Jacques Nienaber wird vom Defensiv-Trainer zum Cheftrainer befördert - es ist die erste Rolle als Headcoach für den 47-jährigen.
Die Rugby-Welt dreht sich auch an den Feiertagen weiter, bzw. die Feiertage haben zumindest bei den südafrikanischen Weltmeistern dafür gesorgt, dass die Verkündung des neuen Coaches verschoben wird. Ein nur Experten bekannter Südafrikaner, der bisher noch nicht einmal als Headcoach tätig war, übernimmt nun den amtierenden Weltmeister. Derweil engagiert sich Sonny Bill Williams politisch, während Dan Carter zum Weltspieler des Jahrzehnts gewählt wurde.
Sonny Bill Williams kritisiert Chinas Umgang mit Uiguren
Der Neuseeland-Superstar, der vor wenigen Wochen mit seinem Wechsel zum Rugby-League-Verein Toronto Wolfpack (TR berichtete) für viel Aufsehen gesorgt hatte, welcher ihn zum bestbezahlten Spieler der Welt machte, meldete sich über die Weihnachtsfeiertage zu Wort. Er äußerte sich zum Umgang mit der muslimischen Minderheit in Nord-West-China, den Uiguren. Diese in der an die muslimischen Länder Kasachstan und Kirgisistan angrenzenden Provinz Xinjiang beheimatete Volksgruppe, sieht sich seit Jahren starker Repressionen durch die Zentralregierung in Peking ausgesetzt. Hunderttausende wurden zur pro-kommunistischen Umerziehung zwangsinterniert und zum Teil monatelang weggesperrt - Vergleiche mit Konzentrationslagern wurden unter internationalen Beobachtern laut.
Williams, mit seinen mittlerweile 34 Jahren noch immer der größte Name im Welt-Rugby, war einst selbst als Spieler des RC Toulon in Frankreich zum Islam konvertiert - die Religion habe ihm geholfen, seine alkoholgeschwängerte und von öffentlich ausgelebten Affären durchzogene Vergangenheit zu überwinden und zu einem besseren Menschen zu machen. Kein Wunder also, dass Williams nun dem Beispiel von Ex-Nationalelf-Spieler Mesut Özil folgt. Dieser hatte mit seiner Kritik an der Verfolgung der Uiguren in China eine diplomatische Affäre ausgelöst: Chinas Staatsführung verbannte zeitweise die gesamte Premier League aus dem Fernsehen, trotz einer offiziellen Entschuldigung von Seiten Arsenals für Özils Tweet. US-Außenminister Mike Pompeo sah sich genötigt, diesen Vorfall zu kommentieren. Dass Williams mit seinen Millionen Followern auf diesen Umstand aufmerksam macht, ist bemerkenswert. Eilt dem Neuseeländer mit tongaischen Vorfahren doch der Ruf hinterher, lediglich auf sein Salär wegzulegen.
Dan Carter wird von World Rugby in Fanabstimmung zum Spieler des Jahrzehnts gekrönt
Sieben von sechzehn von World Rugby nominierten Spielern waren All Blacks. Kein Wunder nach einer Dekade, in der sich die Neuseeländer gleich zwei WM-Titel sichern konnten. Carter konnte in der Abstimmung Rekordnationalspieler Richie McCaw hinter sich lassen. Der wohl erfolgreichste Kapitän der All Blacks jemals schaffte es nur auf Rang zwei. Carter ist als mittlerweile 37-jähriger noch immer aktiv und wird in der kommenden Saison für den japanischen Klub Kobelco Steelers in der Top League auflaufen. Mit einem weiterhin siebenstelligen Gehalt zählt Carter mehr als vier Jahre nach seinem letzten Spiel für die All Blacks noch immer zu den bestbezahlten Spielern im Welt-Rugby.
Wer wird der neue Boks-Coach?
Wie südafrikanische Medien übereinstimmend berichten, wird Jacques Nienaber der neue Trainer des südafrikanischen Nationalteams. Der Weltmeister-Coach Rassie Erasmus will sich auf seine Rolle als Sportdirektor konzentrieren, die er 18 Monate lang zusammen mit dem Trainerposten unisono ausführte und hat nun wohl einen seiner Schützlinge als Nachfolger installiert. Nienaber hatte einst als Physiotherapeut und später als Strength & Conditioning Coach unter Erasmus bei verschiedenen südafrikanischen Teams gearbeitet. Später wurde er, obwohl er selbst „nur“ im Universitäts-Rugby aktiv war, zum Defensiv-Coach der Stormers, erneut unter Cheftrainer Erasmus. Nienaber machte die Kapstädter Rugger zum defensivstärksten Team im Super Rugby und erarbeitete sich so einen Ruf als Defensiv-Guru.
Als Erasmus 2016 schließlich zum irischen Kult-Klub Munster wechselte, folgte ihm Nienaber erneut und wurde schließlich auch Teil des Trainer-Teams der Springboks um Erasmus, das sich den WM-Titel in Yokohama sicherte. Erasmus will weiterhin eng mit Nienaber zusammenarbeiten - schon während der WM erklärte Erasmus, dass Nienaber die Botschaft den Spielern gegenüber brillant rüberbringe. Beide kannten sich schon aus Armee- und Universitätszeiten und sind eng miteinander befreundet. Nienaber wird nun ausgerechnet beim Weltmeister erstmals eine Rolle als Cheftrainer übernehmen. Die Verkündung seines Engagements scheint nun aber ins Stocken geraten zu sein. Wie die südafrikanische Times berichtet, liege dies daran, dass der Agent Nienabers im Weihnachtsurlaub weile und man zuvor keine Einigung erzielen konnte.
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