Jaco Otto punktete zwar für die Löwen gegen die RGH, doch für den Sieg reichte es für seinen TSV dennoch nicht. Foto (c) Contin
Tabellenführer TSV Handschuhsheim wurde vom Lokalrivalen RGH nach nur einem Spieltag an der Spitze des Oberhauses gestürzt. Meister Frankfurt ist nun wieder auf dem Platz an der Sonne. Im Norden konnte Hannover 78 seine Spitzenposition in einem hart erkämpften Sieg über den Verfolger RK 03 festigen. Alles zum Wochenende im Rugby-Oberhaus.
Süd/Ost
SC Frankfurt 1880 33-13 Heidelberger RK
Der amtierende Meister ist zurück an der Spitze der Rugby-Bundesliga. Ein souveräner Erfolg über den Klub brachte den 1880ern dank Schützenhilfe der RGH den Platz an der Sonne. An der Frankfurter Feldgerichtstraße boten beiden Teams nicht immer allerfeinstes Angriffsrugby, - Handling-Fehler führten zu vielen Unterbrechungen - jedoch zeigte sich der Gastgeber in jedem Bereich des Spiels überlegen und siegte schlussendlich verdient.
Coach Byron Schmidt allerdings gab sich nur bedingt zufrieden mit der Leistung seines Teams: „Wir waren dominant“. Gleichwohl habe man zuvor schon souveränere Leistungen abgeliefert, so der Südafrikaner im Gespräch mit TR. Tatsächlich hatte man in der Anfangsphase Probleme mit den Bedingungen und den Sturmangriffen des Ruderklubs. Tatsächlich gingen die Klub-Recken durch einen Straftritt von Kicker Steffen Liebig in Front.
Das erste offensive Lebenszeichen der Männer vom Main gab es nach einem perfekt ausgespieltem Konter. Ein mäßiger Befreiungskick des Klubs verstand Frankfurts Außen Edo Stella als Einladung und setzte unwiderstehlich zum Konter an. Sein Run endete erst unter den Stangen und schon lag 1880 mit 7-3 vorne. Doch nur wenige Minuten später stellte wieder Liebig vom Hütchen zum 6-7, aus Klub-Sicht ging man in Reichweite Richtung Pause.
Doch noch vor dem Pausenpfiff sollte die Frankfurter Mannschaft, in die Trainer Schmidt einige Youngster aus der so erfolgreichen Jugendabteilung eingebaut hatte, für klarere Verhältnisse sorgen. Ein weiterer Konter, den Emil Rupf zum Versuch abschloss, sowie der zweite Streich von Edo Stella schraubten den Punktestand der Gastgeber auf 20 Zähler hoch.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs ein ähnliches Bild wie im ersten Durchgang. Zuerst kam Frankfurt nach einigen Wechseln nicht richtig ins Spiel und der Klub per Paket auf 13-20 ran. Hoffnungen auf eine Aufholjagd hielten sich aber nicht sonderlich lange. Über Achter Oliver Stein und ein Paket kam 1880 noch zu zwei weiteren Versuchen, die das Ergebnis am Ende etwas deutlicher aussehen lassen, als dies nach dem Spielverlauf angebracht wäre.
Aus Frankfurter Sicht dennoch ein voller Erfolg und Trainer Schmidt freute sich besonders über die zunehmend erfolgreiche Integration des eigenen Nachwuchses: „Uli Byszio baut seit zehn Jahren die beste Jugendabteilung des Landes auf, mehr und mehr Youngster rücken jetzt nach. Mittlerweile wollen 35 Spieler in unseren Spieltagskader und es wird für mich schwieriger da eine Auswahl zu treffen“, so Coach Schmidt gegenüber TR.
Frankfurt jedenfalls trifft in der kommenden Woche auf Vizemeister Handschuhsheim in einem Rematch des Endspiels der Vorsaison. Der HRK empfängt parallel Luxemburg und könnte im Falle einer Niederlage hinter den aktuell auf dem vorletzten Rang liegenden RCL abrutschen.
