Dieser Tage steht für das deutsche Rugby viel auf dem Spiel - morgen in Heidelberg brauchen Nationalmannschaft und Verband die Unterstützung der Fans. Foto (c) Perlich
Morgen Nachmittag spielen unsere schwarzen Adler in ihrem Rugby-Wohnzimmer in Heidelberg gegen die Niederlande. Soweit nichts sonderlich Außergewöhnliches - doch die Konstellation, in der diese Partie stattfindet, ist eine besondere. Nicht nur tritt morgen im Fritz-Grunebaum-Sportpark ein blutjunges und runderneuertes Adler-Team an, das die Unterstützung der deutschen Fans sowieso verdient hätte. Der Verband insgesamt befindet sich in finanziell schwierigen Zeiten. Umso mehr wird am Samstag jeder einzelne in Heidelberg benötigt: Um diese junge hoffnungsvolle Mannschaft anzufeuern und ebensosehr, um den in finanzielle Schieflage geratenen Verband zu unterstützen.
Präsident Harald Hees war Anfang der Woche den außergewöhnlichen Schritt gegangen und hatte sich per offenem Brief (Link) aufgrund der von ihm als „desolat“ beschriebenen Lage an Rugby-Deutschland gewandt. Der erst seit wenigen Wochen im Amt befindliche Hees sprach darin explizit von einer „erdrückenden“ Finanzlage, die er und sein Team um Finanz-Vize Mathias Entenmann bei Geschäftsübernahme vorgefunden hätten.
Unter der vorangegangen Verbandsführung, die mit Robin Stalker ausgerechnet von einem ausgewiesenen und erfahrenen Finanzfachmann geleitet wurde, habe der Verband weit über seinen Verhältnissen gelebt. Auf der Ausgabenseite, so ist zu hören, seien die Kosten explodiert, ohne dass sich etwas an der Einnahmenseite getan hätte. Genau deshalb sei man nun auf jeden Euro angewiesen, um Schlimmeres abzuwenden und bittet offensiv um finanzielle Unterstützung.
Sicherlich ist keinem der Beteiligten dieser Schritt einfach gefallen. Doch es steht viel auf dem Spiel - aktuell ist lediglich der olympische Bereich, also das Siebener-Rugby, durch die Förderung des Innenministeriums ordentlich durchfinanziert. Doch selbst dies stünde akut auf dem Spiel, sofern der Verband insgesamt seine Finanzziele verfehlt. Die Lage ist allem Anschein nach dramatischer, als in weiten Teilen der Rugby-Community angenommen - so wurde dieser Tage bekannt, dass die U18 im kommenden Jahr aus finanziellen Gründen nicht an der EM teilnehmen wird können.
Sich dennoch genau jetzt in schwierigen Zeiten hinter den Verband zu stellen, der die Summe aller Rugby-Clubs und Spieler Deutschlands ist, wäre die Pflicht eines jedem, dem an der Entwicklung des Sports hierzulande gelegen ist. Der legendäre US-Präsident John F. Kennedy hatte einst in seiner Amtseinführungsrede im Jahr 1961 gesagt: „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt.“
Umgemünzt auf die heutige Situation im deutschen Rugby sollte sich jeder angesprochen fühlen, das zu tun, was im Rahmen seiner Möglichkeiten steht. Ein Anfang wäre am Samstag die junge Adler-Mannschaft von Mark Kuhlmann in Heidelberg gegen die Niederlande zu unterstützen. Wenn man sich in der Lage sieht, die Spendenaktion des DRV im sogenannten Club der 1000 (Link), oder auf Better Place zu unterstützen, umso besser.
Zu lange verharrte die deutsche Rugby-Community in der Erwartung von Millionen-Beträgen durch Mäzene oder versprochene Großsponsoren. Beide Träume, sowie die gemachten Versprechungen von Leistungszentren und Großprojekten, sind wie eine Seifenblase zerplatzt. Jetzt muss der Verband endlich auf ein solides Fundament gesetzt werden, ohne sich dabei von den Launen Einzelner abhängig zu machen. Wenn die deutsche Rugby-Community sich in diesen Tagen und besonders morgen, hinter Mannschaft und Verband stellen, wäre das ein wichtiger erster Schritt.
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