Rugby vereint für Männergesundheit: Es ist Movember, auch in Rugby-Deutschland
Geschrieben von TotalRugby Team
Mittwoch, 20. November 2019
Die selbsternannte Fatgang mit einer Reihe von TSV-Handschuhsheim-Spielern nimmt den Movember in diesem Jahr besonders ernst.
Sie gehören zum Spätherbst fast so sehr, wie das schlechte Wetter auf Deutschlands Rugbyplätzen - die Rede ist von den Movember-Schnurrbärten bei den Ruggern hierzulande. Während viele den Oberlippenbart lediglich als lustiges Accessoire verstehen, steckt hinter der Movember-Bewegung weitaus mehr. Es geht um die Gesundheit der Männer weltweit, um typische Krankheiten wie Prostata- und Hodenkrebs, Spenden für deren Erforschung zu sammeln und Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Eine Gruppe von Aktiven und Ehemaligen des TSV Handschuhsheim hat sich vorgenommen, die Aktion wieder ins Rampenlicht zu rücken und dabei Spenden für die deutsche Krebshilfe zu sammeln.
2. Juni 2019: Johnny Williams läuft zum allerersten Mal mit der berühmten roten Rose Englands auf der Brust in den Rugby-Tempel Twickenham ein. Der 23-jährige hatte beim Premiership-Klub Newcastle Falcons soeben eine überragende Saison beendet und wurde von Coach Eddie Jones mit seinem ersten Einsatz im England-Trikot gegen die Barbarians belohnt. Er sollte ihn mit einem Versuch krönen und diesen 2. Juni mit der Hoffnung beenden, noch die allerletzte Chance auf den Sprung in Englands WM-Kader zu nutzen - doch es sollte ganz anders kommen.
Drei Monate später verfolgte Williams das WM-Geschehen aus Japan vom Krankenhaus-Bett in England aus. Was war geschehen? Williams hatte bereits im Frühsommer eine Verhärtung in seinem Hoden festgestellt, war jedoch von nichts Schlimmeren ausgegangen und hatte drei Monate lang nichts unternommen. Als 23-jähriger Profi-Sportler, ohne Krebs-Fälle in der eigenen Familie und mit einem gesunden Lebenswandel, hatte er niemals damit gerechnet, selbst betroffen sein zu können, wie er der BBC erklärte. Tatsächlich hatte sich bei ihm ein Tumor gebildet und erst nach einer Kollision im Training, die bei ihm einen stundenlang anhaltenden Schmerz im Hoden auslöste, wagte er schließlich den Gang zum Arzt.
Williams wurde noch am gleichen Tag gründlich durchgecheckt und musste sich in den folgenden Wochen einer Operation, sowie einer Chemotherapie unterziehen. „Ich wünschte ich hätte früher etwas gemacht, dann hätte ich mir die Chemotherapie sparen können und würde jetzt schon wieder spielen können“, so Williams vergangene Woche gegenüber der BBC. Umso mehr will der Falcons-Profi nun auf das Problem aufmerksam machen und betont weiter: „Geht zum Arzt, niemand wird euch auslachen, egal wie klein es auch sein mag, was euch stutzig macht!“ (Link zur gesamten Story von Williams)
Ein ähnlich gearteter Fall rüttelte auch eine Gruppe von Aktiven und Ehemaligen des TSV Handschuhsheim um Ex-Löwen-Prop Ferdinand Sacksofsky wach. Sie hatten schon vor zehn Jahren erstmals zum Movember Spenden gesammelt und ihre Schnurrbart-Bilder online gepostet. Aber ein Krebsfall im Freundeskreis machte der Gruppe von Löwen-Ruggern klar, wie akut das Thema noch immer ist. „Es kann jeden jederzeit treffen, das muss man sich bewusst machen“, so Sacksofsky im Gespräch mit TR.
Mit Felix Martel und Marcus Bender zählen zwei aktuelle Nationalspieler und mit Jens Schmidt ein ehemaliger Kapitän der DRV XV zur Gruppe, die in diesem November spenden für die deutsche Krebshilfe sammelt und fleißig ihre Mo-Bilder bei Instagram und Facebook postet. Initiator Sacksofsky im Gespräch mit TR weiter: „Krebs ist immer scheiße, egal wen es trifft, deswegen spenden wir an die Krebshilfe, die einen tollen Job macht - und wollen so unseren Beitrag im Kampf gegen diese Krankheit liefern.“ (Details wie ihr spenden könnt, findet ihr am Ende des Artikels)
Für die selbsternannte Handschuhsheimer „Fatgang“ ist der Movember auch eine Rugby-Tradition. Und während die Entstehung des Movember im Jahr 2003 im australischen Melbourne zuerst einmal nichts mit Rugby zu tun hatte, ist die Bewegung doch enger mit Rugby, als mit jedem anderen Sport verknüpft. Travis Garone und Luke Slattery hatten 2003 in einem Pub die sprichwörtliche Schnapsidee, den aus der Mode gekommenen Schnurrbart wieder beliebt zu machen. Ihnen wurde schnell klar, wie viel Aufmerksamkeit ihnen die aus der Mode gekommene Gesichtsbehaarung bescherte und verbanden die Idee, inspiriert von einer Spenden-Sammelaktion der eigenen Mutter, mit dem heutigen Zweck der Bewegung.
Schon seit Jahren tragen Rugby-Spieler aus der ganzen Welt die Movember-Message um den Globus, wie hier die All Blacks 2013
Es waren von Anfang an vor allem Rugby-Spieler, die diese Idee in die Welt trugen und ihr Aufmerksamkeit verschafften. Die traditionellen November-Länderspiele waren von Beginn an Schauplatz für die neuesten Mo-Trends und über die Jahre stieg das Interesse und damit auch die Spendenbereitschaft der Öffentlichkeit immer mehr. Mehr als 600 Millionen Dollar hat die Movember Foundation laut eigenen Angaben seit 2003 an Spenden gesammelt, Tendenz steigend.
Neben den Geldern, die weiter dringend für die Erforschung der verschiedenen Krebs-Varianten gebraucht werden, geht es aber damals wie heute auch darum, auf das Thema aufmerksam zu machen. Der Fall des England-Profis Johnny Williams zeigt - es kann jeden treffen und jeder sollte sich darüber im Klaren sein, worum es sich handelt und worauf man achten sollte. Die Movember-Foundation hat einige wichtige Informationen auf ihrer Webseite gesammelt, die sich jeder durchlesen sollte (Link). Wer direkt bei der Sammelaktion der Handschuhsheimer Fatgang mitmachen will, kann dies sowohl direkt über die Krebshilfe tun (Link - mit der Bitte eine Bestätigung der Summe per E-Mail an die Handschuhsheimer über
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zu senden ), oder via Paypal (an das Konto
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) über Initiator Sacksofsky. Aktuell steuern die Handschuhsheimer auf die 1000-Euro-Marke zu und jeder weitere Euro hilft. Am Ende des Monats wird es von den Handschuhsheimer eine genaue Übersicht mit allen eingegangenen Spenden geben.