RG Heidelberg 23-7 TSV Handschuhsheim
Die RG Heidelberg stürzt den Tabellenführer in einem aufregenden Derby, das erst nach dem Pausentee entschieden wurde. Dabei hatten die Orange Hearts aufgrund einer Sperre aller Rasenplätze der Stadt Heidelberg sogar ihr Heimrecht aufgeben müssen und waren im Lions Park auf der „falschen“ Neckarseite zum Derby angetreten. Doch der vermeintliche Nachteil wurde nie zu einem solchen - kein Wunder, dass Trainer Mustafa Güngör mit der Leistung seiner Orangenen zufrieden war: „Wir haben uns in der ersten Halbzeit gegen einen starken TSV schwer getan und sind erst in der 2. Halbzeit etwas mehr zu unserem Spiel gekommen und haben dann taktisch cleverer gespielt.“
Weiter erklärte der ehemalige Nationalmannschafts-Neuner im Gespräch mit TR: „Kämpferisch muss man vor beiden Teams den Hut ziehen, da es bis zum Ende ein sehr physisches Spiel auf Augenhöhe war. Dieses Mal mit dem glücklicheren Ende für uns!“ Zunächst hatte sein Team einem Rückstand hinterherrennen müssen, nachdem Jaco Otto seine Löwen in unnachahmlicher Manier in Front gebracht hatte. Doch dieser Vorteil währte nicht lange - ausgerechnet im Gedränge machten die auswärts spielenden Gastgeber Druck und legten über Erste-Reihe-Brocken Dickinson den Ausgleich, mit dem es auch in die Pause ging.
Der stark kickende Verbinder Benedikt Spieß besorgte nach dem Pausentee mit zwei Straftritten eine 13-7 Führung - die entscheidende Phase kam dann nach einer gelben Karte für Löwen-Routinier Gregor Hartmann. In Überzahl spielte die RGH ihren Vorteil clever aus und kam über Hakler Elmar Heimpel zum zweiten Versuch, den Spieß erneut sicher verwandelte. Ein weiterer Straftritt brachte die Löwen dann endgültig außer Reichweite. Insgesamt hatte der Vizemeister und bis dato Tabellenführer zu viele Fehler gemacht und durch unsaubere Defensive Straftritt um Straftritt kassiert.
Nach dem Spiel geht es dennoch erst Mal für beide Teams bergab in der Tabelle. Die RGH musste Lokalrivalen Neuenheim vorbeiziehen lassen, hat aber bereits am nächsten Spieltag die Gelegenheit, dies geradezurücken. Die Löwen wiederum erwartet ein heißer Tanz im Rematch des Bundesliga-Finales gegen 1880 Frankfurt - tatsächlich könnten beide Teams die Plätze tauschen und die Löwen zurück an die Spitze kehren, sofern ihnen ein Sieg daheim gelingt.
Rugby Pforzheim 12-35 SC Neuenheim
Pforzheims Spielertrainer Fabian Broughton hat keine leichte Aufgabe in der Goldstadt. Der Neuseeländer muss eine Mannschaft formen, die sich noch nicht gefunden hat. Dabei geht der Innendreiviertel ein ums andere Mal selbst voran. Doch selbst seine zwei Versuche im Duell mit Aufsteiger Neuenheim sollten seinem Team nicht einmal ein Pünktchen bescheren. Denn zweierlei Dinge kommen den Rhinos aktuell teuer zu stehen: Die mangelnde Disziplin und die akute Schwäche im Gedränge. Ersteres bescherte Pforzheim zwei gelbe Karten in kurzer Folge in Durchgang eins, der Neuenheim auf die Siegerstraße brachte und und letzteres kostete die Gastgeber immer wieder wertvolle Feldposition.
Schon zur Pause führte Neuenheim so mit 18-7, wobei der zweite Versuch von Königsblau per über die Mallinie geschobenen Gedränge erzielt wurde - aktuell ist der Scrum der Rhinos den Anforderungen des Oberhauses nicht gewachsen, könnte man meinen. Das könnte gerade gegen den sturmstarken RK Heusenstamm im kommenden Duell zu einem riesigen Problem werden, denn eine Niederlage gegen die Füchse würde Pforzheim endgültig in den Abstiegskampf verwickeln. In Durchgang zwei am Samstag ein ähnliches Bild: Neuenheim zeigte sich reifer in der Spielanlage und klar besser bei den Standards.
Zwei weitere SCN-Versuche bescherten dem Gast den Offensiv-Bonus und einen am Ende souveränen Sieg, mit dem der Sportclub in der Tabelle gar auf Rang drei rückt. Jedoch rückt nun der deutlich härtere Test gegen die RGH in den Fokus - ein Sieg gegen die Orange Hearts und die Neuenheimer würden zu einem echten Playoff-Kandidaten reifen.
