Saracens endloser Fall und die Europacup-Entscheidungen: Warmlaufen für die Six Nations
Geschrieben von TotalRugby Team
Freitag, 17. Januar 2020
Saracens, gebeutelt und in der Liga nach einem Gehaltsskandal vor dem Abstieg, kann am Sonntag dennoch ins Europacup-Viertelfinale kommen.
Der Heineken Champions Cup ist das Höchste, was dem Fan des ovalen Leders im europäischen Vereinsrugby geboten wird. An diesem Wochenende steht der letzte der sechs Gruppenspieltage in der Rugby-Variante der Champions League an. Für die Stars und hoffnungsvollen Talente noch Mal eine Chance, sich für die in zwei Wochen beginnenden Six Nations zum empfehlen. Beim Titelverteidiger Saracens jedoch stehen ganz andere Sorgen im Vordergrund. Der skandalgebeutelte Top-Klub hat zwar noch Chancen seine europäische Krone zu verteidigen, doch daheim droht den Nord-Londonern weiteres Ungemach.
Saracens wurden von der Premiership bereits mit einer Rekord-Strafe von 35 Punkten Abzug, sowie knapp 6 Millionen € Geldstrafe belegt, da der aktuell sportlich beste englische Klub jahrelang die von der Liga festgelegte Gehaltsobergrenze umgegangen hatte (TR berichtete). Dabei zeigte sich die Klubführung des Serienmeisters auch in Sachen Buchhaltung meisterlich: Mit sechs- bis siebenstelligen Investment-Zuschüssen für Topspieler, meist bei Immobilien-Geschäften aber auch bei Projekten wie Brad Barrits Kaffee-Rösterei, wurden deren Gehälter beträchtlich aufgebessert.
Allem Anschein nach blieb es aber nicht dabei, denn auch nachdem diese Schatten-Geschäfte seit dem Ermittlungstart gegen Saracens vor gut zehn Monaten abrupt eingestellt wurden, hat der Klub Probleme in dieser Saison unter der Gehaltsobergrenze der Premiership zu bleiben. Laut einem BBC-Bericht wurde der Klub dieser Tage ultimativ aufgefordert nachzuweisen, dass man im laufenden Jahr im Limit bleiben werde, das aktuell mit Gutschriften für Nachwuchsspieler und zwei Marquee-Player bei gut zehn Millionen Euro pro Saison liegt.
Da aber bereits sieben Monate des laufenden Abrechnungsjahres ausgezahlt wurden und Saracens auf das Entgegenkommen der eigenen Spieler angewiesen ist - entweder über Gehaltsverzicht, oder durch die Zustimmung zu einen kurzfristigen Verkauf trotz laufenden Vertrages - sieht die Lage für den amtierenden englischen Meister und Champions-Cup-Sieger düster aus. Zumal etwaige Abfindungen, wie die Salary-Cap-Wächter bei der Premiership betonen, auch zu den Gehaltszahlungen mitgerechnet würden. Der Abstieg droht und dann würde es auch einen Exodus der England-Stars um Owen Farrell und die Vunipola-Brüder geben.
Rein Sportlich sieht es dabei aktuell für den Titelverteidiger vergleichsweise gut aus, obwohl man für die meisten Europacupspiele eine Reihe von Topspielern geschont hatte, um sich auf den schwierigen Abstiegskampf in der Premiership zu konzentrieren. Vor der letzten Runde winkt den Londonern aktuell der Viertelfinaleinzug - ein Sieg am Sonntag daheim gegen die Pariser von Racing würde fast sicher das Viertelfinal-Ticket bedeuten.
Klub-Eigengewächs Alex Lozowski sieht eine mögliche Titelverteidigung als das größte, was der Klub jemals erreichen könnte. Dementsprechend motiviert sei man im Team. Auch wenn Saracens dann im Normalfall Auswärtstrips in allen K.O.-Spielen drohen würden. Denn anders als beim Rundball-Pendant gibt es keine Rückspiele in den K.O.-Runden, sondern das nach dem Abschluss der Gruppenphase höher gesetzte Team erhält automatisch Heimrecht.
Im Hinspiel konnte Racing, auch dank eines überragenden Finn Russel, Saracens den Zahn ziehen
Vier von acht Viertelfinalisten stehen fest
Racing 92 aus Paris, Englands Vizemeister Exeter, Clermont und Frankreichs Rekordmeister Stade Toulousain und nicht zuletzt Topfavorit Leinster stehen allesamt bereits als Viertelfinalisten fest. Wer die weiteren drei Viertelfinalisten sein werden und vor allem wer in der ersten K.O.-Runde Heimrecht genießen wird, ist aber noch völlig unklar.
Die beiden Top-Teams der Setzliste genießen nicht nur im Viertelfinale, sondern später auch in einem eventuellen Halbfinale Heimrecht. Deshalb wird selbst Leinster, Sieger von 2018, sowie das bisher dominanteste Team im Wettbewerb und mit fünf Siegen bereits fürs Viertelfinale qualifiziert, am Samstag um 15 Uhr in Treviso gegen Benneton nichts dem Zufall überlassen wollen. Die Dubliner wollen sich Rang eins der Setzliste sichern.
Dahinter rangeln sich Exeter, Toulouse, Racing (alle punktgleich bei 22) und Clermont (20 Zähler) um Rang zwei in der Setzliste und damit ein garantiertes Heim-Viertelfinale. Speziell das Duell Toulouse gegen Gloucester am Sonntag, die selbst noch eine Chance auf das Viertelfinale haben, verspricht spannend zu werden. Exeter dürfte dagegen gegen die bereits chancenlosen Rugger aus La Rochelle erstmals überhaupt ins Viertelfinale des Champions Cups einziehen.
Die Nordiren von Ulster (17 Punkte) sind aktuell noch vor Saracens und wären im Falle eines Sieges gegen Bath sicher im Viertelfinale. Gloucester, Northampton, Glasgow und Munster hoffen allesamt noch auf einen Platz in der K.O.-Phase. Spezielle bei Munster ist die Hoffnung der Vater des Gedanken - mindestens drei besser platzierte Teams müssten die Männer aus West-Irland hinter sich lassen. Nachdem Munster drei Mal in Folge das Halbfinale des Wettbewerbs erreicht hat, sieht es in diesem Jahr überhaupt nicht danach aus.
Die Setzliste vor dem letzten Spieltag
1 Leinster (bereits qualifiziert) Punkte 24 (Differenz +105)