben worden, der walisische Gesundheitsminister hatte auf einer Pressekonferenz gestern betont, man werde spielen und tausende schottische Fans hatten bereits die Reise nach Cardiff angetreten.
Doch die Ereignisse überschlugen sich in der Zwischenzeit weiter - nachdem gestern Abend bekannt wurde, dass Mikel Arteta, der Trainer des Londoner Arsenal FC Fußballklubs, positiv auf das Coronavirus getestet wurde, hatte in der Zwischenzeit selbst die englische Premier League den Spielbetrieb eingestellt. Die mächtigste Sportliga Europas, in die Knie gezwungen von einem banalen Virus.
Die Absage, keine 24 Stunden vor dem geplanten Ankick
Sportveranstaltungen um den Globus werden abgesagt
Die gesamte Sport-Welt ist im Verlauf der Woche zum Stillstand gekommen. Alle großen amerikanischen Sportligen (bis auf die bis in den Herbst sowieso schon pausierende NFL) haben den Betrieb eingestellt. Die Formel 1 hat ihre ersten Rennen abgesagt - allesamt beispiellose Vorgänge. Da wurde der Druck auf den walisischen Verband auch das letzte Six-Nations-Spiel zu verschieben, immer größer und schließlich gab man in Cardiff nach, nicht ohne zu betonen, dass sich die medizinische Einschätzung nicht geändert habe.
Bereits vorgestern hatte der Europapokalveranstalter EPCR per Pressemitteilung verkünden lassen, dass die Viertelfinalspiele des Champions Cup auf der Kippe stehen. Angesichts der sich aktuell Tag für Tag dramatisch verschlechternden Lage scheint die Wahrscheinlichkeit, dass am ersten April-Wochenende Europacup-Rugby gespielt wird, aktuell äußerst gering zu sein.
Die Pro 14 hat den Spielbetrieb bereits eingestellt, genauso wie der reguläre Ligabetrieb in ganz Irland gestrichen wurde. Die englische Premiership ist offiziell noch nicht ausgesetzt - angesichts der sich auch in Großbritannien rasend schnell ansteigenden Fallzahlen, ist aber bereits die nächste Runde am 20. März stark gefährdet. Die Times of London fürchtet ein „finanzielles Armageddon“ unter den finanziell nicht sonderlich gut dastehenden Klubs in der Premiership. In Frankreich sind die Top 14 und die Pro D2 seit heute morgen ausgesetzt.
Südhemisphäre ebenso betroffen
Zwar wird an diesem Wochenende der Südhemisphären-Wettbewerb Super Rugby noch ausgetragen, trotz einer Regierungsempfehlung in Australien Menschenansammlungen von 500 oder mehr zu vermeiden. Doch spätesten nächste Woche wird sich das Down Under erledigt haben, zumindest in Sachen Zuschauern, so eine Ankündigung heute. Dann werden, ähnlich wie beim Fußball in den letzten Tagen, keine Fans mehr auf den Rängen zugelassen sein.
Selbst in Südamerika, wo der erste Coronafall erst vor einer Woche festgestellt wurde, muss das argentinische Super-Rugby-Team Jaguares bereits an diesem Wochenende unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen. Nachdem Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro heute positiv auf COVID-19 getestet wurde, ist auch dem letzten klar, wie schnell sich das Virus übertragen kann und dass es selbst für die Mächtigen keinen Schutz gibt. Die Einstellung des Spielbetriebs auch im Super Rugby scheint deshalb eher eine Frage des wann und nicht des ob.
Die Olympia-Organisatoren in Tokio ließen unter der Woche verkünden, dass man weiterhin am Eröffnungstermin im Juli festhalte. Auch für die ovale Gemeinde sollten das olympische Siebener-Turnier im Tokyo Stadium, welches bereits während der WM genutzt wurde, zu einem absoluten Highlight werden. Jedoch scheint das Turnier in Asien mit Teilnehmern vom gesamten Globus aktuell mehr denn je auf der Kippe.
Die beiden ausstehenden World-Series-Turniere im Siebener in London und Paris ebenso. Das deutsche Wolfpack trainiert derweil unter erhöhten Vorsichtsmaßnahmen weiter. Kein Körperkontakt - vor allem Laufeinheiten stehen für die Jungs jetzt auf dem Plan.
Wiederaufnahme nicht absehbar
Wann das ovale Leder auf den grünen Rasen hierzulande und anderswo zurückkehren wird, ist derzeit überhaupt nicht abzusehen und natürlich sollte dies nirgends die allererste Priorität sein. Doch für Millionen Fans um den Globus ist Rugby nun Mal die allerschönste Nebensache der Welt. Dass die Coronpause über Wochen, wenn nicht gar Monate andauern kann und die aktuellen Spielzeiten ohne Meister, Auf- oder Absteiger beendet werden, scheint aktuell ein sehr realistisches Szenario. Darauf müssen sich Fans hierzulande und überall einstellen - die Gesundheit geht vor.
UPDATE Samstag 14. März, 13:00 Uhr
SANZAAR hat so eben bekanntgegeben, dass auch Super Rugby auf unbestimmte Zeit pausieren wird. Die Spiele an diesem Wochenende sind die letzten, die ausgetragen werden. Damit sind rund um den Globus alle großen Rugby-Wettbewerbe ausgesetzt. Es könnte eine längere ovale Auszeit geben.
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