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TR-Interview mit Polen-Trainer Duiane Lindsay: „Wir wollen gegen Deutschland etwas holen“
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 30. Oktober 2019

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Duiane Lindsay trainiert seit gut 1,5 Jahren die Nationalmannschaft Polens, kennt aber auch die Bundesliga als ehemaliger Trainer bei Germania List sehr gut.

Duiane Lindsay ist der Headcoach der polnischen Rugby-Nationalmannschaft, dem kommenden Gegner unserer schwarzen Adler (Samstag 15 Uhr Ankick in Lodz). Der Nordire coacht Deutschlands östlichen Nachbarn bereits seit gut anderthalb Jahren und kennt sich gut aus in der Rugby Europe Trophy. Lindsay kennt sich aber auch im deutschen Rugby vorzüglich aus, denn sein letzter Job war der als Trainer von Bundesligist Germania List. Wir haben uns mit Lindsay über das kommende Match, den Trophy-Wettbewerb, sowie die Entwicklung des polnischen Rugbys insgesamt unterhalten.

TotalRugby: Hallo Duiane, Danke erstmal dafür, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Angesichts deiner Trainer-Tätigkeit in Deutschland, die ja erst ein gutes Jahr her ist, wird das Spiel am Samstag gegen die Adler sicher ein besonderes für dich, oder?

Duiane Lindsay: Absolut, ich habe mich auf dieses Spiel schon seit einer Weile gefreut. Einige Jungs von der Germania kommen auch hier her, es wird ein tolles Spiel. Es könnte aus unserer Sicht unter besseren Bedingungen stattfinden, aber die Vorfreude ist definitiv da. Uns fehlen einige Spieler, aus Frankreich beispielsweise, deshalb haben wir ein sehr junges Team am Start. Wir werden sehen, wie wir uns am Wochenende schlagen werden.

TR: Du hast ja sicher auch einen Blick auf den deutschen Kader geworfen. Die Adler treten ja ebenso mit einer sehr jungen Mannschaft an - glaubst du, dass es ein gutes Duell werden wird?

DL: Ich denke schon. Mark (Mark Kuhlmann, DRV-XV-Trainer; Anmerkung der Redaktion) denkt wir seien der Favorit, aber ich sehe es genau andersherum. Ich erwarte ein sehr starkes deutsches Team, mit einer äußerst physischen Spielweise. Ich habe meinen Jungs gesagt, dass sie dagegenhalten müssen. Es werden zwei junge Mannschaften auf dem Feld stehen, auch wenn wir vielleicht ein wenig mehr Erfahrung, aber genauso Spieler die erst 18 oder 19 sind. Ich denke sie werden sich dem Kampf stellen.

TR: Du bist ja schon eine Weile der Nationaltrainer Polens und hast ein wenig Erfahrung. Welche Rolle glaubst du können die polnischen Fans spielen?

DL: Freitag wird hier ein Feiertag sein und wir hoffen, dass die Fans zahlreich zu diesem Spiel kommen werden. Es ist der Tag des WM-Finales - auf jeden Fall wird es sehr laut werden. Die Polen stehen immer lautstark hinter ihrem Team.

TR: Nach mittlerweile knapp anderthalb Jahren in Polen - wie hat sich deine Amtszeit bisher gestaltet?

DL: Großartig, ich habe es wirklich genossen soweit. Es ist eine andere Herausforderung als im Vereinsrugby, wo man den Druck und die Erwartungen jeden Tag hat. Wenn man sich von den sozialen Medien und den Kommentaren fernhält, macht es richtig Spaß (lacht). Wir sind aber immer noch ein Team im Aufbau, das dauert seine Zeit mit dem Nationalteam. Erst recht, wenn man nicht jedes Mal mit denselben Spielern arbeiten kann.

Polens Zeszutek ist einer der starken Ballträger des Teams

TR: Würdest du denn insgesamt einen Aufwärtstrend feststellen im polnischen Rugby?

DL: Absolut. Beispielsweise wird jede Woche ein Spiel der ersten Liga auf Polsat Sport (der führende Pay-TV Sender in Polen; Anmerkung der Redaktion), das bringt viel Aufmerksamkeit. Das wird uns mittelfristig sicherlich helfen. Polsat überträgt aktuell auch die WM-Spiele, das hat für Zulauf bei den Vereinen gesorgt. Wir versuchen aber auch an der Basis zu arbeiten, Touch-Rugby in den Schulen wird langsam aber sicher eine große Sache. Das ist auch Teil meiner Aufgabe, mich um die Tag-Rugby-Endrunde zu kümmern, auch wenn 400 schreiende Kinder gleichzeitig manchmal ein Albtraum sein können (lacht). Es wird viel Arbeit hier gemacht und langsam stellen sich die Erfolge ein.