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
SC Frankfurt 1880 |
5 |
24 |
+146 |
2 |
TSV Handschuhsheim
|
5 |
20 |
+151 |
3 |
SC Neuenheim |
5 |
20 |
+74 |
4 |
RG Heidelberg |
5 |
19 |
+79 |
5 |
Heidelberger RK |
5 |
6 |
-48
|
6 |
Rugby Pforzheim
|
5 |
5 |
-64 |
7 |
RC Luxembourg |
5 |
3 |
-177 |
8 |
RK Heusenstamm |
5 |
2 |
-161 |
Nord/Ost
Hannover 78 20-8 RK 03 Berlin
Es war am Ende wohl ein Arbeitssieg, um ein altes Fußballklischee zu bedienen. Auf tiefem Geläuf war es weniger der Ballzauber, als die harte Arbeit, die Hannover 78 den so wichtigen Heimsieg im Spitzenspiel der Nordstaffel besorgte. 78-Coach Benjamin Krause nach dem Abpfiff gegenüber TR: „Es war ein hartes Spiel, wir sind einfach in unser Spiel gekommen und haben zu wenig aus den Chancen gemacht und gleichzeitig zu viele Fehler - da ist unser Anspruch ein anderer.“ Trotz der kritischen Worte des Coaches steht unter dem Strich der angestrebte Sieg und die unangefochtene Spitzenposition im Norden.
Bis zur Pause waren zwei erfolgreiche Straftritte von Hannovers Neuner Jan Piosik der einzige Unterschied zwischen dem gastgebenden Tabellenführer und dem gastierenden Zweiten. Als der RK dann nach der Pause zum 3-6 verkürzen konnte, roch es in Hannover kurzzeitig nach einem ausgeglichenen Duell. Schnell jedoch konnte 78 seinen Status untermauern und nach einem schnell angekratztem Ball war es Felix Schippe, der der zum ersten Versuch ablegte. Das wiederum schien den RK aber so richtig zu wecken, der zu einer Belagerung des 78-Malfelds ansetzte, die eine gute Viertelstunde dauern sollte.
Der Versuch sollte schließlich durch einen schnell angekratzten Ball zum 8-13 aus Berliner Sicht fallen. Jetzt zeigte sich die Reife von 78 als Spitzenteam, die die Berliner mit dem Messer zwischen den Zähnen in der eigenen 22 verteidigten und trotz Berliner Dauerdruck vom Malfeld fernhielten und schließlich spät durch Prop Igor Marinkovic den K.O.-Treffer zum Endstand setzten. Der späte Versuch des 78-Kraftpakets beraubte Berlin um den anvisierten Bonuspunkt und Hannover steht erstmals mit mehr als einem Sieg Abstand an der Spitze der Nord-Tabelle.
Die Männer vom RK 03 Coach Bonanno wurden dadurch von Leipzig überholt und haben nun mit dem kleiner Berliner Derby gegen die Grizzlies die Chance den Anschluss an 78 zu halten. Durch das verlegte Duell mit dem BRC und der anschließenden Länderspielpause hat 78 derweil eine längere Verschnaufpause bis zum 9. November.
RC Leipzig 50-12 Berliner RC
Überragende Vorstellung der Sachsen gegen den direkten Rivalen Berliner RC. Im heimischen Stahmeln unterstrich der RCL die aktuell Stärke und den Anspruch um die Spitzenplätze im Norden mitzureden - der Bonuspunktsieg über die Hauptstädter bringt dem RCL den zweiten Platz in der Tabelle ein. Team-Manager Sven Paukstat macht im Gespräch mit TR unter anderem auch den neuen Gameplan für den sportlichen Aufschwung verantwortlich - dieser gehe „mehr und mehr ins Blut über“. Jetzt, so Paukstat wolle man sich „oben festsetzen“.
Wenn die Leistung am Wochenende ein Fingerzeig ist, muss sich der Rest der Nordstaffel warm anziehen. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase waren es vor allem die Südafrikaner Sibya und van Zyl, die immer wieder für die Gastgeber wirbelten. Ein Solo-Versuch von Spielmacher Pule Sibya, der sich das Leder selbst per Bodenroller vorlegte, war der schönste im gesamten Spiel. Zwei weitere Versuche des Leipziger Starspielers schraubten das Ergebnis zur Pause schon auf 31-12 hoch.
