Tim Lichtenberg beim ersten Challenger-Turnier in Vina del Mar. Foto (c) Matias Matus Acebo
Die Entscheidung um den Aufstieg in die Sevens World Series ist noch nicht gefallen. So ein aktuelles Statement auf der Webseite von World Rugby. Im deutschen Team war man nach dem zweiten Turnier der Challenger Series von Montevideo, in dem es nach einer Viertelfinal-Pleite nur zu Rang fünf reichte, schon vom Schlimmsten ausgegangen. World Rugby erwägt nun nach eigener Aussage alle Optionen ab und sucht einen Ausrichter für ein drittes über den Aufstieg entscheidendes Turnier. Dabei könnte die Entscheidung über den Aufstieg eventuell gar im Münchner Olympiastadion bei den Oktoberfest 7s fallen.
Wolfpack-Co-Trainer Clemens von Grumbkow hatte nach dem Viertelfinal-Aus in Montevideo vor zehn Tagen (TR berichtete), durch welches das deutsche Team trotz elf Siegen in zwölf Spielen in der Gesamtwertung der Challenger Series nur auf Rang drei liegt, gegenüber TR fast schon resignierend zu Protokoll gegeben: „Das Gefühl macht sich überall breit, jetzt wo Japan das zweite Turnier gewonnen hat und in der Gesamtwertung vorne liegt, dass es kein drittes entscheidendes Turnier mehr geben wird und Japan aufsteigt.“ Dabei könnte es aus deutscher Sicht durchaus noch Hoffnung geben, dass der eigentliche Modus, nachdem die Aufstiegs-Entscheidung erst beim abschließenden dritten Turnier fällt, beibehalten wird.
Es sind einige wenige Sätze auf der Webseite des Weltverbandes World Rugby, die aus deutscher Sicht Hoffnung machen: „World Rugby wägt gerade alle Optionen im Hinblick auf die Ausrichtung der dritten und finalen Runde der HSBC World Rugby Sevens Challenger Series ab, die im April in Hongkong abgehalten werden sollte. Dabei ziehen wir die sich weiterhin dynamisch entwickelnde Umstände bezüglich des neuen Coronavirus (COVID-19) ebenso in Betracht, wie den bereits vollen Siebener-Kalender im olympischen Jahr. Weitere Informationen werden zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.“
Das eigentlich als Entscheidungsturnier für die acht besten Teams der ersten beiden Challenger-Series-Events in Südamerika angedachte Turnier in Hongkong, im Rahmen des Events der World Series im April, wurde ja bekanntermaßen auf Mitte Oktober verschoben. Eigentlich zu spät, um den Aufsteiger für die darauffolgende Saison der Series zu bestimmen, zumindest aus Sicht von World Rugby. Dem Aufsteiger blieben nämlich nur wenige Wochen, um sich auf das erste World-Series-Turnier Ende November in Dubai vorzubereiten. Deshalb sucht der Weltverband aktuell händeringend nach einem Ausweichort.
In Vina del Mar konnte das Wolfpack unter Beweis stellen, jedes andere Team auf der Challenger Series schlagen zu können
Die Oktoberfest 7s, angesetzt für den 18. und 19. September, wären da rein terminlich sicherlich eine Alternative - sowohl auf das olympische Turnier in der letzten Juli-Woche, als auch auf den World-Series-Start bei den Dubai 7s gäbe es jeweils gut zwei Monate Puffer. Dafür müsste sich das Münchner Turnier quasi neu erfinden - statt eines Einladungsturniers mit den besten Teams der Welt, wie im Vorjahr Südafrika, Neuseeland und Fidschi, träte nun die „zweite Garde“ des Welt-Siebeners im Olympiastadion an. Dafür hätte der Gastgeber allerdings einen signifikanten Heimvorteil und die Turnierorganisatoren könnten das Event als Entscheidungsturnier vermarkten.
Auf eine TR-Anfrage gab es von Seiten der O7s-Organisatoren bisher noch keine Rückmeldung, jedoch dürfte die Münchner durchaus mit dem Gedanken spielen, dieses Turnier auszurichten. Aus Sicht von World Rugby wäre ein früherer Termin vorzuziehen. Die beiden letzten Events der laufenden World-Series-Saison in London (23. & 24. Mai) und Paris (30. & 31. Mai) würden sich anbieten. Den Teams bliebe genug Vorlauf zur Vorbereitung, Schiedsrichter und Stadion, sowie die Turnier-Organisation wären nicht das Problem.
Jedoch bliebe realistisch nur das Turnier in London als Option, da in Paris parallel die World Series der Damen abgehalten wird. Die zwölf zusätzlichen Spiele an Tag eins (sofern man mit zwei Vierer-Gruppen spielt) und mindestens vier weitere (sofern die unteren Platzierungen nicht ausgespielt werden) an Tag zwei ließen sich in London aber durchaus im Terminplan unterbringen.
Aus deutscher Sicht wäre sowohl ein Entscheidungsturnier in Europa im Mai, als auch die Option Oktoberfest 7s im September ein Segen. Unser Wolfpack hat in Chile unter Beweis gestellt, die vermeintlich übermächtigen Japaner schlagen zu können. Warum sollte dies nicht noch Mal funktionieren? Zumal bis dahin weitere Leistungsträger, wie Ben Ellermann, Marvin Dieckmann und Sam Rainger wieder zum fit sein dürften. Endgültige Klarheit könnte es in zwei Wochen geben, wenn sich der Executive Council von World Rugby trifft.
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