Wir haben mit dem Nationalteam einen Neuanfang gewagt und da habe ich meinen Spielern auch gesagt, man muss bereit sein wieder von vorne anzufangen, eventuell auch auf einem niedrigeren Niveau. Portugal hat genau das gemacht, die Niederlande tun es und Deutschland wird es jetzt auch machen müssen. Da muss dann auch ein radikaler Schnitt erfolgen, so dass man von Grund auf neu aufbauen kann. Mit Blick auf das deutsche Team, da wird jetzt wieder Aufbauarbeit geleistet und irgendwann geht es für das Team sicher auch wieder hoch.

TR: Wie kann man die Voraussetzungen, mit denen ihr arbeitet, mit Deutschland vergleichen. Trainieren die Spieler der Nationalmannschaft regelmäßig zusammen?

DL: Leider nicht, ich habe diese Woche das erste Mal alle Spieler zusammen seit dem Schweiz-Spiel im März. Letztes Jahr hatten wir ein Camp im Sommer in Rovigo, eine Woche lang. Aber das ließ sich dieses Jahr nicht realisieren. Deshalb sind wir erst seit Montag alle zusammen und trainieren seit Dienstag mit zwei kurzen Einheiten pro Tag. Ich habe das heute morgen auch in einem Interview mit Polsat gesagt - manchen Leuten ist nicht klar, wir bekommen die Jungs nur für 15 Tage im Jahr zusammen. Da ist es hart Fortschritte zu machen.  

TR: Seid ihr als polnischer Verband trotz dieser Herausforderungen ambitioniert?

DL: Absolut, wir wissen, dass es nicht von heute auf morgen geht. Aber unser Ziel ist es in die Top drei der Rugby Europe Trophy zu kommen. Natürlich wird es dieses Jahr nicht einfach, nach dem Deutschland-Heimspiel werden wir drei Mal auswärts antreten müssen. Bereits heute morgen habe ich gegenüber Polsat gesagt - wenn wir gegen Deutschland einen Sieg holen, steht es sehr gut um unsere Chancen.

TR: Mit Blick auf Samstag - der deutsche Trainer Mark Kuhlmann erwartet von euch ein sehr physisches Spiel, einen harten Sturm.

DL: Wir haben tatsächlich ein paar sehr gute Ballträger. Wir waren nicht immer dermaßen gut im Gedränge, haben aber daran gearbeitet und sind klar besser geworden. Wir haben mittlerweile auch einen Prop mit Erfahrung in der englischen Championship (zweite Liga in England; Anmerkung der Redaktion) ins Team gebracht, er wird hoffentlich einen Unterschied machen.

TR: Worauf müssen sich die deutschen Fans einstellen, jetzt wo wir „nur“ noch in der Rugby Europe Trophy spielen. Wie kann man das Spielgeschehen zur Championship vergleichen?

DL: Es ist auf jeden Fall sehr körperlich und vom letzten Jahr ausgehend - da gab es drei Gruppen innerhalb der Trophy. Oben waren die Niederlande und Portugal, hart und sehr schnell, insgesamt sehr gute und ausgeglichene Teams. Dann die Schweiz und uns in der Mitte, physisch starke Teams, gerade die Schweizer mit ihren vielen Franzosen, sowie Litauen und die mittlerweile abgestiegenen Tschechen. Ich vermute, dass sich das ähnlich entwickeln dürfte, ich sehe Deutschland und die Niederlande als Top-Teams der Gruppe. Im Vergleich mit der Championship ist das Skill-Niveau insgesamt natürlich ein wenig niedriger. Die meisten Teams kommen vor allem über den Sturm, gerade jetzt, wo die Portugiesen aufgestiegen sind.

Mit Germania List feiert Lindsay unter anderem den zweifachen Playoff-Einzug

TR: Eine allerletzte Frage, du hast uns verraten, dass du deinen Ex-Klub Germania List und das Geschehen in der Bundesliga noch immer verfolgst. Was glaubst du, wie schlagen sich die Germanen dieses Jahr?

DL: Erst Mal war ich überrascht, dass Leipzig jetzt da oben steht. Im Norden spielt Hannover 78 sicher eine besondere Rolle und ist dem Rest ein wenig voraus, sie sind eine wirklich gute und harte Mannschaft. Germania hat das Zeugs zu Platz zwei, auch wenn ein paar Spieler weggegangen sind, oder wegen Nationalmannschafts-Abstellungen fehlen. Aber ein Finish unter den Top zwei, das wäre doch eine fantastische Saison für Germania.

TR: Vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast.

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