RWC-Update: England ist als erstes Team im Viertelfinale, während Japan weiter siegt
Geschrieben von TotalRugby Team
Samstag, 5. Oktober 2019
England und Owen Farrell sind als erstes Team im Viertelfinale der WM. Foto (c) Perlich
Die Rugby-WM in Japan brachte auch am dritten Super-Samstag einige tolle Spiele. Die wichtigste Nachricht des Tages: England ist im Viertelfinale nach einem überzeugenden Sieg über Argentinien, die damit fast schon draußen sind. Japan siegt derweil weiter - ein überzeugender Sieg gegen Samoa mit Bonuspunkt brachte den Brave Blossoms die Pole Position auf den Viertelfinaleinzug in Gruppe A. Jedoch müssen gegen Schottland im letzten Gruppenspiel am kommenden Sonntag noch Punkte her, damit Japan sicher im Viertelfinale ist.
Englands Spielstil nannte Argentiniens Hakler Agustin Creevy im Vorfeld des so wichtigen Gruppenspiels im Tokyo Stadium „langweilig“ - das eine oder andere Mal war man heute geneigt, dem Argentinien-Veteran zuzustimmen. Fast durchgehend kickten Englands Spielmacher Ford und Farrell das ovale Leder im eigenen Ballbesitz weg, selbst in Argentiniens Hälfte. Wenig Risiko bei eigenem Ballbesitz, dafür umso mehr Druck auf den Gegner, wenn dieser das Leder in den Händen hat. Diese einfache, aber umso effektivere Marschroute zeichnete England früher aus. Sich auf den überlegenen Sturm verlassen und nur auf Risiko zu spielen, sobald sich eine große Chance ergibt.
Dabei hatte England auf den Luxus, dass Argentinien sich von Anfang an selbst sabotierte. Schon vor dem Spiel hatte sich Coach Mario Ledesma überraschenderweise für den 33-jährigen Benjamin Urdapilleta auf der Zehn entschieden und gegen Nico Sanchez, den seit Jahren besten Spielmacher der Argentinier. Die Entscheidung war der erste einer langen Fehlerkette - Urdapilleta, der in Frankreich bei Castres ein grundsolider Verbinder ist, wirkte auf diesem Niveau überfordert. Zu wenig Zeit blieb dem Routinier mit dem Ball und mehrmals wirkte er ob der anfliegenden englischen Verteidiger überfordert.
Englands Sieg über Argentinien im Video
Dann verpasste Argentinien zwei goldene Möglichkeiten zum Versuch durch Moroni und Carreras. Stattdessen punktete England und noch viel schlimmer für Argentiniens Chancen - Zweite-Reihe-Stürmer Lavanini kassierte eine berechtigte rote Karte für ein hartes Tackle gegen Englands Farrell, genauer gesagt dessen Kiefer. Lavanini verließ das Feld unter Tränen, wohl wissend, dass seine WM und die Chancen seines Teams damit begraben waren. England wiederum wich nicht von seiner konservativen Taktik ab, kam aber immer wieder so zu seinen Chancen. Insgesamt sechs Versuche brachten England als erstes Team ins Viertelfinale.
Der wohl erfreulichste aus englischer Sicht war der des eingewechselten Jack Nowell. Der explosive Außen hatte sich im Premiership-Finale am Knöchel verletzt, scheint nun aber zurück zu alter Form gelangt zu sein und konnte gegen die Gauchos einen tollen Versuch an mehreren Verteidigern vorbei legen. Für England geht es aller Voraussicht nach gegen Frankreich am nächsten Wochenende um den Gruppensieg - vorausgesetzt les Bleus sichern sich morgen gegen Tonga ebenso das Viertelfinale in Kumamoto. Ein Sieg von les Bleus würde im Übrigen auch das Aus der Argentinier bedeuten - nachdem los Pumas 2015 noch das Halbfinale erreicht hatten, muss diese WM dann sicherlich als Enttäuschung gewertet werden.
Japan macht wichtigen Schritt Richtung Viertelfinale
Der Gastgeber konnte dann im Abendspiel gegen Samoa im Toyota Stadium nachlegen. Dabei ist der Kampf ums Viertelfinale in Gruppe A ein Dreikampf. Japans später Bonuspunktsieg über Samoa bringt den Brave Blossoms die Tabellenführung ein - jedoch können noch Schottland und Irland an den Gastgebern vorbeiziehen. Das Spiel gegen Schottland kommenden Sonntag vor über 70.000 Zuschauern in Yokohama wird entscheidend sein. Ein Sieg der Japaner würde jegliche Diskussionen erübrigen, aber selbst bei einer Niederlage könnten die Gastgeber mit Bonuspunkten den Weg ins Viertelfinale schaffen - es wäre das erste Mal.
Heute jedenfalls taten sich die Männer um Kapitän Micheal Leitch lange schwer. Anders, als gegen Irland, spielte Japan erstaunlich konservativ und kickte viele Bälle weg. Der Sturm um Leitch und den jungen Dritte-Reihe-Stürmer Kazuki Himeno konnten den samoanischen Monster-Sturm unter Kontrolle halten und selbst Akzente mit dem Ball in der Hand setzen. Die beiden Außen Matsushima und Lemeki, sowie der eingewechselte Fukuoka erledigten den Rest. Japan könnte erstmals den Weg ins WM-Viertelfinale schaffen, es wäre ein Stück Rugby-WM-Geschichte.