Japans Rugby-Helden hoffen auf Unterstützung in der heimischen Liga - hält der Rugby-Boom an?
Während an diesem Wochenende in Europas Heineken Cup die Gruppenphase in ihre entscheidende Phase geht, startet gute zwölf Flugstunden östlich die Liga mit den wohl meisten Superstars weltweit. Dennoch wird diese in den traditionellen Rugby-Ländern kaum wahrgenommen - die Rede ist von Japans Top League. Für Japans wachsende Rugby-Anhängerschaft die Chance, nur neun Wochen nach dem WM-Finale weiter hochklassiges Rugby vor der eigenen Haustür zu erleben. Mit zahlreichen Weltmeistern, All Blacks und Wallabies, die den Schritt nach Japan gewagt haben, ist die Frage: Hält der ovale Boom in Japan an?
Die Diskussionen ob Japans Nationalmannschaft, die bei der Anfang November zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft die mit Abstand große Überraschung war, nun potenziell in die Six Nations oder die Rugby Championship aufgenommen wird, halten an. Für Japans Rugby-Fans, die über die wunderbaren Wochen im Herbst deutlich mehr geworden sein dürften, heißt es dahingehend erstmal warten. Lediglich die heimische Top League startet an diesem Wochenende in die neue Saison.
Diese wurde trotz einiger ganz großer Namen, die bereits in der Vergangenheit vor der WM den Weg in das Land der aufgehenden Sonne gewagt hatten, weltweit wie in Japan selbst, ein wenig stiefmütterlich behandelt. Superstar Dan Carter beispielsweise spielt schon seit 2018 bei den Kobelco Steelers in Japans Stahl-Hauptstadt Kobe. Dort läuft er im selben Stadion auf, wie Deutschlands Fußball-Legende Lukas Podolski, der beim örtlichen Fußball-Klub unter Vertrag steht. Doch bisher verirrten sich meist nur um die 5.000 bis 10.000 Zuschauer zu den Spielen der Steelers, trotz des zweifachen Weltmeisters im Team.
Unter Weltmeistern im japanischen Kobe: Lukas Podolski und Dan Carter
Denn gewissermaßen wurde die Top League weltweit als sportlich weitestgehend irrelevant angesehen und als Gelegenheit für alternde Südhemisphären-Stars, sich einen gemütlichen und finanziell lukrativen Ausklang der Karriere zu sichern. Denn laut Regularien der Top League, dürfen im Spieltags-Kader jedes Teams der Liga nur sechs Ausländer sein - die anderen 17 Kaderplätze müssen an Japaner gehen.
Bei insgesamt 16 Teams werden Japans Rugby-Talente auf sehr viele Teams verstreut, gerade wenn man dies mit anderen Nationalteams vergleicht. Angesichts der Tatsache, dass Neuseeland sämtliche All Blacks auf nur fünf Super-Rugby-Teams verteilt und sich ein Großteil des Schottland-Nationalkaders in Edinburgh und Glasgow bei nur zwei Klubs spielt, kann man sich ausmalen, dass das spielerische Niveau bisher noch ein wenig hinterherhinkt.
Dennoch geht man in Japan mit viel Enthusiasmus in die neue Saison. Bereits vor Weihnachten hatte die Liga gemeldet, dass die Vorverkaufszahlen doppelt so hoch seien, wie zu Saisonbeginn im letzten Jahr. Man werde den Enthusiasmus der WM nicht abebben lassen, so das Versprechen von Liga-Chef Osamu Ota gegenüber der Japan Times. Sollten sich die frühen Trends tatsächlich bewahrheiten, dürfte die Top League in diesem Jahr der englischen und französischen Liga die beiden Top-Plätze an der Spitze der Zuschauer-Rangliste streitig machen. Beide liegen bei um die 15.000 Zuschauer pro Spiel im Schnitt. Und warum auch nicht? Die 16 Teams der Liga sind allesamt im Besitz großer japanischer Firmen, wie Toshiba, Yamaha, Toyota, oder Honda - was zu so kreativen Team-Namen wie Honda Heat oder Toshiba Brave Lupus führt. Dementsprechend komfortabel ist aber auch die finanzielle Ausstattung der Teams.
Kein Wunder also, dass gleich fünf Springboks-Weltmeister, allen voran Achter Duane Vermeulen, Hakler Malcom Marx und Schluss Willie le Roux, in der neuen Saison in Japan auflaufen werden - dazu zahlreiche All-Blacks-Stars wie Brodie Retallick und Kieran Reid, oder Australiens David Pocock. Das finanzielle Gleichgewicht mit dem nur zwei Wochen später startenden Super-Rugby-Wettbewerb jedenfalls hat sich klar zu Gunsten der Top-League-Klubs verschoben.
Wenn der Zuschauerboom tatsächlich wie prognostiziert anhält - immerhin haben über 60 Millionen Zuschauer und damit jeder zweite Japaner die Spiele ihrer Brave Blossoms gegen Schottland und Südafrika verfolgt - könnte sich die Top League tatsächlich wie der Name impliziert, als eine der absoluten Topligen weltweit etablieren. Gerade für Japans Stars wie Achter Kazuki Himeno, oder Gedrängehalb Yutaka Nagare, die mit dem japanischen Nationalteam in den nächsten Jahren noch hoch hinaus wollen, wäre das unglaublich wichtig. Und der globale Rugby-Sport wäre um eine Attraktion reicher.
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