Acht Jahre lang Vize und nun der Chefcoach der All Blacs - Ian Forster. Foto (c) NZRU
Die Rede in Neuseeland ist vom zweitwichtigsten Job der Nation - gleich hinter dem der Premierministerin von Aotearoa Jacinda Ardern. Der Coaching-Job bei den All Blacks war frei und das gesamte Land am anderen Ende der Welt war zusammen mit dem Verband NZRU auf der Suche (TR berichtete). Nachdem zuletzt zwei der vier heißesten Kandidaten auf den vermeintlichen Traumjob abgesagt hatten, ist man in Neuseeland fündig geworden. Der bisherige Co-Trainer Ian Foster wird Nachfolger vom 2015er-Weltmeistertrainer Steve Hansen. Die Kritik an Fosters Wahl ließ nicht lange auf sich warten.
Es ist die vermeintlich kleine Lösung. Nachdem bereits Fosters Vorgänger Steve Hansen einst 2011 vom Vize zum Chefcoach aufgestiegen war, wiederholt sich diese Prozedur in Neuseeland quasi. Acht Jahre lang war Foster Hansens zweiter Mann und die Wahl des 54-jährigen dürfte als vorsichtige Wahl der risikoscheuen Verantwortlichen in Neuseelands Rugby-Hierarchie interpretiert werden.
Monatelang hatte man beim Verband in Neuseeland die Optionen abgewägt, insgesamt 26 Kandidaten interviewt, währenddessen einer der heißesten Kandidaten, Dave Rennie, bei Australien unterschrieb. Warren Gatland wiederum sagte ebenso wie Joe Schmidt aus eigenen Stücken ab. So blieb dem Verband quasi nur noch die Wahl zwischen Crusaders-Coach Scott Robertson und dem bisherigen Co-Trainer Foster.
Foster verspricht „Aura der Unbesiegbarkeit“ wiederherzustellen
Zunächst haben sich Foster und der Verband auf eine zweijährige Vertragslaufzeit geeinigt. Angesichts der anspruchsvollen neuseeländischen Öffentlichkeit jedoch ist davon auszugehen, dass Foster nur bei entsprechenden Erfolgen so lange im Amt bleiben wird. Immerhin wird Foster keinerlei Eingewöhnungsphase benötigen. Das Trainer-Team wird künftig ähnlich aussehen, wie bisher. Foster selbst will dem Team wieder das nötige „Mana“ (Maori-Sprache für Aura) verleihen und dem Team dem Nimbus der Unbesiegbarkeit geben.
Doch so wenig Einarbeitung Foster auch brauchen wird, so fraglich ist, ob er dem Team neue Impulse geben kann. Immerhin war er fast eine Dekade Teil des Trainerteams, das die All Blacks taktisch schlecht vorbereitet ins Halbfinale der WM gegen England schickte, welches am Ende mit 9-17 verloren ging. Dazu experimentierte das Trainerteam in den letzten Monaten vor der WM immer wieder in der Hintermannschaft - ohne dass der Erfolg dies gerechtfertigt hätte. So wundert es auch kaum, dass Fosters Wahl auf wenig Gegenliebe gestoßen ist. In den sozialen Medien überwog die Kritik, gerade auch weil Fosters Konkurrent Robertson als der innovativere und modernere gilt.
Foster muss sich und das Team neu erfinden
Dazu hat Foster, anders als Robertson mit seiner Titelverteidigung bei den Crusaders zuletzt, seit 2011 kein Team mehr als Cheftrainer betreut. Davor war er Coach beim Super-Rugby-Team Chiefs und das weitaus weniger erfolgreich als Dave Rennie. Dieser war einer seiner Konkurrenten um den All-Blacks-Job und wird künftig den Erzrivalen Australien trainieren. So sprach ein Australier Rugby-Journalist auf Twitter aus, was viele dachten: „Viele rivalisierende Teams werden mit der Wahl Fosters zufrieden sein“.
Bis zum Juli nächsten Jahres, wenn Neuseeland im heimischen Eden Park auf Wales trifft, bleibt Foster um sich selbst und das Team neu zu erfinden. Auf ihm lastet nun der Druck der Rugby-verrücktesten Nation der Erde, die künftig Ergebnisse sehen will.
|