In Lodz erarbeitete sich das DRV-Team sportlich den Platz als Gastmannschaft auf der Sevens World Series, doch nun stehen Fragezeichen hinter der Wolfpack-Teilnahme in Paris und London. Foto (c) Perlich
Als die deutsche Siebener-Nationalmannschaft im Juli dieses Jahres im polnischen Lodz erstmals die Grand Prix Series gewinnen konnte, war der Jubel in Rugby-Deutschland grenzenlos. Als Kirsche auf der Europameister-Torte gab es für unser Wolfpack die vermeintliche Teilnahme an den World-Series-Turnieren in London und Paris im kommenden Jahr, zumindest war man im DRV-Lager davon ausgegangen, stand dies doch in den Regularien der Rugby Europe Grand Prix Series. Nun hat der Weltverband World Rugby aber allem Anschein nach klammheimlich die Regelung der Gast-Teams bei den zehn Turnieren der World Series außer Kraft gesetzt.
Denn in den letzten Jahren hatte World Rugby etabliert, dass das 16. Team bei World-Series-Turnieren, welches das Teilnehmerfeld der 15 Kern-Teams als Einladungsmannschaft komplettiert, sich über den jeweiligen Kontinental-Wettbewerb qualifiziert - in diesem Falle die Grand Prix Series. So konnten aus Europa beispielsweise Spanien und Irland über diese Regelung in den letzten drei Jahren wichtige Spielpraxis auf allerhöchstem Niveau sammeln, was sicherlich beiden Teams jeweils in Hongkong schließlich geholfen hat, um den Aufstieg in die World Series zu schaffen.
Jetzt soll das deutsche Team laut gut informierter Quellen wohl um den verdienten Lohn, die Auftritte gegen die größten Teams auf der World Series, gebracht werden. Aber warum eigentlich? Bereits an diesem Wochenende war bei den Sevens in Kapstadt, sowie in der Woche zuvor in Dubai das japanische Team am Start und nicht etwa Afrikas bestes Kontental-Team Uganda. Die Rugger aus Fernost waren in der Vorsaison sang- und klanglos aus der World Series abgestiegen und hatten es bei den zehn Turnieren nur auf einen einzigen zehnten Platz als Top-Ergebnis und demgegenüber vier Finishes als jeweils schlechtestes Turnier gebracht.
Doch als Gastgeber der nächsten Olympiade ist Japan automatisch qualifiziert. Da will der Weltverband das Team auf den knüppelharten Wettbewerb bei Tokyo 2020 vorbereiten, um blamabel einseitige Ergebnisse zu verhindern. Da könnten Teams aus dem zweiten Glied, wie Uruguay oder Deutschland zum Kollateralschaden werden. Bereits 2016 hatte Brasilien als damaliger Olympia-Gastgeber in Rio drei Mal als Gast-Mannschaft auf der World Series starten dürfen, war aber dennoch nicht konkurrenzfähig, als es schließlich in den eigentlichen Olympia-Wettbewerb ging. Selbst das abschließende Spiel um den vorletzten Platz verlor Brasilien mit 0:24 gegen Kenia.
Dieses Mal hat World Rugby mit Korea dazu noch einen weiteren Sorgenfall. Durch die Quali-Regelung, nach der jeder Kontinent einen automatischen Starter erhält, kommen durch die automatische Teilnahme Japans vom schwächsten Kontinental-Wettbewerb in Asien gleich zwei Teilnehmer. Ebenso wie die Japaner, sind die Koreaner aktuell nicht Teil der World Series. Dazu fehlen dem Team, das erst vorletzte Woche das Olympia-Ticket beim Asien-Qualiturnier geholt hatte, anders als den Japanern professionelle Strukturen. Immerhin können die Japaner auf eine starke heimische Profiliga und einen großen Spielerpool bauen. Dass beide Teams nun Auftritte bei den ausbleibenden acht World-Series-Turnieren bekommen werden, gilt als ausgemacht.
Ob das dem deutschen Team den sportlich verdienten Platz im Londoner Rugby-Tempel Twickenham sowie bei den Paris 7s kosten wird, ist bis dato nicht geklärt. World Rugby hat sich zu dem Thema bisher nicht geäußert. Auf eine TR-Anfrage an World Rugby vom heutigen Morgen erfolgte noch keine Antwort. Wir werden euch aber auf dem Laufenden halten, sobald es neue Entwicklungen gibt.
|