TR-Interview mit Eric Marks: „Konstant werden, in dem was ich mache“
Geschrieben von TotalRugby Team
Donnerstag, 12. Dezember 2019
Eric Marks (links) und Julius Nostadt - zwei erfolgreiche deutsche Frankreich-Legionäre im Zusammenspiel. Foto (c) Kessler
Eric Marks spielt aktuell seine allererste Saison bei den Herren im Profibereich, nachdem er im Sommer von der La-Rochelle-Akademie zu Vannes in die Pro D2 gewechselt ist. Dem Aachener Jung ist der Sprung in den Profi-Bereich mehr als nur gelungen - in zwölf von dreizehn Spielern des RCV kam Marks zum Einsatz und das Team, in dem auch Verbinder Chris Hilsenbeck spielt, ist in Reichweite der Playoff-Plätze. Am Montag feierte der Zweite-Reihe-Stürmer zudem seinen 23. Geburtstag - Grund genug uns ausführlich mit Marks über seine Karriere in Frankreich zu unterhalten.
TotalRugby: Herzlichen Glückwunsch zu deinem 23. Geburtstag erst einmal. Großartig feiern konntest du vermutlich am Dienstag nicht, oder?
Eric Marks: Nein, das habe ich nicht. Wir hatten einen langen Trainingstag. Aber Samstag werden wir dann die Weihnachtsfeier mit der Mannschaft haben, da kann man ja sicherlich noch ein wenig nachfeiern.
TR:Am vergangenen Samstag hat Chris Hilsenbeck ja gegen Soyaux Angoulême für ein paar Schlagzeilen gesorgt, noch bevor du eingewechselt wurdest. Wie hast du die Szene gesehen, als er den Straftritt direkt vor den Stangen vom Tee absichtlich in Richtung Eckfahne geckickt hat und daraus ein Versuch wurde?
EM: Ich habe es von der Bank gesehen und dachte mir: Der kickt den da rüber, das sah definitiv geplant aus und dann hat der Schiedsrichter den Versuch gegeben. Da dachte ich mir super, richtig geiler Versuch. Aber dann gab es Diskussionen und der Schiri hat ihn wieder zurückgenommen. Angeblich soll man zumindest in Richtung der Stangen kicken, andere wiederum meinen der Kicker darf hinkicken, wo er will.
Im Nachhinein habe ich auch Schlagzeilen gelesen, nach denen es unfair gewesen sei. Aber ehrlich gesagt finde ich es einfach nur schlau. Ich hatte sowas noch nie gesehen und selbst der Schiedsrichter war sich ja nicht sicher. Vielleicht ist er sich bis heute noch nicht ganz sicher.
Der Stein des Anstoßes: Chris Hilsenbeck kickt den Straftritt zum Versuch
TR:Der 26:25 Sieg am Ende war dann schon ein wenig emotional…
EM: Es war im Endeffekt ein bisschen zu knapp. Soyaux Angoulême hat gut verteidigt und war in den Kontaktsituationen dominant. Wir haben Anfang der zweiten Halbzeit die Versuche gelegt, aber als der Abstand dann größer wurde, haben wir uns zu sehr zurückgelehnt und das haben die natürlich ausgenutzt. Zum Glück hat es am Ende noch gereicht.
TR:Für dich ist ja mittlerweile auch ein wenig Routine reingekommen. Regelmäßig vor 10.000 Zuschauern spielen, im Fernsehen und so weiter…
EM: Ich muss sagen, das hat mich Anfang an nicht gestört, das ganze Drumherum. Späte Spiele hatte ich vorher natürlich nicht, dann natürlich auch die Anzahl der Spiele, immer wieder seine Leistung abliefern zu müssen, aber auch daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt.
TR: Als dein Wechsel im Sommer dann offiziell war. Hattest du damals damit gerechnet, dich so schnell im Profibereich bei den Herren zu etablieren? Immerhin hast du ja jetzt schon zwölf Spiele für Vannes auf dem Konto.
EM: Nein, natürlich nicht. Mein Plan war nach Vannes zu gehen, gut zu arbeiten, mich im Training anzubieten um so schnell wie möglich zu spielen. Dass das dermaßen schnell geht, damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Umso schöner ist es, dass ich jetzt so viel spielen darf.
TR:Im Vergleich zu deiner Zeit beim Nachwuchs von La Rochelle, den sogenannten Espoirs, was ist jetzt bei den Herren in der Pro D2 anders, wo liegen die größten Unterschiede?
EM: Vom Tempo her geht es eigentlich, das kann man mit dem hohen Espoirs-Niveau vergleichen, da wird auch ziemlich schnell gespielt. Aber physisch muss man natürlich viel mehr arbeiten, da ist alles umkämpfter, die Kollisionen sind stärker, das ist der größte Unterschied. Verbunden mit der Schnelligkeit macht es das natürlich zu einem anderen Niveau.
