"Das Spiel endete unentschieden; es hätte genauso gut umgekehrt kommen können"
Dieser alte Fußball-Kalauer passte genau so auf das Spiel wie der Satz, dass eine gute Mannschaft auch ein schlechtes Spiel gewinnen kann, notfalls mit einem Pünktchen.
Dabei spielte Neckarsulm nicht einmal grottenschlecht, aber für seine Verhältnisse nicht gut, während Nürnberg offensichtlich sein bisher bestes Spiel ablieferte. Die Neckarsulmer Schwächen begannen im Sturm, namentlich in der Gasse.
Wenn man etliche eigene Gassen durch schrägen Einwurf abgibt und kein Mittel findet gegen die simple Nürnberger Gassen-Strategie (der einzige Fänger steht zunächst vorn, geht dann nach hinten, dann wieder nach vorn, um sich liften zu lassen) - dann bekommt der Gegner auch bei einer Dreiviertelreihe des guten Mittelmaßes durch die vielen Spielbälle eine ausgeprägte statistische Chance zum Erfolg.
Und diese Chance nahmen die Franken wahr: schon nach zehn Minuten erzielte man durch schnelles Öffnen an der Eckfahne den verdienten ersten Versuch. Die Neckarsulmer Hintermannschaft wirkte verunsichert, da auch nach eigenen Gassen der Ball oft unsauber zum Halbpaar kam und sich so in der Hintermannschaft schwaches Handspiel einschlich.
Nach zwanzig Minuten aber hatten sich die Blauen gefangen, kamen mehrfach aussichtsreich vor das Nürnberg Malfeld, und bei einem Konter der Hintermannschaft konnte Santi Schiavini seinen Überkick erlaufen und ablegen; die gelungene Erhöhung brachte die knappe Führung, die allerdings durch einen Straftritt für Nürnberg bald wieder verloren ging.
Die Halbzeitansprache der Neckarsulmer Trainer schien gefruchtet zu haben, denn die Blauen zogen jetzt mit dem Sturm ein zermürbendes Phasenspiel auf, und nach einem solchen Angriff konnte Gedrängehalb Kilian Bibby rechts um das Spielerknäuel gehen und zum 14 : 8 ablegen. Ein Strafkick für Nürnberg brachte diese wieder heran, ehe Schiavini einen Strafkick für Neckarsulm verwandelte.
Nürnberg drängte jetzt im Bewusstsein, dass ein erhöhter Versuch das Spiel entscheiden konnte, und die eingewechselte Neckarsulmer Ersatzbank bekam einen Crash-Kurs im Verteidigen. Sie konnte aber nicht verhindern, dass Nürnberg an der Eckfahne zum Versuch kam. Weil die Erhöhung danebenging, trennte nur noch ein Pünktchen die Kontrahenten, die sich jetzt nichts schenkten.
Für Neckarsulm war Angriff nun die beste Verteidigung; paradoxerweise hatten die Blauen jetzt ihre besten 10 Minuten des Spiels. Ihr Sturm belagerte minutenlang das Nürnberger Malfeld. Am spektakulärsten war aber ein Druchbruch der Dreiviertelreihe, bei dem sich ein Neckarsulmer bis zur Mallinie steppte, während eine Spielertraube an ihm hing; er verlor aber im Malfeld den Ball nach vorn und sein Handauf war natürlich kein Versuch. Leider ließ sich ein Neckarsulmer Spieler zu einer unguten Ansage an den Schiedsrichter hinreißen, was eine rote Karte und eine schier endlose Nachspielzeit ergab. Die Nürnberger hielten den Ball nach dem fälligen Strafkick minutenlang in ihren Reihen, konnten aber gegen die leidenschaftliche Verteidigung der Neckarsulmer Bank nur bis ins Mittelfeld vorstoßen.
Ein nervenaufreibendes Spiel - wie gesagt: es hätte auch umgekehrt kommen können. Das Mittelfeld der 2. Liga ist erfreulich ausgeglichen.
Zum Schluss noch ein Fußball-Kalauer aus meinem Kohlenpott, der hoffentlich weder für Neckarsulm noch für Nürnberg jemals Realität werden möge:
"Also ährlich, dat Spiel heute war zwar schlechter wie dat letzte, aber immerhin, womma sagen, immer noch besser wie dat nächste."
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