Leipzigs Sibya läuft zu einem seiner Versuche ein
Nach der Pause ließen es die Leipziger dann zunächst etwas gemächlicher angehen, bis Jafele und Außen Heine weiter am Rekordsieg der Leipziger über den BRC arbeiteten. Aus neutraler Sicht war nur das ruppige Spiel in Durchgang zwei, mit zwei Gelben auf Leipziger und einer auf Berliner Sicht, bedauernswert. Bei den Gastgebern wird man es verschmerzen können, steht man doch aktuell besser da denn je zuvor in der Erstliga-Geschichte! Gegen den HRC heißt es kommende Woche nachlegen, während die Berliner nun zwei Wochen Zeit haben, um ihre Wunden zu lecken, da die Partie gegen Hannover 78 auf den 16. November verlegt wurde.
RC Berlin Grizzlies 28-26 Hamburger RC
Ein imminent wichtiger Sieg für die Grizzlies, die zuletzt mehrmals knappe Pleiten hatten einstecken müssen, gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen den Hamburger RC lieferten sich die Hauptstädter einen wahrhaften Rugby-Krimi und gingen am Ende knapp aber verdient als Sieger vom Feld. Schlüssel zum Sieg für die Gastgeber war die Verteidigung, an der sich die sturmstarken Hanseaten wieder und wieder die Zähne ausbissen.
Eine späte Drangphase mit dem Anschlussversuch Minuten vor dem Ende hätte die Berliner fast noch den Sieg gekostet, aber am Ende konnte das Team des australischen Coaches Ian Fowler den Sieg über die Zeit retten. Für die Grizzlies bedeutet dieser Sieg der Plätzetausch mit dem direkten Rivalen HRC. Das kommenden Auswärtsspiel bei der Lister Germania dürfte jedoch eine schwere Aufgabe werden - der HRC empfängt parallel den RC Leipzig in der heimischen Saarlandstraße.
SG Odin/Döhren - SC Germania List
Machtdemonstration der Lister Germania und eine riesige Enttäuschung für den Aufsteiger, nachdem man gegen den HRC noch ein vielversprechendes Match abgeliefert hatte. „Germania war einfach eine Nummer zu groß für uns, wir haben die ersten zwanzig Minuten durchgehalten, dann war schluss“, so Odin-Abteilungsleiter de Riva gegenüber TR. Tatsächlich stand es nach einem Viertel der Partie noch 0-0, doch dann folgte die erste von insgesamt vier gelben Karten für die SG, da ein schneller Strafkick der Germania verhindert wurde.
Danach fielen die Versuche im Minutentakt, bereits zur Pause hatten die Gäste ihr Punktekonto auf 24-0 ausgebaut und auch nach der Pause zeigten sie wenig Gnade aber dafür umso mehr Spielwitz. Weitere fünf Versuche, darunter ein Strafversuch für ein sabotiertes Gedränge am SG-Malfeld, sorgten für die bisher höchste Saisonpleite der Gastgeber. Während sich Germania auf Rang vier vorarbeitet und aktuell nur noch zwei Zähler Rückstand auf den Zweiten Leipzig hat, sieht die Lage für den Aufsteiger alles andere als rosig aus. Der direkte Konkurrent HRC konnte parallel punkten und so beträgt der Abstand auf das rettende Ufer mittlerweile sieben Zähler und auch der Auswärtstrip zum RK 03 nächste verspricht kein Zuckerschlecken zu werden.
Tabelle
Rang |
Team |
Spiele |
Punkte |
Differenz |
1 |
Hannover 78
|
5 |
22 |
+77 |
2 |
RC Leipzig |
5 |
16 |
+58 |
3 |
RK 03 Berlin
|
5 |
15 |
-4
|
4 |
SC Germania List
|
5 |
14 |
+44 |
5 |
Berliner Rugby Club
|
5 |
13 |
+21
|
6 |
Berlin Grizzlies |
5 |
10 |
-5 |
7 |
Hamburger RC
|
5 |
10 |
-30
|
8 |
SG Odin/Döhren
|
5 |
3 |
-161 |
|