Was natürlich auch anders ist - die hohe Anzahl an Spielen. Die Hinrunde bei den Espoirs bestand aus neun Spielen, jetzt sind es hier fünfzehn, immer in Blocks von vier Spielen. Dass man jede Woche bereit sein muss, ist ein weiterer Unterschied. Dadurch sind es natürlich weniger Pausen.
TR:Wie war es von der persönlichen Seite her dich in Vannes einzuleben. Mit Chris Hilsenbeck kanntest du da ja schon jemanden…
EM: Natürlich hat es geholfen Chris und noch ein paar andere, die ebenfalls beim La-Rochelle-Nachwuchs waren, zu kennen. Dazu spreche ich gut französisch und englisch, das hilft immer.
TR: Die Haare dürften ja mittlerweile langsam wieder dran, nachdem du zum Einstand einmal kahl geschoren wurdest. Als Vannes-Spieler ist man in der 50.000-Einwohner-Stadt ja durchaus kein Unbekannter. Wirst du mittlerweile in Vannes ab und an erkannt?
EM: Die Haare sind schon längst wieder dran! Und nun ja, ab und zu sicherlich. Aber es ist nicht so, dass man sich nicht in die Stadt trauen kann, ohne von Leuten angesprochen zu werden. Es hält sich in Grenzen, es ist ganz entspannt.
TR:Anderes Thema, du wirst ja sicher mitbekommen haben, dass Julius Nostadt nächste Saison höchstwahrscheinlich in der erstklassigen Top 14 spielt. Perspektivisch würde dich das sicher auch noch reizen, oder?
EM: Ja natürlich, ich habe immer gesagt, dass es mein Ziel ist, da will ich hin. Aber da denke ich jetzt aktuell nicht dran, davor muss ich noch ganz viel Arbeit leisten. Meine Aufgabe ist jetzt hier in Vannes und ich konzentriere mich nicht darauf, was in ein paar Jahren kommt. Für mich ist wichtig, was nächste Woche kommt, was im Laufe dieser Saison geschieht. Und wenn ich hart arbeite kommt der Rest von allein.
Es ist gerade einmal gut drei Monate her, da hat Eric Marks sein stürmisches Debüt in Biarritz gegeben und mit einem Try-Assist gefeiert
TR: Wenn du jetzt Mal zurückblickst - weil normalerweise wirst du ja von Training zu Training denken. Aber vor einem Jahr, vor zwei Jahren. Es ging schon steil auf bisher mit deiner Karriere bisher und du spielst auf dem allerhöchsten Niveau bisher.
EM: Klar, wenn ich jetzt zurückdenke, vor einem Jahr und das Jahr davor. Ich habe immer Fortschritte gemacht. Natürlich spiele ich aktuell auf dem höchsten bisherigen Level und auch meine Leistung ist auf dem höchsten Niveau der letzten Jahre. Fitnessmäßig fühle ich mich gut, auch wenn das schon immer relativ gut war, so langsam kommt auch eine gewisse Erfahrung dazu. Aber trotzdem kommt immer was dazu, andere Trainingsmethoden am Anfang der Saison. Da entwickelt man sich immer weiter, in Sachen Skills bin ich immer dabei mich weiterzuentwickeln. Kurz gesagt, vor einem Jahr war ich nicht auf dem Niveau, auf dem ich jetzt bin. Diese Verbesserung gab es von Jahr zu Jahr.
TR:Du sagst, dass du dich immer weiter entwickelst. Wir erinnern uns gerne an den Pass zum Versuch gegen Biarritz bei deinem Debüt in der Pro D2 - im vollen Lauf punktgenau über 15 Meter. Was meinst du, wo hast du noch am meisten Potenzial dich zu verbessern?
EM: An der Konstanz, denke ich. Natürlich weiß ich, dass ich passen kann. Aber manchmal kommt da halt ein perfekter Pass raus, wie gegen Biarritz, aber manchmal geht der Ball nicht genau dahin, wohin er soll. Aber so gut, so viel muss ich ja eh nicht passen. Bei mir geht es dann eher um Ballvorträge und Tackles, dass die konstant gut sind. Man kann zwar nicht immer perfekt sein, aber man kann zumindest daraufhin arbeiten. Und ich finde, dass es wirklich das wichtigste ist - konstant zu werden, in dem, was man macht.
TR:Wir wünschen dir dabei auf jeden Fall viel Erfolg und danken dafür, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast.
Kurioser Straftritt
Ich denke, Regel 8, Nr. 20 ist da eindeutig: "Wenn eine Mannschaft einen Straftritt zu den Stangen anzeigt, muss sie auch zu den Stangen treten." Ein erkennbar absichtlicher Verstoß dagegen könnte sogar als Foulspiel nach Regel 9, Nr. 7 angesehen werden.
Dezember 16, 2019
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Letzte Aktualisierung ( Donnerstag, 12. Dezember 2019 )