In NRW wurde für die kommenden Wochenenden der regionale Spielbetrieb aufgrund des Coronavirus eingestellt, jedoch werden die Bundesliga-Vereine des Bundeslands noch diesen Monat ins Spielgeschehen eingreifen.
Das neuartige Coronavirus dominiert die Schlagzeilen weltweit und selbst der Rugbysport ist mehr und mehr von der Ausbreitung des COVID-19-Virus betroffen. In NRW wurde für die kommenden beiden Wochen der komplette Spielbetrieb in der Regionalliga und Verbandsliga abgesagt. England-Star Mako Vunipola steht dem Nationalteam Corona-bedingt nicht zur Verfügung, da er zuletzt auf der Rückreise aus Tonga einen Zwischenstopp in Asien gemacht hat und das Six-Nations-Spiel Italien - England wurde nun endgültig abgesagt.
Deutschlands bevölkerungsreichstes Bundesland Nordrhein-Westfalen ist aktuell die am stärksten betroffenste Region der Bundesrepublik in Sachen Coronavirus. Laut neuesten Zahlen sind Stand Donnerstag Nachmittag mittlerweile 270 Fälle in NRW bestätigt (von 349 Fällen bundesweit), fast einhundert mehr als am Mittwoch-Abend und zehn Mal so viele wie noch vor einer Woche. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind aus dem Kreis Heinsberg, in etwa zwischen Aachen und Mönchengladbach gelegen, wo ein infiziertes Paar eine Karnevalssitzung mit 400 Teilnehmern besucht hatte. Jedoch sind auch weite Teile des restlichen Bundeslandes mehr oder minder stark betroffen.
Die erste Corona-bedingte Spielabsage in Deutschland
Der Rugby-Verband NRW zieht daraus nun heute die Konsequenzen. Für die kommenden beiden Wochenenden ist der Spielbetrieb in den Regionalligen und der Verbandsliga des Bundeslandes abgesagt. Das ließ der Vorsitzende Jörg Behrndt die betroffenen Klubs am heutigen Donnerstag per E-Mail wissen. Davon nicht betroffen sind aber die West-Vereine in der zweiten Bundesliga - Aachen, Bonn, Düsseldorf und Köln, allesamt weniger als 100 km von Heinsberg entfernt, sollen noch diesen Monat ins Spielgeschehen eingreifen. Das bestätigt der stellvertretenden BLA-Vorsitzende Ingo Goessgen heute gegenüber TR.
Der Berliner, der aktuell den BLA-Vorsitzenden Jens Poff vertritt, verweist auf das weiterhin stattfindende Spiel der Fußball-Bundesliga zwischen Mönchengladbach und Borussia Dortmund am Samstag und will etwaigen Entscheidungen der Gesundheitsbehörden nicht vorgreifen. Das zuständige Gesundheitsministerium von NRW hatte bereits letzte Woche eine Empfehlung ausgegeben, nach der Gruppenansammlungen jeglicher Art zu meiden seien. Jedoch gilt diese lediglich für den Raum Heinsberg und nicht für die 40 bis 65 km entfernten Städte Aachen, Düsseldorf und Köln. Goessgen verweist dabei auch auf den eng getakteten Zeitplan bis hin zur Relegation, die für den Monat Mai terminiert ist. Zu viele Absagen könnten schlussendlich zu einem Terminchaos führen.
Der DRV selbst hatte gestern auf der Webseite die Lage durch DRV Cheftrainer für Athletik und Medizin Colin Grzanna einschätzen lassen. Darin erklärt der studierte Mediziner die Übertragungswege und gibt Handlungsempfehlungen ab. Derzeit rät er jedoch lediglich Teams aus der Risikoregion, explizit wird Aachen genannt, von der Teilnahme am Spielbetrieb ab. Spieler mit Anzeichen einer Infektion sollten vom Trainings- und Spielbetrieb ausgeschlossen werden.
Die Hinweise und Empfehlungen des DRV mit Blick auf das Coronavirus -> Link
Mehr Chaos bei den Six Nations
International sind die Konsequenzen aus der Corona-Epidemie noch drastischer. Seit heute steht fest: Englands abschließendes Spiel in Italien, das für den kommenden Samstag den 14.3. angesetzt war, wird nicht stattfinden. Noch bis zuletzt hatten die Turnier-Organisatoren darauf beharrt, dass alle Spiele wie geplant stattfinden werden. Selbst nach der Absage des Italien-Gastspiels an diesem Sonntag in Irland, veranlasst durch die dortigen Behörden, sollten weitere Absagen unbedingt vermieden werden.
Mit über 3000 bestätigten Fällen des Coronavirus ist Italien das am schwersten betroffene Land Europas. Dementsprechend besorgt waren die irischen Behörden, da sich tausende italienische Fans angekündigt hatten. Selbiges gilt für das England-Spiel in Rom, zu dem über 20.000 Rugby-Fans von der Insel angereist wären und so potenziell nach der Rückreise das Virus nach Großbritannien geschleppt hätten.
Schlussendlich führte aber nicht diese Sorge zur Absage, sondern ein Erlass der italienischen Regierung. Laut diesem müssen alle Sport-Großveranstaltungen bis mindestens Anfang April hinter geschlossenen Türen stattfinden. Das wiederum hätte für Ausfälle in Millionen-Höhe beim italienischen Verband gesorgt, weswegen man sich auf eine Verschiebung geeinigt hat. Sollte Frankreich die beiden abschließenden Spiele des Turniers nicht gewinnen, ist es deshalb aber sehr wahrscheinlich, dass wir den Six-Nations-Sieger 2020 erst in Wochen oder Monaten kennen werden.
England-Star Vunipola darf nicht für England auflaufen
Anders gelagert ist der Fall des England-Props mit tongaischen Wurzeln, Mako Vunipola. Dieser war aufgrund eines Krankheitsfalles in der Familie in die Heimat seiner Eltern geflogen. Auf dem Rückweg vom Pazifik-Staat hatte er sich für wenige Stunden im Transitbereich des Flughafens Hongkong aufgehalten. Obwohl Hongkong mit aktuell 105 bestätigten Fälle vergleichsweise wenig stark betroffen ist und Vunipola keinerlei Symptome aufweist, hat die englische Teamleitung entschieden Vunipola nicht ins Camp aufzunehmen. Da man praktisch 24 Stunden, Tag für Tag, miteinander verbringe, sei Sicherheit in diesem Fall das höchste Gebot.
Nachdem es in einer ersten Stellungnahme aber noch hieß, dass Vunipola in heimischer Quarantäne sei, ist dies nun offensichtlich nicht der Fall. Denn sein Verein Saracens wird ihn am Wochenende auflaufen lassen, nachdem der Team-Doktor zu einem anderen Schluss gekommen ist, als sein Kollege beim Nationalteam.
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